Zuwanderer akzeptierenInitiative diskutiert über Situation von Migranten

Bashar aus Syrien erzählt in einem Interview seine Geschichte. Er lebt seit 2015 in Bonn und ist als Kriegsflüchtling anerkannt.
Copyright: Höhne
Brühl – Dieser Film sorgt für Gesprächsstoff. Und das will er auch. Denn die Dokumentation mit dem Titel „Bleibeperspektive, eine machtvolle Praxis“ legt den Finger in eine politische Wunde: die Zuwanderung.
Drei Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, und mehrere Mitarbeiter der Integrationsarbeit aus Bonn kommen in dem Film zu Wort. In Interviews schildern sie die Realität ungeschminkt, authentisch, bewegend.
Am Anfang erzählt Joseph seine Geschichte. Der Afrikaner, der als Minderjähriger floh, lebt seit 15 Jahren in Deutschland, er arbeitet hier. Er wurde verfolgt, floh, bat in Bonn um Asyl, wurde aber bis heute nicht anerkannt. Er ist nur geduldet, denn einen Pass hat er nicht. „Ich bin hier angekommen. Aber angenommen bin ich bis jetzt noch nicht.“ Schlaflose Nächte hat auch Bashar, eine junger Mann aus Syrien. Er kam 2015 nach Bonn, wurde als Kriegsflüchtling anerkannt. Dann wartete er länger als ein Jahr auf einen Platz in einem Integrationskurs – für ihn verlorene Zeit. In seiner Heimat war er Radio-Journalist. Jetzt überlegt er, in Deutschland zu studieren. Er spürt, dass davon seine Perspektive, dauerhaft anerkannt zu werden, abhängt.
Ungewisse Perspektive
Die dritte Geschichte handelt von dem Syrer Amar (60), dem Vater von zehn Kindern, der nur eingeschränkten Schutz erhielt und keine Erlaubnis hat, die Familie nachkommen zu lassen.
Das machte der Film deutlich: Ob die Männer in Deutschland bleiben können, ist ungewiss. In dieser Situation wünscht sich die Bonner Integrationsbeauftragte Coletta Manemann mehr Fingerspitzengefühl beim Thema Integration. „Ein Bett, eine Wohnung, ein Sprachkurs: Dann sollen die Flüchtlinge zufrieden und – zack, zack! – integriert sein. Das ist so nicht möglich“, sagt sie in dem Film. Sie vermisst eine klare, bundesweite Strategie.
Zwischen Ohnmacht und Mut
Bei den Beispielen mache sich Ohnmacht über die gegenwärtige Situation breit, sagte ein Mann in der anschließenden Debatte im Begegnungszentrum Margaretas. Andere Anwesende machten Mut. „Ich empfinde es als wertvoll, Menschen in ihrem Ankommen in Brühl zu begleiten, es erweitert auch meinen Horizont“, so eine Brühlerin. Es sei sicher nicht leicht, geduldig zu bleiben, aber wichtig, weiterhin Appelle an politische Entscheidungsträger zu senden, ergänzte Celia Sachs vom Kölner Flüchtlingsrat.
Den Filmabend hatte Norbert Weyres, Vorsitzender des Fördervereins der Brühler Initiative für Völkerverständigung, gemeinsam mit Karin Tieke, Sprecherin der Initiative, organisiert. Auf das Werk, eine verdichtete, 48-minütige Momentaufnahme und Analyse, war Weyres in Köln aufmerksam geworden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Den Film hat das Kommunale Integrationszentrum im Rahmen des Programms „KOMM-AN NRW“ initiiert und konzipiert. Die Projektleiterin Souad El Hasnaoui von der Stabsstelle Integration der Stadt Bonn erarbeitete ihn zusammen mit dem Medienprojekt Wuppertal.