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Gaststätte KuhlLeere nach dem Ende der Kultkneipe in Brühl

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Das Bild zeigt die Gaststätte Kuhl vor Jahrzehnten.

Die Pantaleon-Schützen hatten früh den Saal der Gaststätte Kuhl entdeckt.

Nach dem Tod des beliebten Wirts Willi-Michael Kuhl müssen sich Vereine und Ortsgemeinschaften neu orientieren

„Die Kneipe — das war sein Herzschlag; und sein Herzschlag, das war der Puls der Menschen und Vereine in Badorf, Eckdorf und Geildorf.“, hatten der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Badorf-Eckdorf-Geildorf, Manfred Bengsch und ihr Ehrenvorsitzender Frank Klein in ihrer Trauerrede für Willi-Michael Kuhl formuliert. Der Gastwirt und Freund war am Ostersonntag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 61 Jahren gestorben.

32 Jahre Wirt mit Leib und Seele

Viele waren zur Bestattung Anfang Mai gekommen, denen Willi-Michael Kuhl in Saal und Kneipe eine Heimat und Wirkungsstätte gegeben hatte. Abschied nahmen auch seine nächsten Angehörigen, sein Enkel und seine Partnerin. Über 32 Jahre führte Willi-Michael Kuhl die 1799 erbaute Gaststätte Kuhl in der siebten Generation. Er hatte sie zum Mittelpunkt des Vereinslebens in Badorf, Eckdorf und Geildorf entwickelt. Für die Nutzung des Saales habe er den Vereinen keine Miete berechnet, erinnerte sich Manfred Bengsch.

Das Bild zeigt den vor wenigen Monaten verstorbenen Willi Kuhl.

Willi-Michael Kuhl hatte den Vereinen in Badorf, Eckdorf und Gaildorf eine Heimat geboten.

Angefangen mit dem Fußballklub Linde 1977, der Spielvereinigung Badorf-Pingsdorf, dem Tischtennisclub Pingsdorf-Badorf 1948/49 über den Festausschuss Badorf-Eckdorfer Karnevalsfreunde e. V. mit sechs angeschlossenen Karnevalsinteressengemeinschaften, die Kolpingsfamilie Brühl-Badorf, die zwei Schützenvereine, der Kyffhäuserbund e.V. Kameradschaft Badorf-Eckdorf 1872 und die Schützenbruderschaft Pantaleon 1872, die Katholische Frauen- und Müttergemeinschaft, der Männergesangverein Frohsinn, die Band Die Rockgören und die Showtanzgruppe Generation Xtreme, nutzten alle den 1957 errichteten Saal mit Bühne.

Saal kostenlos bereitgestellt

Der Veranstaltungsort zeigte sich seit der letzten Renovierung in den 1970er Jahren im rustikalen Charme der Zeit, und bot Platz für bis zu 350 Menschen. „Wie gelähmt“ zeige sich das Leben in den Brühler Stadtteilen seit dem Tod von Willi-Michael Kuhl ohne ihren kulturellen Mittelpunkt, beschreibt Michaela Ansey, die Rockgören-Frontfrau. Die kostenlose Bereitstellung des Saales für „Kuhl abrocken“, ihr Hard Rock Benefizkonzert, und großzügige Kostenübernahme für Licht- und Tonanlage, sowie des „Banddeckels“ durch Willi-Michael Kuhl seien unabdingbar gewesen für hohe Geldspenden an den Träger der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Schumaneck und den Verein „Kahramanlar - Die Brühler Helden“.

Das Bild zeigt Mitglieder der Kyffhäuser-Schützen.

Auch die Kyffhäuser-Schützen feierten regelmäßig im Saal Kuhl, wie hier mit dem Königspaar 2019, Daniel und Michaela Forschbach.

Von der Schließung der letzten Gaststätte Badorfs seien außerdem die täglichen Gäste von Willi-Michael Kuhl betroffen, die dort zum Gespräch zusammen gekommen seien, knobelten, Skat spielten oder sich einen Platz auf der gut ausgelasteten Kegelbahn ergattert hätten, schildern Manfred Bengsch, Frank Klein, Michaela Ansey und Ingo Dudda. Sie überlegten jetzt, wie es im Brühler Süden weitergehen könne. Die Gaststätte zu kaufen und weiterzuführen, ganz ähnlich wie Bürgerprojekte in Hürth-Stotzheim im Kulturgasthaus Op d'r Eck oder in Erftstadt-Bliesheim mit der Dorfgaststätte Em Dörp, gestalte sich allerdings schwierig.

Das Bild zeigt einen leeren Schankraum.

Saal und Theke der Gaststätte Kuhl zeigten sich im Charme der 1970er Jahre.

Geld von der Stadt Brühl für einen Kauf des Hauses sei in der derzeitigen Haushaltslage nicht zu erwarten. Hohe Lärmschutzemissionsauflagen inmitten des Wohngebietes verhinderten eine wirtschaftlich Auslastung des Saales mit Konzerten im Jahresverlauf, nur 14 Veranstaltungen mit hohem Lärmpegel seien erlaubt.

Als „Traum“ bezeichnen Manfred Bengsch und Frank Klein ihre bevorzugte Lösung: ein Neubau von Räumlichkeiten für Konzerte, Begegnungen und all die Vereinstätigkeiten im Brühler Süden – mit ausreichenden Parkplätzen. Fördermöglichkeiten für ein solches Projekt gebe es schon, zeigte sich Frank Klein zuversichtlich, einen geeigneten Platz dafür gebe es allerdings leider bislang aber noch nicht.


"Kuhl Abrocken"

Die Konzertreihe „Benefiz for Kids“, muss ohne den urigen, nostalgischen Saal auskommen, der ihr den Namen gab. In der Gaststätte „Em Höttche“ finde „Kuhl abrocken“ diesmal statt, der Inhaber Jani Petropoulos habe keine Sekunde gezögert, seinen Saal und Bühne für die Veranstaltung zur Verfügung zu stellen, sagte Michaela Ansey. Als Newcomer Band starteten „Die Enterbten“ zum Konzertauftakt mit Musik aus einer Zeit „als die Schulterpolster groß, die Gitarrensoli noch größer“ gewesen sei, so Ansey. Es folgt die Gastgeberband „Die Rockgören“ mit bekannten Rock-, Hardrock- und Popnummern, Showeinlagen und dem Schlachtruf „You party – we rock“. Im Anschluss spiele „The Beatles Revival Band“ aus Frankfurt Musik aus allen Schaffensperioden der vier aus Liverpool. In den Umbaupausen berichten die Begünstigten über ihre Arbeit, der Träger von Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen Schumanek und Kahramanlar - Die Brühler Helden. Das Konzert beginnt am Samstag, 13. September um 18 Uhr in der Gaststätte Em Höttche, Bahnhofsstraße 8 – um eine Spende wird gebeten. (otr)