BildungSo reagiert die Politik auf das Nein der Eltern zur zweiten Gesamtschule in Brühl

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das Gebäude der bestehenden Gesamtschule in Brühl.

Die bestehende Gesamtschule an der Otto-Wels-Straße dürfte vorerst die einzige in Brühl bleiben. Ein Ausbau ist jedoch denkbar.

Nach monatelanger hitziger Diskussion liegt nun das Ergebnis der Elternbefragung vor und sorgt für eine Überraschung.

Es ist ein schlichter abschließender Satz in den Unterlagen für die nächste Sitzung des Schulausschusses, der jedoch kaum schwerer wiegen könnte. „Aus der Befragung geht kein Bedürfnis für die Errichtung einer weiteren Gesamtschule in Brühl hervor“, teilt die Verwaltung nach Auswertung der Befragung der Eltern der Brühler Dritt- und Viertklässler mit.

Für das rot-grüne Mehrheitsbündnis ist der jahrelang gehegte Traum von einer weiteren Gesamtschule damit geplatzt. Bei anderen Parteien, Stadtschulpflegschaft und den Kollegien der Clemens-August-Hauptschule (CAS) und Erich-Kästner-Realschule (EKR) ist dagegen kollektives Durchatmen angesagt.

Erleichterung bei der Stadtschulpflegschaft in Brühl

Schließlich hätte der für Sommer 2025 avisierte Start einer zweiten Gesamtschule das Ende der beiden genannten Schulen bedeutet. „Wir nehmen diese Information mit großer Erleichterung und Freude auf“, erklärte Uwe Hehnke, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft.

Zwölf Monate lang habe man sich intensiv mit dem Thema befasst, Diskussionen geführt und sich um eine Information der Eltern bemüht. „Manchmal hatten wir das Gefühl, im Austausch mit den Befürwortern gegen eine Wand zu reden“, so Hehnke.

Für die EKR und CAS ende nun eine schwierige Zeit. „Über beiden Schulen hing stets ein Damoklesschwert. Wer will denn seine Kinder an Schulen anmelden, die es perspektivisch nicht mehr gibt?“, so der Schulpflegschaftsvorsitzende.

Seine leisen Zweifel, dass das rot-grüne Mehrheitsbündnis sich wirklich an die Ankündigung hält und nach dem Veto der Eltern Abstand von der Idee einer weiteren Gesamtschule nimmt, dürften die Aussagen der beiden Parteien zerstreuen.

Simone Weesbach, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, betont: „Für uns war von Beginn an der Wunsch der Eltern und Kinder entscheidend und danach werden wir uns auch weiterhin richten.“

Idee wird von Brühler SPD nicht weiterverfolgt

Es sei zwar kein Geheimnis, dass die rot-grüne Koalition das gemeinsame Lernen befürworte und angesichts der jahrelang hohen Anzahl von Ablehnungen an der Gesamtschule Brühl auch die Möglichkeit der Errichtung einer zweite Brühler Gesamtschule in Betracht gezogen habe, das Ergebnis der Elternbefragung sei jedoch eindeutig, daher werde man die Idee einer zweiten Gesamtschule nicht weiterverfolgen.

Béla Kassan, Weesbachs Pendant bei den Grünen, erklärte: „Wir verstehen die Ergebnisse nun als den Auftrag an die Politik, die Brühler Schulstruktur derzeit so zu belassen, wie sie ist.“ Dennoch sei man froh, diesen Weg gegangen zu sein und den Brühler Eltern und Kindern ein konkretes Angebot zur Weiterentwicklung der Schullandschaft in Brühl gemacht zu haben.

Ich bin positiv überrascht
Holger Köllejan, CDU-Fraktionschef in Brühl

Dem Resultat der Befragung fehlt es nicht an Eindeutigkeit. Bei Gesamtschulen mit einer Mindestzügigkeit von vier Zügen hätten pro Schuljahr mindestens 100 Eltern für diese Schulform votieren müssen. Da es um potenziell zwei Schulen ging, wären demnach 200 voraussichtliche Anmeldungen in jedem Schuljahr nötig gewesen. Die nach einer Rücklaufquote von rund 60 Prozent hochgerechnete Zahl der Befragung lag allerdings nur bei 93.

„Ich bin positiv überrascht“, sagte CDU-Fraktionschef Holger Köllejan, dessen Partei sich genau wie die FDP stets für den Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems in Brühl ausgesprochen hatte. „Die Stadtschulpflegschaft und die Leitungen der Schulen haben gute Aufklärungsarbeit geleistet und die Qualität von EKR und CAS schlüssig dargestellt“, so Köllejan.

Ausbau bestehender Gesamtschule ein Thema

Ein positiver Nebeneffekt bestehe darin, dass sich nun der viele Millionen Euro teure Bau eines Oberstufenzentrums für eine weitere Gesamtschule erübrige.

Hingegen dürfte sich die Politik künftig mit dem Ausbau der bestehenden Gesamtschule beschäftigen. „Es wird zu klären sein, ob aus schulorganisatorischer Sicht ein Erweiterungsbedarf besteht. Daher werden wir zeitnah in weitere Abstimmungen mit der Gesamtschule gehen“, so Weesbach. Auch Hehnke ist für die Diskussion über einen Ausbau zur Fünfzügigkeit offen.

KStA abonnieren