Corrida-BarBetreiber sorgt sich um Zukunft

Gesellschafter Sercan Aybugan und Geschäftsführer Hans-Peter Pesch (r.) hoffen, den Club Corrida am Leben halten zu können.
Copyright: Bettina Jochheim Lizenz
Brühl-Kierberg – „Das Wasser steht uns bis zum Hals“. Bekümmert blickt Hans-Peter Pesch auf die Theke, die Tanzfläche und die rustikalen Tische seiner Diskothek Club Corrida in Brühl. „Hier steckt so viel Geld und so viel Arbeit drin.“
Als Pesch vor etwas mehr als zwei Jahren erfuhr, dass für die Diskothek an der Schulstraße in Brühl-Kierberg ein neuer Betreiber gesucht wird, sei er zunächst zum Brühler Ordnungsamt gegangen und habe dort Erkundigungen eingeholt. „Unter anderem wollte ich im Vorfeld wissen, ob es in der Vergangenheit Ärger mit Anwohnern gegeben hat“, sagt Pesch. Dies sei damals verneint worden. „Ich müsse lediglich darauf achten, dass unsere Gäste nicht falsch parken.“ Daraufhin sei Pesch das Wagnis eingegangen, habe einen Pachtvertrag für die Diskothek über fünf Jahre unterzeichnet und habe fast 70 000 Euro – unter anderem in den Schallschutz – investiert, bevor er auch nur einen Gast in Empfang genommen habe. „Wir haben Herrn Pesch damals das gesagt, worüber wir Kenntnis hatten“, erwidert Brühls Ordnungsdezernent Dieter Freytag. In der 80er Jahren habe es einige Probleme mit der Corrida-Bar gegeben, dies sei jedoch von ganz anderem Kaliber gewesen. Auch später sei es zu unschönen Vorkommnissen gekommen – dies seien damals jedoch „untypische Einzelfälle“ gewesen und „nicht so geballt aufgetreten wie heute“.
Immer wieder klagen Nachbarn der Diskothek über nächtliche Ruhestörungen, Beschädigungen ihres Eigentums und Verunreinigungen „der hässlichsten Form“. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das Brühler Ordnungsamt die Sperrzeiten verlängert.
Zunächst von 5 auf 3 Uhr und inzwischen auf 24 Uhr. Dagegen klagen Pesch und sein Team, der Gesellschafter Sercan Aybugan und die Betriebsleiterin Katica Nedev. Bis das Verwaltungsgericht geprüft hat, ob die Ausdehnung der Sperrzeit auf 24 Uhr rechtmäßig ist, bleibt die Diskothek bis 3 Uhr geöffnet. „Wenn das Gericht dem stattgibt, sind wir wirtschaftlich tot“, sagt Nedev. „Ich glaube, genau das will die Brühler Stadtverwaltung auch. Aber wir werden sie dann auf Schadenersatz verklagen. Schließlich haben die Mitarbeiter uns zu Beginn nicht ausreichend informiert“, so Pesch.
„Wir wollen der Diskothek keineswegs das Wasser abgraben. Uns geht es ausschließlich um die Anlieger, die ein Recht auf Nachtruhe haben“, so Freytag. „Unser Vorgehen richtet sich nicht gegen Herrn Pesch, sondern nur gegen die Gäste, die für diese unschönen Szenen verantwortlich sind.“ Die Betreiber sollten womöglich ihr Konzept verändern, empfiehlt Freytag.
Nach Angaben Aybugans sind die Besucher im Schnitt zwischen 16 und 25 Jahre alt. Die Diskothek öffnet freitags, samstags und vor Feiertagen um 21 Uhr. Der Eintritt liegt zwischen acht und zwölf Euro, je nach Veranstaltung. Wenn eine Motto-Party auf dem Programm steht, wie am 26. Oktober die Freibier-Party, wird der Gerstensaft zwischen 21 und 23 Uhr kostenfrei ausgeschenkt. Bei der Halloween-Party am 31. Oktober gibt es sämtliche offenen Getränke zwischen 21 und 24 Uhr gratis. An solchen Abenden liege der Eintrittspreis im oberen Preissegment. Ebendiese Angebote empfiehlt Freytag zu überdenken.
„Die Jugendlichen trinken an solchen Abenden gar nicht so viel“, sagt Nedev. Sie kämen nämlich gar nicht dazu, weil der Andrang an den beiden Theken an solchen Abenden so groß sei.
Als der Club Corrida noch bis fünf Uhr habe öffnen dürfen, seien im Laufe des Abends durchschnittlich 250 Jugendliche aus Brühl, Hürth, Bornheim, Erftstadt und Wesseling dort gewesen. Seitdem die Tore um drei Uhr schließen, seien es etwa 100 weniger.
Wenn die Gäste schließlich das Lokal verließen, gebe es zusätzlich zu den Türstehern Mitarbeiter, die die Jugendlichen auf der Straße auffordern würden, gesittet den Heimweg anzutreten. Zum Teil würden sie sie bis zum Ende der Straße begleiten. Ließen sich die Jugendlichen auf diese „Betreuung“ nicht ein, gebe es Probleme. Aus Sicht der Anwohner zu viele.