Rückzug aus BrühlE-Scooter-Anbieter Lime schießt heftig gegen die Stadt

Lesezeit 2 Minuten
Lime E-Scooter dpa

E-Scooter-Verleiher Lime zieht sich aus Brühl zurück.

Brühl – Die Ankündigung der Verwaltung, eine jährliche Gebühr und feste Abstellplätze für E-Scooter einzuführen, um damit dem Problem achtlos abgestellter Roller Herr zu werden, zeigte zügig Wirkung. Vier der fünf bislang in der Stadt aktiven Verleiher der kleinen elektrisch betriebenen Flitzer kündigten ihren Rückzug an. Das Unternehmen Lime beließ es aber nicht bei dieser Mitteilung, sondern verknüpfte seine Nachricht mit deutlicher Kritik am Vorgehen der Stadt.

„Es ist das erste Mal, dass Lime seinen Betrieb in einer deutschen Stadt aufgibt, weil politische Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen tragfähigen Betrieb nicht mehr zulassen und gleichzeitig den Kundennutzen extrem beschneiden“, hieß es in einer Erklärung der Firma, die sich als Marktführer bezeichnet und nach eigenen Angabe in Deutschland eine Flotte von rund 60.000 E-Scootern und E-Bikes in 65 Städten unterhält.

Gebühren für E-Scooter höher als für Bewohnerparkausweise 

Die Stadt Brühl habe einen Maßnahmenkatalog beschlossen, der in seiner Kombination einzigartig in Deutschland sei und die Notwendigkeit einer Einbindung von Mikromobilität in moderne Verkehrspolitik völlig ausblende.

Lime beklagt, die Gebühr für die Sondernutzungserlaubnis von 50 Euro jährlich je E-Scooter liege deutlich über jener für Bewohnerparkausweise für Pkw. Autos benötigten aber das Zehnfache an Platz. Anwohnerparkausweise kosten in Brühl für private Halter 30,70 Euro.

Weiterhin machten Flotten-Höchstgrenzen und ein vollständig stationsbasiertes Parksystem die Vorteile des Fortbewegungsmittel zunichte. „Wenn Nutzer am Start- und Zielpunkt lange laufen müssen, um einen Scooter zu finden, um nach Fahrtende abermals einen langen Fußweg zum Zielpunkt zurückzulegen, wird das Nutzererlebnis zur Groteske“, so die Argumentation des Unternehmens.

Stadt Brühl soll nicht im E-Scooter-Anbietern gesprochen haben

Zudem habe die Stadt vor ihrer Entscheidung auf jeglichen Austausch mit Anbietern verzichtet. Dabei seien auch Hybridsysteme auf ausgewiesenen Parkflächen und freiem Abstellen, dem sogenannten Free-Floating, denkbar. Jashar Seyfi, Deutschlandchef von Lime, sagt: „Für Lime hat Brühl auch eine Symbolfunktion, weil die Maßnahmen der Stadt zeigen, was in der aktuellen verkehrspolitischen Debatte schief läuft. Statt aktiv Maßnahmen für menschenfreundliche Städte mit weniger Autoverkehr zu entwickeln, werden zunehmend populistische Quasi-Verbote für neue, umweltfreundliche Verkehrsmittel propagiert.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Stadt weist darauf hin, dass auch Münster vergleichbar hohe Gebühren erhebe und ein weiteres Unternehmen die Weichen gestellt habe, um künftig seine Roller in Brühl verleihen zu können. Die Firma Tier habe eine Sondernutzungserlaubnis beantragt, teilte die Verwaltung mit. Dies hatte zuvor nur das Unternehmen Bolt getan.

KStA abonnieren