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Hilfesystem für SuchtkrankeDrogenhilfe Köln eröffnet Clean-WG in Brühl

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Symbolbild

Brühl – Wer hier wohnt, hat eine harte Zeit hinter sich. Er hat Drogen genommen oder ist an einer anderen Sucht erkrankt. Er hat eine Entwöhnung hinter sich, eine monatelange Therapie. Wer hier einzieht, ist clean, nimmt also zur Zeit keine Drogen. „Aber man muss es sich vorstellen wie bei einem Raucher, der nach längerer Zeit Zigarettenqualm riecht“, erklärt Dr. Thomas Hambüchen, Geschäftsführer der Drogenhilfe Köln. „Sofort ist das Verlangen wieder da.“

Auch ein Glücksspielsüchtiger, der längst nicht mehr spiele, reagiere, wenn er plötzlich das Klingeln eines Spielautomaten höre. „Es juckt ihm in den Fingerspitzen“, sagt Hambüchen. Die Sucht und das Verlangen haben sich tief eingeprägt. Daher brauchen suchtkranke Menschen immer noch Hilfe, auch wenn sie abstinent leben.

In Brühl hat die Drogenhilfe Köln jetzt eine Clean-Wohngemeinschaft eröffnet. Dort sollen Abhängigkeitserkrankte wohnen, die keine Drogen mehr nehmen beziehungsweise ihre Finger vom Glücksspiel lassen. „In einer Fachklinik lernen Suchtkranke, wie ein Leben ohne Drogen funktioniert“, erklärte Hambüchen. „Dann gibt es Menschen, die eine Nachbehandlung zur medizinischen Reha brauchen.“

Wer eine Kerntherapie abgeschlossen hat, kommt in die Adaption – eine betreute Einrichtung, in der die Klienten Hilfe bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und bei der Organisation der Freizeit erhalten. So eine Einrichtung ist an der Franzstraße in Brühl eröffnet worden. Dort leben die suchtkranken Menschen ihren möglichst normalen Alltag und werden zwei bis vier Stunden pro Woche von Fachkräften wie Sozialarbeitern betreut. Hambüchen: „Sie helfen beispielsweise bei der Korrespondenz mit dem Jobcenter, springen ein, wenn es Schwierigkeiten mit der Krankenversicherung gibt oder Streit mit dem Jugendamt um Kinder. Ansonsten leben die Bewohner eigenständig.

Zwei Appartements

Die Drogenhilfe Köln hatte vor vier Jahren Verhandlungen mit der Stadt Brühl um den Ankauf des Hauses Franzstraße 32 aufgenommen. Es folgten zwei Jahre, in denen mit der Stadt und dem Landschaftsverband Rheinland geplant und konzipiert wurde. Das Haus aus den 1930er-Jahren wurde aufwendig saniert. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage ist jeweils eine Wohngemeinschaft für drei Bewohner eingerichtet. Im Obergeschoss gibt es zwei Appartements, eins ist bereits bezogen.

Die Wohneinrichtung ist ein neuer Bestandteil des Hilfssystems für Suchterkrankte im Rhein-Erft-Kreis, wo die Drogenhilfe in mehreren Städten vertreten ist. Das Angebot soll sie davor bewahren, in die Obdachlosigkeit abzurutschen. Außerdem wird Menschen ein selbstständiges Einzelwohnen ermöglicht, die sonst kaum eine Chance haben, eine eigene Wohnung anzumieten. Die Nachfrage ist bereits groß. Deshalb hat die Drogenhilfe Köln beschlossen, eine weitere Wohneinrichtung für suchtkranke Männer und Frauen zu eröffnen. Dafür hat der Verein kürzlich ein leerstehendes Haus an der Friedrichstraße/Ecke Heinrich-Esser-Straße in Brühl gekauft.