Umbesetzungen im RatRalph Spandau verlässt Brühler SPD wegen Kritik an Russland-Kurs

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist Ralph Spandau.

Ralph Spandau hat die SPD und den Brühler Stadtrat verlassen.

Ralph Spandau ärgerte sich zuletzt über den bundespolitischen Kurs der Sozialdemokraten. Er plädiert für Gespräche mit Russland.

Zwei altbekannte Gesichter gehören seit Montagabend wieder dem Brühler Stadtrat an. Dieter Dahmen (CDU) und Clemens Krämer (SPD) ersetzen die ausgeschiedenen Ewo Kassen und Ralph Spandau. Die beiden Neuen kannten das Prozedere beim Einstieg bereits bestens. Dahmen hat von 2004 bis 2020 dem Kreis der Stadtverordneten angehört, Krämer von 2014 bis 2020. Für das doppelte Comeback gab es Applaus im Gremium.

Während der Wechsel in der CDU-Fraktion geräuschlos daherkam, hatte der in den Reihen der SPD eine etwas andere Vorgeschichte. Der bisherige Ratsherr Spandau hatte zuvor seinen Abschied von den Genossen verkündet. „Er hat die Partei Ende Januar verlassen“, so SPD-Fraktionschef Marcus Venghaus. Man sei ihm dankbar, dass er sein Ratsmandat zur Verfügung gestellt habe, obwohl er dazu nicht verpflichtet gewesen wäre. „Er hat sich dazu entschlossen, um jeglichen Schaden von der Brühler SPD abzuhalten“, so Venghaus.

Ich kann nicht mehr erkennen, dass wirklich Politik für den kleinen Mann gemacht wird.
Ralph Spandau

Spandau bestätigt diese Einschätzung. Sein Abschied aus Partei und Rat habe wenig mit dem Ortsverein und schon gar nichts mit Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) zu tun, den er sehr schätze. Hintergrund sei vielmehr seine Unzufriedenheit mit der Bundespolitik der SPD gewesen. „Ich kann nicht mehr erkennen, dass wirklich Politik für den kleinen Mann gemacht wird“, sagt er. Viele Entscheidungen der Regierung in Berlin, die die SPD mittrage, führten zu einer Mehrbelastung jener Menschen mit niedrigem Einkommen.

Ralph Spandau sieht sich nicht als „Putin-Versteher“

Hinzu kämen falsche Weichenstellungen bei der Energiewende, etwa das zwischenzeitliche Hochfahren von Kohlemeilern, um aus der Atomkraft auszusteigen. Das konterkariere den Klimaschutz. Vor allem aber stört er sich an der Russland-Politik seiner bisherigen Partei. „Ich habe eine pazifistische Einstellung und war von Beginn an gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Zumal ich keinen Plan B erkennen kann“, erklärt der 46-Jährige.

Zu sehen ist Dieter Dahmen.

Dieter Dahmen engagiert sich erneut als Stadtverordneter der CDU im Brühler Rat.

Entgegen anderslautenden Äußerungen auch aus den Reihen der Genossen im Kreis sei er kein „Putin-Versteher, aber ich analysiere gerne“, sagt Spandau. Um den Konflikt in der Ukraine zu lösen, müsse es viele Gespräche geben. Diese Strategie gebe es jedoch offensichtlich nicht. Stattdessen verfolgten alle Beteiligten ihre Interessen, etwa die Amerikaner mit dem Verkauf von Flüssiggas und Waffen. Ob er sich noch einmal politisch betätige, sei offen. „Ich muss alles erstmal sacken lassen. Ein antifaschistisches Engagement wird mir aber immer wichtig bleiben.“

Clemens Krämer: „Verkehrspolitische Themen liegen mir am Herzen“

Sein Nachfolger im Rat, Clemens Krämer, arbeitet in einem Wirtschaftsprüfer-Büro. Er ist 31 Jahre alt, ledig und lebt in der Brühler Innenstadt. Krämer gehört seit 2009 der SPD an. In den vergangenen dreieinhalb Jahren war er als Sachkundiger Bürger sowie als Sprecher im Ausschuss für Verkehr und Mobilität tätig. „Verkehrspolitische Themen liegen mir am Herzen. In Brühl etwas zu bewirken und die Mobilitätswende voranzubringen, ist einer meiner Ambitionen“, sagt er.

Zu sehen ist Clemens Krämer.

Clemens Krämer (SPD) engagiert sich erneut als Stadtverordneter im Brühler Rat.

Dieter Dahmen (CDU), ist Pensionär und war zuvor als Ministerialrat im Landes-Umweltministerium in Düsseldorf tätig. Der 67-Jährige lebt in Schwadorf, ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes. 2014 war Dahmen Bürgermeisterkandidat der Brühler CDU.

Der 67-Jährige betont, er wolle nun seine Erfahrung aus der Landespolitik auf kommunaler Ebene einbringen. Die Themen Umwelt, Stadtgrün und Kultur seien ihm besonders wichtig.  Eine seiner Ideen besteht darin, die Bindung der Brühler zum Max-Ernst-Museum zu stärken, denkbar sei etwa jährlich eine Woche mit reduziertem Eintritt für Brühler, meint er. „Außerdem will ich mich für die Belange der Menschen in Schwadorf einsetzen, dort müssen wir endlich den Durchgangsverkehr loswerden“, erklärt er.

KStA abonnieren