Amtsgerichte kommen mit Terminen nicht nachIm Rhein-Erft-Kreis wartet man zwei Monate für Kirchenaustritt

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Das Foto zeigt einen Blick in eine Kirche: Kirchenbänke wie hier in der Brühler Pfarrkirche St. Margareta leeren sich zusehends.

Immer mehr Menschen entscheiden sich zum Kirchenaustritt. Kirchenbänke wie hier in der Brühler Pfarrkirche St.-Margareta leeren sich zusehends.

Die Zahl der Menschen, die im vorigen Jahr der Kirche den Rücken zugewandt hat, war im Rhein-Erft-Kreis so hoch wie nie zuvor. Gerichte sind mit den Verfahren belastet.

Zwei Monate müssen Frauen und Männer, die aus der Kirche austreten möchten, bei den Amtsgerichten in Kreis auf einen Termin warten. Dies geht aus einer Stellungnahme des NRW-Justizministeriums hervor.

Die FDP im Landtag wollte wissen, wie lange die Wartezeit ist und wie viele Mitarbeitende in den Gerichten sich ausschließlich mit Kirchenaustritten befassen. In Bergheim und Kerpen sind jeweils vier Mitarbeitende mit der Bearbeitung der Anträge beschäftigt, in Brühl dagegen nur zwei.

Amtsgerichte im Rhein-Erft-Kreis belegen hintere Ränge

Es gibt starke Abweichungen in NRW in Bezug auf die Terminvergabe. Mancherorts erhalten Menschen, die die Kirche verlassen möchten, schon nach wenigen Tagen einen Termin, anderswo kann es drei Monate dauern. Mit den durchschnittlich zwei Monaten belegen die Amtsgerichte im Rhein-Erft-Kreis einen hinteren Rang.

Und dies, obwohl die Anforderungen an sie nicht sinken. Denn die Zahl der Kirchenaustritte steigt stark. Alle drei Amtsgerichte   verzeichneten im vorigen Jahr deutlich mehr Erklärungen von Menschen, die ihre Kirche verlassen wollten, als in den Vorjahren. Eine Erfassung der einzelnen Konfessionen erfolgte dabei nicht.

Neue Termine für Kirchenaustritte sind nach wenigen Stunden vergeben

Kreisweit haben 6915 Bürgerinnen und Bürger ihren Austritt aus der Kirche erklärt. Ein Jahr zuvor waren es 4793. Beim Amtsgericht Bergheim lag die Zahl der Kirchenaustritte im vorigen Jahr bei 2371. Im Jahr 2021 waren es 1479.

Nach Angaben von Thomas Ulmer, Direktor am Amtsgericht Bergheim, ist die Nachfrage nach Terminen für die Austrittserklärungen sehr hoch. Die Termine würden ausschließlich online vergeben. „Neue Termine werden am Monatsanfang um 7 Uhr freigeschaltet“, berichtet Ulmer. „Derzeit sind alle Termine bis zum 31. März belegt.“ Die Termine für den April würden am 1. Februar um 7 Uhr für die Buchung freigegeben. „Diese sind in der Regel nach einem halben Tag vergeben.“

Die Zahl der Kirchenaustritte in Kerpen ist ebenfalls stark gestiegen. Das bestätigte der Kerpener Amtsgerichtsdirektor Dr. Arndt Lorenz. Erklärten 2020 nur 638 Menschen ihren Austritt, waren es 2021 schon 1156. Im Jahr 2022 stieg die Zahl noch einmal stark auf 1629 an.

„In den Zahlen sind auch Kirchenaustritte bei Notaren enthalten. Diese werden von dort aus hier eingereicht“, erläutert Lorenz.

Am Amtsgericht Brühl waren es rund 800 mehr Austritte als im Jahr zuvor

Aufgrund des großen Andrangs von Austrittswilligen hat das Kerpener Amtsgericht die Zahl der Termine für Kirchenaustritte erhöht, berichtet Lorenz: „Trotz Personalmangels haben wir die Anzahl der Termine im Laufe des letzten Jahres von 21 auf 35 pro Woche erhöht, um die hohe Zahl an Kirchenaustritten zu bewältigen.“

Das Amtsgericht in Brühl verzeichnete im abgelaufenen Jahr konfessionsübergreifend 2915 Kirchenaustritte. „Die Tendenz ist eindeutig steigend“, sagt Susann Ulbert-Maur, die Direktorin des Amtsgerichts Brühl, das für die Städte Brühl, Wesseling, Erftstadt und Hürth zuständig ist. Im Jahr 2021 waren es noch 2158 nach 1160 im Jahr 2020.   Alle drei Monate werden neue Termine zur Online-Buchung bereitgestellt. „Diese sind relativ schnell vergeben“, so die Direktorin.

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