Glaube, Sitte, Heimat und TraditionPantaleon-Schützen aus Brühl feiern 150. Bestehen

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In bester Laune zeigte sich das Kaiserpaar Josef und Roswitha Pütz, hier mit Hans Clasen (r.), Brudermeister der Schützen Brenig. 

Brühl-Badorf-Eckdorf – Zum 150. Geburtstag der Schützenbruderschaft St. Pantaleon 1872 Badorf-Eckdorf gratulierte am Samstagabend Ministerin Ina Scharrenbach. Sie überreichte dem Brudermeister Markus Brock und dem amtierenden Kaiser Josef Pütz in der offenen Schützenhalle die Ehrenplakette des Landes Nordrhein-Westfalen „zur Anerkennung ihres besonderen Engagements“ unterzeichnet von der Staatssekretärin für Sport- und Ehrenamt, Andrea Milz.

„Schützin, Schütze zu sein, bedeutet, sich dem Gemeinwohl zu verpflichten. Es ist eine Lebenseinstellung“, hatte Ina Scharrenberg die Verdienste der Schützen hervorgehoben. Was es heiße, auf Traditionsfeste und -veranstaltungen zu verzichten, „die fest zusammenbinden“, habe die Corona-Zeit gezeigt, so die Ministerin, die ihre Rede mit „Gut Schuss“ beendete.

Glaube, Sitte, Heimat

Den Glückwünschen der Ministerin schlossen sich viele an, allen voran Bürgermeister Dieter Freytag: „Mit ihren Werten ,Glaube, Sitte, Heimat“ setzen sie liebe Mitglieder der Schützenbruderschaft ein deutliches Zeichen.“ Zwei Jahreszahlen hob Freytag hervor, das Jahr 1961 mit der Gründung der Jungschützenabteilung und 1978 als die Badorfer-Eckdorfer Schützen als erste Bruderschaft im Bund Vorgebirge Frauen als gleichberechtigte Mitglieder anerkannte.

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Eine Verdiensturkunde des Landes überreichte Ministerin Ina Scharrenbach Brudermeister Markus Brock (l.) und dem amtierenden Kaiser Josef Pütz.

Sichtlich bewegt zeigte sich Gottfried Schmitz, als Markus Brock ihn zum Ehrenbrudermeister ernannte. Schmitz leitete 24 Jahre lang die Geschicke der Bruderschaft. Schmitz ergänzte mit einem Auszug aus seiner erst kürzlich fertig gestellten 200-seitigen Chronik der Schützen die Historie um Details. Eineinhalb Jahre lang hatte er dafür Protokollbücher von 1922 bis heute und Urkunden im Archiv der Stadt Brühl studiert.

Bruderschaft von Kriegsheimkehrern gegründet

Als Kriegerverein sei die heutige Bruderschaft 1872 von Kriegsheimkehrern gegründet worden. Erst 1918 sei aus dem Kriegerverein unter dem Einfluss der englischen Besatzer die Schützenbruderschaft St. Pantaleon entstanden.

Für die damaligen Mitglieder sei die Namensänderung „ein Trick“ gewesen, sich den Bestimmungen der Besatzer zu widersetzen, die insbesondere Kriegervereinen, die Benutzung von Schusswaffen, aber auch Festivitäten verboten habe, nicht aber den Bruderschaften.

Erster „weiblicher König“ 1981

Zu einem der Glanzlichter in der Geschichte der Bruderschaft zählte Schmitz den ersten „weiblichen König“ im Bezirk Vorgebirge, Irmgard Probst, im Jahr 1981. Als herausragenden Erfolg verbuchte er das Schießen um die heiß begehrte Bundeskette im Jahr 1953, der erst 61 Jahre später habe erneuert werden können.

Ein Meilenstein sei auch die Errichtung des Hochstandes 1994/ 1995 gewesen. Das Schießen der Majestäten werde seitdem mit der Donnerbüchse entschieden. Der 1. Kommandant Sebastian Steinhauer fertigt dafür aus vielen Metern verleimter Dachlatten besonders stabile Königsvögel. Die hielten in der Regel 120 Schüsse aus der Donnerbüchse aus, so Steinhauer.

Kein Mitgliederschwund durch Corona

Er gieße die Kugeln mit einem Durchmesser von 17,2 Millimetern aus Blei selbst. In Patronen mit Zündhütchen und Schwarzpulver versenkten der Großvater Peter Szarata und die Schießmeisterin Astrid Schmitz die Kugeln, die Filzpfropfen und Wachs in der Hülse hielten, rund 1000 pro Schützenfest.

Nach dem Ausfall der Feste in den letzten zwei Jahren zeigte sich Brudermeister Markus Brock erleichtert: alle Schützen hätten sich zum Jubiläumsfest zurückgemeldet, Corona habe keinen Mitgliederschwund verursacht. Bestens gelaunt zeigten sich auch Kaiser Josef Pütz mit seiner Kaiserin Roswita, der König der Könige, Johannes Pütz und Jugendprinz Florian Schneider.

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