Noch einmal glücklich seinSein letzter Wunsch vor dem Tod – das Meer sehen

Dieses Foto zeigt den todkranken jungen Mann, der vor seinem Tod noch einmal des Meer sehen und fühlen wollte.
Copyright: Margret Klose
- Nie wird Philipp Uhle (23) den jungen Mann vergessen, der vor seinem Tod nur diesen einzigen Wunsch hatte: „Er wollte noch einmal das Meer sehen.“
- Ehrenamtler in Köln und Region machen letzte Wünsche für Todkranke wahr. Was treibt sie an? Und was erleben sie?
Brühl/Erftstadt – Der junge Mann war in seinem Alter. Morgens habe er ihn zusammen mit seinen Kollegen mit dem Wünschewagen auf der Palliativstation abgeholt, und dann seien sie mit ihm ans Meer gefahren. Hauptberuflich ist Uhle Fachbereichsleiter beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und für den kompletten Katastrophenschutz in Brühl zuständig. Ehrenamtlich leitet er das Wunschprojekt des ASB im Rheinland.

Philipp Uhle (l.) und sein Kollege Klaus Kirfel erleben sehr emotionale Situationen.
Copyright: Klose
Den ganzen Tag haben er und seine Kollegen damals mit ihrem todkranken Gast am Meer verbracht. „Wir hatten sogar einen speziellen für den Sandstrand geeigneten Rollstuhl mit“, berichtet Uhle. So hätten sie den jungen Mann ganz nah ans Wasser rollen und er seine Füße im Meer baden können. Der Mann sei überglücklich gewesen.
„Ein anderer Gast wollte einfach nur noch einmal in seinem Leben ins FC-Station“, berichtet Uhle von einem anderen Erlebnis. Immer noch hat er die vor Freude leuchtenden Augen dieses Gastes vor Augen. „Wie die Schuljungen haben sich nach dem Spielabpfiff nämlich die FC-Spieler hintereinander am Rollstuhl des Gastes aufgestellt, um ihm sein Trikot zu unterschreiben“, berichtet Uhle.
Wünschewagen bewirkt besondere Momente
Jede Fahrt mit dem Wünschewagen sieht der Ehrenamtler als außergewöhnlich an. Besonders schön sei, dass die Krankheiten und Schmerzen ihrer Passagiere in diesen Situationen komplett in den Hintergrund träten. „In Gedanken sind unsere Gäste dann einfach nur im Hier und Jetzt“, erklärt Uhle.
Er ist überzeugt, dass dazu der auf Anhieb vertraute und respektvolle Umgang, aber auch der besondere Ausbau des Wünschewagens beitragen. Dies sei zwar ein Wagen mit moderner notfallmedizinischer Ausstattung, aber das sehe man dem Fahrzeug nicht an. Stattdessen dominieren der Sternenhimmel, die Rundumverglasung und das spezielle Soundsystem. „Der Gast kann während der Fahrt völlig entspannen, sieht alles, wird dabei allerdings von außen nicht gesehen“, erklärt Uhle.
„Unser Ziel ist es, Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen Wunsch zu erfüllen.“
In ihrem Wünschewagen haben Uhle und sein Team auch schon einen todkranken Mann zur Hochzeit seines Enkelkindes gefahren. Ein anderer Gast wollte ein letztes Mal zurück in seine Heimat in die neuen Bundesländer. „Er ist dann dort gestorben“, sagt Uhle. „Unser Ziel ist es, Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen Wunsch zu erfüllen.“
Das Projekt finanziert sich ausschließlich aus Spenden. 2014 sei es in Essen ins Leben gerufen worden. Von dort habe es sich schnell in ganz Deutschland ausgebreitet. Seit Oktober 2018 stehe nun auch im Rheinland einer von aktuell 24 deutschlandweit verteilten Wünschewagen.
Nicht immer funktioniert alles wie gewünscht
58 Ehrenamtler sind fast im gesamten Regierungsbezirk Köln (außer Leverkusen) sowie in Mönchengladbach und im Kreis Kleve im Einsatz. Von 83 Anfragen seit Oktober 2018 wurden bereits 43 Wünsche organisiert und 15 Wünsche erfüllt. Doch nicht immer funktioniert alles. Uhle erklärte: „Auch wenn ein Wunsch schon organisiert ist, ist es aufgrund der mitunter rapiden Verschlechterung des Gesundheitszustands nicht immer möglich, ihn auch zu erfüllen. Manchmal ist der Tod einfach schneller.“ Häufig komme auch vor, dass der Kranke kurze Zeit, nachdem sein Wunsch erfüllt wurde, sterbe.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Ja, die Arbeit geht sehr ans Herz“, sagt auch Uhles Kollege Klaus Kirfel (53). Aber trotz der ständigen Konfrontation mit dem Thema Tod sei die Arbeit nicht belastend. „Ich bekomme so viel mehr zurück, als ich gebe“, erklärt Kirfel. Die Arbeit mache ihn einfach glücklich. Ganz bewusst habe er sich auch für dieses Ehrenamt entschlossen. „Ich hatte bisher Glück, davon will ich einfach etwas zurückgeben“, sagt Kirfel.