WeltkulturerbeChemiker untersucht Gewässer im Park des Schloss Augustusburg in Brühl

Lesezeit 3 Minuten
Ein älterer Mann hält ein Buch in die Kamera, hinter ihm ist eines der Gewässer im Park von Schloss Augustusburg zu sehen.

Autor Gerd Schwedt geht gern im Schlosspark spazieren und möchte sein Wissen mit den Menschen teilen.

Der Bonner Chemiker im Ruhestand hat festgestellt, dass die Gewässer im Schlosspark wenige chemische Auffälligkeiten aufweisen.

Jeden Tag zieht es Touristen aus ganz Deutschland zur Welterbestätte Schloss Augustusburg – doch nur die wenigsten interessieren sich für die Gewässer, die den weitläufigen Schlosspark umgeben. Das möchte Georg Schwedt, ein Bonner Chemiker im Ruhestand, ändern. Er hat die Bachläufe und künstlich angelegten Gräben rund um den Park chemisch wie historisch untersucht.

„Eine gewässerkundliche Kulturgeschichte“ lautet der Untertitel der mehr als 100 Seiten langen Analyse, die in Buchform als siebter Band in einer Reihe ähnlicher Texte erschienen ist. „Viele Menschen wissen gar nicht, wie viel Geschichte in diesen Gewässern steckt“, bedauert Schwedt und deutet auf einen der großen Gräben an der Vorderseite des Schlosses.

Grenzen zwischen natürlichen und künstlichen Gewässern unklar

Denn auch, wenn Schloss Augustusburg erst Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, lassen sich einige der künstlichen Wasseranlagen laut historischen Quellen auf eine Zeit vor den Kurfürsten datieren. Bei den Flussläufen rund um den Schlosspark verschwimmen dabei die Grenzen zwischen natürlichen und künstlichen Gewässern.

Über die Jahrhunderte wurden die vorhandenen Flussbetten von diversen Landschaftsplanern und den jeweiligen Hausherren des Schlosses nach ihren Wünschen geformt. „Man muss sich bloß einmal vorstellen, wie die Kurfürsten auf diesem Wasser Boot gefahren sind und Enten gejagt haben“, so Schwedt, der in seiner Buchreihe bereits Bäche, Flüsse und Seen in Bornheim oder in der Eifel untersucht hat.

Ich gehe selbst gern im Schlosspark spazieren und möchte mein Wissen mit den Menschen teilen“, begründet der ehemalige Professor sein Interesse. In Laufbahn als analytischer Chemiker war er unter anderem in Göttingen, Stuttgart und Clausthal, zudem verfasste er zahlreiche fachliterarische Texte.

Höhere Belastungen gibt es oft bei Gewässern nahe landwirtschaftlichen Nutzflächen
Georg Schwedt, Chemiker im Ruhestand

Für die Untersuchung der Gewässer hat er einen Laborkasten mitgebracht. Mit einer an ein Seil gebundenen Flasche entnimmt er dem Palmersdorfer Bach, einem der Zuflüsse der Schlossgräben, Wasser und untersucht es auf pH-Wert, Nitrit- und Nitratbelastung. Das Ergebnis der Analyse: Die Gewässer im Schlosspark weisen wenige chemische Auffälligkeiten auf.

„Höhere Belastungen gibt es oft bei Gewässern nahe landwirtschaftlichen Nutzflächen“, erläutert Schwedt, der als größere Auffälligkeit lediglich den Unterschied der Härtegrade an einigen Stellen im Wasser feststellen kann. Dieser sei auf die unterschiedliche Wasserqualität der zufließenden Gewässer zurückzuführen, heißt es im Fazit seiner Analyse.

Im Vorfeld seiner Untersuchungen hat sich Georg Schwedt auch mit der Verwaltung des Schlossparks zusammengesetzt, die sein Vorhaben unterstützt und die Entnahme der Proben zugelassen hat. Der Autor wirft in seiner Analyse auch einen Blick auf viele der umgebenden Bäche und Seen.

„Für mich ist das Lernen über Heimat und Umgebung zentral, nicht der Profit“, so der emeritierte Professor. An seinem Buch, das im Bonner Kid-Verlag erschienen ist, verdiene er nur wenig.

KStA abonnieren