Am Altar, auf den Säulen, den Seitenaltären, der Orgelbühne und der reich verzierten Kanzel schauen Dutzende Engel auf die Besucher herab.
AusflugstippDie Brühler Schlosskirche ist ein Schmuckstück des Barock

Die barocke Pracht von St. Maria von den Engeln in Brühl überwältigt viele Besucher.
Copyright: Margret Klose
Ihr Äußeres mit der schlichten Architektur und dem inzwischen leicht ergrauten Anstrich verrät so gar nichts von der inneren Schönheit der Kirche St. Marien von den Engeln. Einheimische nennen sie ihre Schloss-, oder auch ihre Klosterkirche. Entsprechend groß ist das Staunen der Besucher, wenn sie durch die schlichte Pforte neben dem mächtigen, aus Bronze geschaffenen Eingangsportal treten.
Plötzlich sind sie von goldenen Schnörkeln, meterhohen reich verzierten Marmorsäulen und einer fürwahr himmlischen Engelschar umgeben. Denn überall am Altar, auf den Säulen, den Seitenaltären, der Orgelbühne und der reich verzierten Kanzel schauen geschätzt mehr als 50 kleinere, aber auch lebensgroß wirkende Engel auf die Besucher herab.
Einzigartige Pracht in Brühl
„Diese Pracht ist hier im Rheinland und in NRW einzigartig“, sagt die Sakristanin Jutta Heuser. Auch sie könne sich gar nicht satt sehen an all den Schönheiten. Tatsächlich braucht es eine ganze Weile, um diese Pracht überhaupt erfassen zu können. Regelrecht versinken könnte man in dem über der Orgelbühne schwebenden Engelsorchester.
Golden glitzern die Flügel dieser so grazil wirkenden Himmelswesen und fast meint man, in der stillen Kirche ihre Instrumente — Harfen, Trompeten, Flöten und Geigen — zu hören. Übermächtig pompös, voller Glanz, Prunk, Gold und Schnörkel ist der große Hauptaltarraum verziert, auf dem die gewaltigen, weißen Engel stehen. Auch sie haben weit ausgebreitete goldene Flügel.
Diese Kirche ist auch für mich ein ganz besonderer Arbeitsplatz
Vor ihnen kniet die Heilige Maria. Dargestellt ist die Verkündigungsszene. Nur während der Gottesdienste steht das Tor zum Altarraum weit offen. Doch die Schönheit dieser Kirche und ihres einzigartigen Altarraums ist auch durch das Gittertor bestens zu erkennen.
Seit 23 Jahren arbeitet Jutta Heuser in den Brühler Gotteshäusern als Küsterin – länger als 15 Jahre auch in der Schlosskirche. „Diese Kirche ist auch für mich ein ganz besonderer Arbeitsplatz“, sagt sie. Ehrfurcht, aber auch Demut empfinde sie in Anbetracht ihrer Anmut und Schönheit.

Sakristanin Jutta Heuser bereitet auch die Gottesdienste in der Schlosskirche vor.
Copyright: Margret Klose
Von ganz ähnlichen Empfindungen erzählen ihr auch schon mal die Menschen, die in das Gotteshaus strömen. Öfter bekommt sie von ihnen auch diesen Satz zu hören: „Das hier ist ja ein Stück Bayern in Nordrhein-Westfalen.“ Und tatsächlich könnte man in Anbetracht der überladenen, königlich wirkenden Kirche glauben, in einem der berühmten bayerischen Wallfahrtsgotteshäuser zu stehen.
Dabei war die Kirche in Brühl ursprünglich eher schlicht ausgestattet, sie war eine Klosterkirche der Franziskaner und gehörte zum umliegenden Kloster. Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Hermann von Hessen ließ sie in den Jahren 1491 bis 1493 erbauen. Auf einem Schriftstück, das in der Kirche hängt, ist genau nachzulesen, dass der pompöse barocke Stil erst unter Kurfürst Clemens August Einzug hielt. Er ließ das Gotteshaus zur Schlosskirche umgestalten.
Den Hochaltar errichtete 1745 ein Meister des Barocks, der auch im Schloss Augustusburg seine Handschrift hinterließ - der Würzburger Balthasar Neumann. Direkt neben dem Textauszug ist ein Schwarzweißfoto zu sehen, das die Schlosskirche nach dem Luftangriff vom 28. Dezember 1944 zeigt. Eine Bombe traf damals auch die Schlosskirche und das Gewölbe stürzte ein und ein Großteil der Innenausstattung wurde zerstört.
Schon 1949 begann der Wiederaufbau. Einige Ehrenamtler, die auf ganz unterschiedliche Weise mitgeholfen und sich mit sehr viel Herzblut engagiert haben, hat Jutta Heuser als Küsterin noch kennengelernt. Sie ist überzeugt: „Wenn die Frömmigkeit, die diese Kirche ausdrückt, so in allen Menschen wäre, dann gäbe es gar keine Kriege.“
Die Kirche St. Maria von den Engeln, Schlossstraße 2, ist täglich außer montags von mindestens 11 bis 16 Uhr geöffnet.