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Fotografie als PassionMario Wiesner ist rund um Brühl auf der Jagd nach Polarlichtern

4 min
Buntes Licht am Horizont spiegelt sich in einem Gewässer.

Polarlichter im Rheinland: Auf dem Foto spiegeln sie sich scheinbar in einem See. Tatsächlich handelt es sich um eine Pfütze.

Der Hobbyfotograf aus Sechtem lauert mit seiner Kamera Wildtieren und seit einiger Zeit auch Naturphänomen auf.

Langweilig wird es Mario Wiesner bei seinem Hobby nie – auch wenn er dafür mitunter viele Stunden bei lausiger Kälte auf der Lauer liegt und wartet. Ohne sich zu bewegen, geht der Mann aus Sechtem dann mit seinen Gedanken spazieren, überlegt sich zum Beispiel neue Ausflugsziele, bei denen er noch tiefer in die Lebensräume der heimischen Tierwelt eintauchen kann.

Der 47-Jährige ist leidenschaftlicher Hobby-Fotograf. Für den passenden Schnappschuss harrt er Stunden – mitunter sogar ganze Nächte aus. Seine Motive findet er im Sechtemer Wäldchen, aber auch am Rhein in Wesseling, am Entenfang in Keldenich und im Villewald, oberhalb von Brühl, wo er in Pingsdorf viele Jahre bei seiner Tante gelebt hat.

Seit eineinhalb Jahren den Naturphänomenen auf der Spur

Doch seit langem sind es nicht nur die Tiere des Waldes, die den Hobbyfotografen nachts aus dem Bett ins Freie treiben. Seit etwa eineinhalb Jahren spürt er auch Naturphänomene auf, so wie zuletzt die Polarlichter die auch in Nordrhein-Westfalen deutlich und in einer einzigartigen Pracht zu sehen waren. „Als ich hörte, dass es wieder heftige Sonnenstürme geben soll, war ich direkt wie elektrisiert“, berichtet Wiesner.

Mehr zufällig habe er im Mai 2024 von diesen Sonnenstürmen gehört, die es je nach Intensität möglich machen, dass die Polarlichter auch am Himmel über Brühl und Bornheim zu sehen sind. „Völlig unvorbereitet bin ich damals bei Einbruch der Dunkelheit mit meiner Kamera losgezogen und habe dann Tausende Fotos geschossen.“ Nie zuvor habe er die Polarlichten so intensiv und schön gesehen.

Seitdem haben ihn die Nordlichter nicht mehr losgelassen. Zahlreiche Fachbücher hat er inzwischen gelesen. Regelmäßig tauscht er sich in verschiedenen Foren mit Gleichgesinnten aus. Und auf seinem Handy schlagen längst Nordlichter-Apps Alarm, wenn die Wahrscheinlichkeit für Polarlichtern über seiner Heimat steigt. So wie in den vergangenen Tagen, als wieder heftige Sonnenstürme dazu geführt, dass Menschen wie Wiesner kein Auge in das Nacht zubekamen. „In Nordrhein-Westfalen bleiben Polarlichter ja eine Ausnahme“, erklärt er. Maximal zwei- bis dreimal im Jahr bestehe die Möglichkeit, dass die roten, grünen oder sogar weißen Formationen am Himmel im Rheinland zu sehen seien.

„Dazu muss der Himmel allerdings auch möglichst wolkenlos sein“, erklärt er. Alle Prognosen haben sich bewahrheitet, als Wiesner am Dienstag gegen 21 Uhr die Haustür hinter sich zuzog und mit seinem Auto aufs Hochplateau des Vorgebirges fuhr. Dort baute er seine Kameras und seine Stative auf – und wartete. Als er müde wurde, hat er sich im Auto in seinen Schlafsack gerollt, den Wecker auf 30 Minuten gestellt und so – mit Unterbrechungen – bis kurz nach 1 Uhr am Mittwochmorgen geschlafen, als ihn der Polarlichter-Alarm buchstäblich aus dem Schlaf riss.

Zum Glück hatte ich einige Kameras auf Automatik eingestellt
Naturfotograf Mario Wiesner

Wenige Minuten später präsentierte sich ihm ein rotes Farbenspektakel am Himmel. „Zum Glück hatte ich einige Kameras auf Automatik eingestellt“, berichtet er. Ohne sein weiteres Zutun haben sie vollautomatisch alle 15 Sekunden ein Foto geschossen. „Aus der Hand heraus habe ich dann aber auch noch zusätzliche viele Fotos mit dem Handy aber auch einer weiteren Kamera aufgenommen.“ Erst als es hell wurde, fuhr er am Mittwochmorgen heim. Den fehlenden Schlaf wollte er später nachholen – zunächst konzentrierte er sich auf die kommende Nacht – denn wieder waren heftige Sonnenstürme angekündigt.

Den Prognosen zufolge sollten das Spektakel sogar noch heftiger werden und bereits gegen 20 Uhr beginnen. Wiesner war hellwach, als er sich an diesem Abend gegen 18 Uhr erneut auf den Weg machte, um ein gutes Plätzchen zum Fotografieren zu finden. Diesmal war Wiesner nicht allein. Der Hobbyfotograf ist ein Mensch, der sein Wissen und Können gern mit anderen teilt. Und so hat er auch die Mitarbeiterin dieser Zeitung regelrecht infiziert.

Zu sehen ist Mario Wiesner mit seiner Kamera.

Mit seiner Kamera ist Mario Wiesner oft unterwegs, um Nordlichter aber auch Tiere und besondere Momente festzuhalten.

Zusammen mit ihrem Mann fuhr sie los, um mit Wiesner und seinem Sohn Nordlichter zu jagen. Die Kameras waren mit Hilfe des Fachmanns schnell eingestellt – Weitwinkel auf 10 Millimeter – die Belichtung auf 20 Sekunden – und in Position gebracht. Dann hieß es warten. Wiesner erzählte von den vielen Stunden, in denen er schon auf das passende Motiv gewartet habe.

Manchmal sauge er die Stille auf und nehme alle Geräusche wahr, die er so intensiv und deutlich sonst nie höre: Der Ruf des Waldkauzes zum Beispiel, aber auch das mitunter ein bisschen heiser klingende Bellen der Fuchse oder – und auch das habe er erst bei seinen heimischen Fotosafaris gelernt – das unheimliche Glucksen der Kreuzkröten. So verging die Zeit. Es wurde 21 Uhr, 22 Uhr, 23 Uhr.

Kälte kroch unter die Jacke und die Beine hinauf. Irgendwann kapitulierten mein Mann und ich. Durchgefroren fuhren wir nach Hause. Wiesner aber blieb. Nordlichter hat er zwar in dieser Nacht keine mehr gesehen. Dafür konnten wir Lichter im Norden finden, wo über Brühl bunte Laserstrahler den Nachthimmel erhellten.