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InitiativeLieber Grün als neue Häuser

Lesezeit 3 Minuten

Noch ist es Natur, auf die Klaus-Peter Klauner von seinem Garten aus blickt. Er befürchtet, dass sich das ändern könnte.

Brühl-Ost – Es ist gemütlich im Häuschen von Klaus-Peter Klauner am Ricarda-Huch-Weg im Brühler Osten. Es liegt in einem ruhigen Wohngebiet an einer Spielstraße, einen kleinen Garten hat es auch. Dahinter gibt es sogar noch mehr Grün, dem Garten schließt sich eine mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Fläche an, die teilweise von den Anwohnern gepachtet und gepflegt wird. Es ist dort nichts weiter zu hören außer den spielenden Kindern vom benachbarten Kindergarten. Doch die Ruhe ist trügerisch. Geht es nach Verwaltung und Politik, soll die grüne Fläche hinter den Gärten schon bald bebaut werden.

Seit einigen Jahren wird in der Verwaltung an dem Bebauungsplan „Rosenhof“ gewerkelt. Genauso lange wehren sich die Anwohner des Ricarda-Huch-Wegs dagegen. Auch Klaus-Peter Klauner. Er war Sprecher einer Interessengemeinschaft (IG) „Baugebiet Rosenhof“, jetzt vertritt er die Stadtteilinitiative Brühl-Ost (IB-O), die sich in dieser Woche gegründet hat und in der die IG aufgegangen ist. Inzwischen geht es längst nicht mehr nur um den Rosenhof, sondern um das ganze Gebiet Brühl-Ost. Beispielsweise um eine Brache, auf der weitere Industrie angesiedelt werden soll. Und um die Bergerstraße, auf der starker Durchgangsverkehr herrscht.

„Wir wollen erreichen, dass auf den gesamten Stadtteil geschaut und ein Gesamtkonzept entworfen wird“, erklärte Klauner beim Besuch des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Würden die beiden brachliegenden Grundstücke zu Beginn der Straße An der Alten Zuckerfabrik, die als Industriegebiete ausgewiesen sind, für Wohnbebauung bereitgestellt, könnte das für den Rosenhof andere Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. „Dort könnten beispielsweise ein Sommercafé, eine Boulebahn oder ein Park entstehen. Je nachdem, wie das Gesamtkonzept aussehen soll“, so Klauner.

Eine Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzten. Das fordert auch die Initiative. „Bislang hat es so etwas leider noch nicht gegeben, lediglich Einzelgespräche mit der Politik.“ Trotzdem haben Klauner und seine Mitstreiter bereits kleine Erfolge verbuchen können. So sollte anfangs die Anliegerstraße für das neue Baugebiet direkt an den Gärten der Häuser im Ricarda-Huch-Weg entlangführen. Diese Variante ist vom Tisch. Unzufrieden ist man seitens der IB-O allerdings auch mit den geänderten Plänen. Der von den Anwohnern gepachtete Grünstreifen hinter den Gärten soll dem Bebauungsgebiet zum Opfer fallen, und für die neuen Häuser sind Pultdächer vorgesehen. „Dann sitzen wir hier wie auf dem Präsentierteller“, befürchtet Klauner.

Auch die Anwohner an der westlichen Seite des geplanten Baugebiets beteiligen sich an den Protesten. „Insgesamt haben wir 120 Unterschriften gegen die Pläne gesammelt“, berichtet der Wahl-Brühler, der vor 13 Jahren in seine neue Heimat gezogen ist. Auch Alt-Brühler unterstützen die Anliegen der Initiative. „Bei einer Info-Veranstaltung im März kamen rund 80 Gäste. Damit hatten wir nicht gerechnet.“ Das liegt auch daran, dass sich die Initiative Brühl-Ost auch die Verbesserung der Situation auf der Bergerstraße (Kreisstraße 7), die mitten durch den Stadtteil führt, auf die Fahnen geschrieben hat. „Das ist lebensgefährlich dort“, sagt Klauner. Daher fordere man mittelfristig eine Umgehung, kurzfristig könnten auch andere verkehrsberuhigende Maßnahmen Abhilfe schaffen.

Im Fall des Rosenhofs jedenfalls drängt die Zeit. Im Mai soll das Thema auf der Tagesordnung des Planungsausschusses stehen. Würde die Planung dort so abgenickt, gäbe es kaum Chancen, das Vorhaben zu verhindern, glaubt Klauner. Daher soll es bald eine Veranstaltung der IB-O mit der Politik, dem Bauamt und weiteren Betroffenen zum Rosenhof geben, und zwar eingebettet in ein Gesamtkonzept.