Das Geheimnis der SahneheringsfiletsBrühler Feinkosthersteller Merl feiert Jubiläum

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Der Feinkosthersteller Merl produziert seit einem halben Jahrhundert in Brühl-Ost.

Brühl – Mit Fug und Recht kann der Brühler Feinkosthersteller Merl von sich behaupten, ein Erfolgsrezept zu besitzen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. „Zarte Heringsfilets in frischer Sahnesauce“ sind ein Renner. Und das seit Jahrzehnten. Rund zwei Millionen der 500 Gramm schweren, ovalen Packungen mit blauem Deckel wurden im vergangenen Jahr verkauft.

Die Fisch-Spezialität ist dabei nicht nur das populärste Produkt des Familienunternehmens. Es ist längst ein Teil seiner Identität. „Der Bekanntheitsgrad ist tatsächlich enorm“, sagt Susanne Merl, die als Vertreterin der dritten Generation in der Geschäftsführung arbeitet und wie ihr Bruder Edmund als Leiter Einkauf zu den Mitgesellschaftern des Lebensmittelproduzenten zählt.

Brühler Familienbetrieb

Die nach wie vor handverlesenen Heringsfilets aus dem Hause Merl gehören in Nordrhein-Westfalen und vielen anderen Bundesländern zum Standardsortiment in den Supermarktregalen. Produziert wird die Ware seit exakt 50 Jahren in Brühl. Damals stampfte das Unternehmen binnen kurzer Zeit an der Wesselinger-Straße, unweit der Autobahnauffahrt Brühl-Ost, ein neues Werk aus dem Boden, weil man am bisherigem Sitz in Köln-Raderthal an seine Grenzen stieß.

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Susanne Merl gehört zur Geschäftsführung. Sie lenkt die Geschicke des Familienunternehmens in dritter Generation. 

Mit einer internen Feier wird man bei Merl das Jubiläum begehen und dabei nicht nur auf die Vergangenheit anstoßen. „Wir sind stolz auf unsere Innovationskraft“, sagt Susanne Merl. Immer wieder sei es den rund 140 Mitarbeitern gelungen, die passenden Antworten auf veränderte Nachfrage zu finden und selbst Trends zu setzen.

Zum großen Sprung setzte man Mitte der 1960er-Jahre an. Die Unternehmensführung erkannte, welche neuen Chancen sich angesichts der deutlich besseren Kühlmöglichkeiten in Transport und Handel boten. „Wir waren die Ersten in Deutschland, die Feinkost ohne Konservierungsstoffe angeboten haben“, erklärt Susanne Merl.

Feinkost ohne Konservierungsstoffe

Damit traf man einen Nerv. Die Menschen in der jungen Republik waren froh, sich dank des deutschen Wirtschaftswunders wieder etwas gönnen zu können und griffen gern bei Fleischsalat und Fischspezialitäten zu. „Damals hat das Unternehmen richtig Fahrt aufgenommen“, macht Susanne Merl deutlich.

Seit Anfang der 80er bot Merl dann auch Desserts wie Schokoladen-Mousse an und schrieb damit eine weitere Erfolgsgeschichte. Inzwischen ist die Zukunft vegan. Jedenfalls zum Teil. Auch diesen Trend will man im Brühler Osten nicht verpassen. Nachdem man bereits 2012 die ersten vegetarischen Salate ins Sortiment genommen hat, gibt es seit vergangenem Jahr auch vegane Desserts.

Feinkosthersteller Merl

Das Unternehmen

Die Wurzeln des Unternehmens Merl reichen bis ins Jahr 1933 zurück. Edmund Merl produzierte damals Heringshappen, Mayonaise und Rollmöpse. Zunächst in der Kölner Südstadt, später an der Brühler Straße in Köln-Raderthal. Seit 1972 hat das Unternehmen seinen Sitz in Brühl, wo die Betriebsstätte zuletzt vor elf Jahren um ein Tiefkühl-Lager erweitert wurde. Seit 2018 gehört Merl zur Cloppenburger „Wernsing Food-Family“. Besonders beliebt ist der Werksverkauf. So kann auf dem Firmengelände an der Wesselinger Straße 18 – 20 donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr eingekauft werden. (wok)

Noch vor Weihnachten sollen drei vegane Varianten von Mousse auf den Markt kommen. Weiße und braune Schokolade sowie Haselnuss werden die Sorten sein. „Und die sind richtig lecker“, sagt Susanne Merl, die, bevor sie in die Geschäftsführung rückte, als diplomierte Lebensmitteltechnologin in der Produktentwicklung und Qualitätssicherung tätig war. „Der Geschmack und die Qualität stehen bei uns immer an erster Stelle“, betont sie. Man wolle kein Massenhersteller sein, sondern weiterhin auf sorgfältige Handarbeit setzen.

Einzelhandel größter Abnehmer

Dass dies Personal erfordert und letztlich seinen Preis hat, nimmt man in Kauf. „Wir definieren uns über die Qualität“, sagt die Unternehmerin. Viele Produzenten stellten ähnliche Waren in deutlich größerer Stückzahl und auch günstiger her, aber der Konsument merke eben auch einen Unterschied im Geschmack. Sie selbst, sagt Susanne Merl, würde ihre Produkte jederzeit mit verbundenen Augen erkennen.

Dreiviertel der Lieferungen aus dem Hause Merl gehen in den Einzelhandel, an große Supermärkte, aber zeitweilig auch zu den Discountern. Das übrige Viertel des Geschäfts macht Merl mit Gastronomie, Großabnehmern und im Catering. Bis die Pandemie den Flugverkehr großenteils lahmlegte, versorgte man auch Airlines mit Feinkost.

Rohstoffe werden teurer

Insgesamt sieht Merl sich gut aufgestellt. Auch wenn man die rapide steigenden Energiekosten und Preise für Rohstoffe „nicht vollends an die Kunden weitergeben könne“. Man habe versucht vorzusorgen, etwa schon viele Gläschen für Desserts gekauft und auf dem Betriebsgelände gelagert, erklärt die Mitinhaberin.

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Seit 2018 gehört Merl zur Cloppenburger „Wernsing Food Family“. „Wir haben nun einen starken Partner an unserer Seite, der uns den Rücken frei hält, uns aber unternehmerisch eigenständig schalten und walten lässt“, macht Susanne Merl deutlich. Das Werk in Brühl bleibt daher absehbar in der jetzigen Größe erhalten. Und noch etwas wird sich vorerst nicht ändern: Spätestens kurz vor der Karnevalszeit wird man die Belegschaft wieder ein wenig aufstocken, um der Nachfrage nach Sahne-Heringsfilets gerecht zu werden. Die seien dann besonders gefragt, sagt Susanne Merl. Das sei seit Jahrzehnten vertrautes Geschehen.

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