KunstperformanceEinmalige Lichtspiele am Brühler Abendhimmel

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Durch manuelle Bearbeitung des schwingenden Gummibands zeichnete Michela Pelusio Lichtfiguren in den nächtlichen Himmel.

Durch manuelle Bearbeitung des schwingenden Gummibands zeichnete Michela Pelusio Lichtfiguren in den nächtlichen Himmel.

Die neue Ausstellung im Max-Ernst-Museum wurde mit einer aufsehenerregenden Darbietung der 53-jährigen Künstlerin Michela Pelusio eröffnet.

Was zunächst so aussah wie Lichtblitze aus dem Boden und sich so anhörte wie Pistolenschüsse, wuchs alsbald zu einer weißen, rotierenden Doppelhelix in den nächtlichen Himmel auf, als Michela Pelusio das Gummiband mit der Hand in Schwingung versetzte. Begleitet wurde die Helix von Geräuschen, die den Rotorblättern eines Hubschraubers nicht unähnlich waren. Aufgespannt hatte sie das Gummiband zwischen einer Grundplatte am Boden und dem Kranausleger in luftiger Höhe.

Eine lediglich einmalig gezeigte Performance aus Licht und Klängen inszenierte die italienische Künstlerin zur Eröffnung der Ausstellung „Surreal Futures“ auf dem Vorplatz des Max-Ernst-Museums vor mehr als 100 Zuschauern. Mit rund 30 Postionen aus den Bereichen digitale Kunst und Medienkunst von Künstlerinnen und Künstlern aus 19 Ländern können Besucher eintauchen in surreale Welten, aber auch über die drängenden Fragen des 21. Jahrhunderts reflektieren.

Die Performance bewegt sich zwischen Wissenschaft und Magie

Eröffnet wurde die Ausstellung von Anne Henk-Hollstein, der Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Rheinland, dem Vorsitzendem der Stiftung Max Ernst, Jürgen Wilhelm, von der Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Ina Brandes, und Museumsdirektorin Madeleine Frey. Kurator Patrick Blümel führte in die Ausstellung ein.

Im Durchschreiten eines beleuchteten Aluminumrings wirft in der Arbeit von Louis-Philippe Rondeau eine Kamera eine veränderte Wirklichkeit auf die Leinwand.

Im Durchschreiten eines beleuchteten Aluminumrings wirft in der Arbeit von Louis-Philippe Rondeau eine Kamera eine veränderte Wirklichkeit auf die Leinwand.

Die Performance von Pelusio beschrieb Blümel als Diskurs zwischen Wissenschaft und Magie. Angelehnt an die String-Theorie der Quantenphysik arbeite die Künstlerin an der Sichtbarmachung der Strings, die uns alle, laut Theorie, umgeben würden.

„SpaceTime Helix“ nennt Pelusio ihr außergewöhnliches Instrument zur Erzeugung von Lichtskulpturen und Klängen. Einmal in Schwingung versetzt dient ihr das Gummiband als Projektionsfläche für Strahler in der rotierenden Grundplatte und gleichzeitig als Klangerzeuger. Mittels Controller steuert sie von einem Pult die Lichtfrequenzen von Weiß über das gesamte Spektrum in mehreren Strahlern. Über ein Pad bestimmt Pelusio auch Umdehungsgeschwindigkeit des Gummizugs und damit dessen Klang, aufgenommen von Mikrofonen und verstärkt wiedergegeben mittels Lautsprecher.

Michela Pelusio zeigte einmalig zur Eröffnung der Ausstellungseröffnung „Surreal Futures“ auf dem Vorhof des Max-Ernst-Museums ihre Performance „SpaceTime Helix“.

Michela Pelusio zeigte einmalig zur Eröffnung der Ausstellungseröffnung „Surreal Futures“ auf dem Vorhof des Max-Ernst-Museums ihre Performance „SpaceTime Helix“.

Faszinierende Formen zeichnete Michela Pelusio so in den Nachthimmel, variiert noch mit Handgriffen. Mit Schnüren am Gummiseil veränderte sie die Schwingungsschwerpunkte weg von der rein geometrischen Form, hin zu schnell sich verändernden figurativen Zeichnungen.

Die 53-jährige Performance Künstlerin aus Viareggio, die heute in Athen lebt, hat ihre Arbeit im „Artscience and Music“-Studium an der Interfakultären Abteilung der Königlichen Akademie der Schönen Künste und des Königlichen Konservatoriums von Den Haag begründet. Seit 2011 hat sie die Performances mit der SpaceTime Helix in vielen Ländern der Welt vorgeführt.

Die Performance endete übrigens abrupt, nach knapp einer halben Stunde Magie riss das Seil mit einem Knall.

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