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Räumung in BrühlWandervogel muss ausziehen

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Spaziergänger Eckardt Tobeck (l.) bedauert, dass Eric Hannes die Hütte nahe der Maigler-Wiese in Brühl nicht länger nutzen kann. (Bild: Jochheim)

Brühl – Die Fronten scheinen verhärtet. Zwei Jahre bemühte sich Eric Hannes, die gemauerte Waldhütte an der Maigler-Wiese in Brühl gemeinsam mit dem Brühler „Freundeskreis Wandervogel“ auf Vordermann zu bringen. Wände seien trocken gelegt und isoliert worden, das Dach sei erneuert worden, ein neuer Ofen mit besonders hohem Wirkungsgrad sorge im Winter für angenehme Temperaturen.

Doch nun will der Landesbetrieb Wald und Holz, dem die Hütte gehört, die gegenwärtige Nutzung nicht länger dulden. Nach eigenen Angaben hatte Hannes die Nutzungskosten für das vergangene Jahr gerade überwiesen, als ihm am 13. Februar 2014 schriftlich vom Landesbetrieb mitgeteilt wurde, dass die „Hütte am Wasserturm nicht mehr zur Disposition einer Vermietung steht“. Da es zu dem Zeitpunkt schon gar keinen geltenden Mietvertrag mehr gab, sprach die Landesbehörde auch nicht von „Kündigung“.

Voreilig gekündigt

30 Jahre war der „Wandervogel-Bund für Jugendfahrten“ Mieter des 43 Quadratmeter großen Gebäudes. Doch zum 31. Dezember 2011 kündigte der damalige Vorsitzende der Jugendorganisation das Mietverhältnis – scheinbar voreilig. Denn unmittelbar nach dieser Kündigung sollen Mitglieder der Organisation hilfesuchend auf Hannes, der nach eigenen Angaben freiberuflicher Förster ist und in der Vergangenheit eine Weile beim Landesbetrieb Wald und Holz gearbeitet hat, zugekommen sein. Er möge seine Kontakte bei der Landesbehörde nutzen und sich dafür einsetzen, die Hütte weiterhin für die Beschäftigung mit Kindern und Jugendlichen im Wald nutzen zu können. Sein Engagement war nicht vergebens. Ein neues Mietverhältnis kam zwar nicht zustande, allerdings sicherte der Landesbetrieb den Initiatoren damals eine „Duldung“ zu, sofern die Hütte genutzt werde, um eine neue Jugendgruppe aufzubauen.

Der 44-jährige Hannes übernahm auf Drängen der Vereinskollegen das Ruder, wurde Hüttenwart, machte eine Zusatzausbildung zum Waldpädagogen und versuchte, der Organisation Wandervogel in Brühl neues Leben einzuhauchen. Bis heute treffen sich in der Hütte einmal monatlich etwa 15 Mitglieder im Alter zwischen Anfang 30 und 70, sagt Hannes. Eine Jugendgruppe habe er noch nicht ins Leben rufen können. Doch bemühe er sich intensiv um den Nachwuchs. So gebe es Kontakt zum Waldkindergarten und auch zur Offenen Ganztagsgrundschule Pingsdorf. Er sieht sich auf einem guten Weg. „Genau deshalb habe ich die Zertifizierung zum Waldpädagogen gemacht.“ Und er sehe, dass es den Kindern großen Spaß mache, Erfahrungen und Erkenntnisse im Wald zu sammeln.

14 Tage Zeit, das Gebäude zu räumen

Der Landesbehörde ist das nicht genug: Es sei nicht gelungen, eine neue Jugendgruppe in Brühl aufzubauen, heißt es in einem Schreiben vom 2. Juni 2014. Zuvor hatte man gar in Erwägung gezogen, die Hütte nach der Räumung abzubrechen. Ob dies in die Tat umgesetzt wird, ist noch offen, sagt Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft, auf Anfrage. Hannes habe 14 Tage Zeit, das Gebäude zu räumen. Dann soll die Substanz der Hütte, die sich in keinem guten Zustand befinde, genau geprüft werden.

Wenn die Sanierungsarbeiten nicht zu umfangreich seien und sich eine Jugendorganisation melde, die dort aktive Jugendarbeit betreiben wolle und zugleich bereit sei, die Bauarbeiten zu finanzieren und durchzuführen, könne über einen Erhalt nachgedacht werden. Eine weitere Zusammenarbeit mit Hannes komme jedoch nicht in Frage. „Das Maß ist voll“, so Schölmerich. Zu häufig seien Absprachen nicht eingehalten worden.

Gegebenenfalls werde das Gebäude, das sich seines Erachtens in einem sehr schlechten Zustand befinde, abgebrochen. „Dann werden wir die Landschaft wieder in ihren Ursprung versetzen“, so der Forstamtsleiter Schölmerich.