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LesungNilz Bokelberg ergründete in Brühl die kölschen Seelen

3 min
Auf dem Foto ist Nilz Bokelberg zu sehen. Er stellte in Brühl sein Buch über Köln vor.

Kurzweilig und unterhaltsam war die literarische Reise zur Seele der Kölner mit Buchautor, Podcaster und Ex-Viva-Moderator Nilz Bokelberg.

Die ersten 18 Lebensjahre hat Nilz Bokelberg in Wesseling-Kendenich verbracht. Aus Sicht eines Wahl-Berliners schreibt er über Köln.

„Der Kölsche ist ein Romantiker vor dem Herrn“, beschreibt Nilz Bokelberg (46) in seinem Buch „Nice to meet you, Köln“ die Mentalität der Kölner. Bokelberg ist sogar davon überzeugt, dass bei einer deutschlandweiten Umfrage herauskäme, dass sich die Menschen in Köln am schnellsten verlieben. „Und warum auch nicht?“, schreibt er weiter. Schließlich sei es doch das schönste Gefühl der Welt und genau das, wonach alle streben.

Auf Einladung der Stadt Brühl war der in Wesseling-Keldenich aufgewachsene Autor, Ex-Viva-Moderator und Podcaster am Samstagabend in der Buchhandlung von Karola Brockmann zu Gast. Und jedes Zeitgefühl löste sich dort in Wohlgefallen auf, als Bokelberg loslegte. Denn er las nicht nur einfach aus seinem Buch vor, er lebte jede Zeile mit und schien für mehr als 90 Minuten selbst wieder zum echten Kölner zu werden.

Köln und Berlin sind völlig unterschiedliche Paar Schuhe

Schließlich weiß er aus eigener Erfahrung, wie sich die kölsche Lebensart anfühlt. Im Alter von 18 Jahren hat er gleich nach der Schule doch selber zunächst einige Jahre auch in Köln gelebt, bevor es ihn vor 17 Jahren in das größere weitere Berlin gezogen hat. Und dort kam er schnell zu dem Fazit, dass die Städte Köln und Berlin so gar nicht zu vergleichen seien. „Sie sind wie zwei verschiedene Planeten“, sagt er.

„Die Kölner haben einen gelegentlichen Hang zum Drama, auch weil es einfach Spaß macht“, ließ er die Zuhörer wissen und trumpfte gleich mit einer ganzen Reihe von Beispielen auf: Beim Streiten zum Beispiel sei Übertreibung sogar erwünscht.

Auf dem Foto sind Nilz Bokelberg und Heike Makatsch zu sehen. Sie gehörten 1993 zu den Moderatoren des Musiksender Viva.

Nilz Bokelberg und Heike Makatsch gehörten 1993 zu den Moderatoren des Musiksender Viva.

Und was wäre Köln ohne seinen Dom? Ein ganzes Kapitel hat Bokelberg diesem Bauwerk gewidmet und dabei ausgerechnet, dass alleine die letzte Bauphase umgerechnet gut eine Milliarde Euro gekostet haben soll, bevor der Dom am 15. Oktober 1880 eröffnet wurde. „Im Publikum damals war vermutlich auch ein fast fünfjähriger Junge, der in der Stadt noch eine größere Rolle spielen sollte; der kleine Konrad Adenauer.

Kennen Kölner wegen ihrer Selbstverliebtheit kein Unglück?

Kurzweilig und unterhaltsam ging   es weiter. Bokelberg erzählte vom kölschen Klüngel. „Irgendwer kennt schließlich immer irgendwen, der für irgendjemand irgendwann nützlich sein könnte“. Er berichtete vom Vater Rhein, dem Kölner Karneval und der guten Laune der Kölner und fühlte dabei auch den Fragen auf den Zahn: Kennen Kölnerinnen und Kölner wegen ihrer Selbstverliebtheit kein Unglück? Oder haben sie einfach eine geniale Sichtweise aufs Leben?

Rund zwei Monate hat Bokelberg am Konzept für sein Buch gearbeitet. In nur vier Monaten hat er dann seine Recherche zu Papier gebracht. „Ich habe versucht, die kölsche Seele zu erklären“, sagt er. Und gemessen am Applaus seines Publikums ist ihm das auch hundertprozentig gelungen.