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Wohnen in BrühlBewohner der Gebausie-Häuser klagen über immer höhere Mieten

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Brühl-Vochem – Der Familienvater schaut sich auf dem Thüringer Platz um. „Die tollste Gegend ist das hier nun wirklich nicht. Man kann schon von Wohnblöcken und einem kleinen sozialen Brennpunkt sprechen.“ Er selber wohnt in einem der Mehrfamilienhäuser, und fühlt sich aber wohl. Gerade jetzt, wo die vielen Mehrfamilienhäuser in Vochem von außen hübsch hergerichtet worden sind.

Doch jetzt hat die Gesellschaft für Bauen und Wohnen der Stadt Brühl (Gebausie) die Miete angepasst. Der Familienvater hat für seine 75-Quadratmeter-Wohnung bislang 638 Euro kalt inklusive Betriebskosten bezahlt. Ab April werden es rund 700 Euro sein. Er ärgert sich: „Dabei rühmt sich die Gebausie damit, preiswert und sozial zu sein. Aber ich kenne Leute, die sich die Mieten schon bald nicht mehr leisten können.“

Drei Anpassungen

Schon nah am Limit ist eine Frau, die in einem Café am Platz saß und ihre Mietunterlagen studiert. Sie ist erwerbsunfähig, doch die Rente hat bislang immer gerade so gereicht. „Jetzt wird es langsam eng“, sagt sie. Die Papiere belegen, dass die Gebausie ihre Miete in den vergangenen Jahren um insgesamt mehr als 150 Euro angehoben hat. Zweimal wegen Anpassung an den Mietspiegel und einmal wegen der neuen Außenisolierung. Jetzt bezahlt sie für fast 50 Quadratmeter ab April 460 Euro kalt inklusive Betriebskosten. Dabei sei ihre Wohnung noch nicht einmal saniert. „Ich lebe mit einer antiquierten Warmluftheizung“, berichtet sie. In allen Zimmern befinden sich Schächte, aus denen die Luft austritt.

Die Frau wohnt in einem Wohnblöcke an der Dresdener Straße. Gerade bei diesen Wohnungen an der Dresdner Straße und am Thüringer Platz müsse berücksichtigt werden, dass das Mietniveau bis vor wenigen Jahren wegen der Preisbindung sozial geförderter Wohnungen weit unter dem Mietspiegel gelegen habe, heißt es von der Pressestelle der Gebausie. „Nach dem Wegfall der Förderung ist es bei allen Vermietern üblich, dass die Mieten über einige Jahre verteilt an die ortsübliche Vergleichsmiete angepasst werden.“

Der Mietspiegel der Stadt wird alle zwei Jahre von einem Gremium beschlossen, dem städtische Vertreter, Vertreter von Wohnungsunternehmen und auch Mitarbeiter des Mieterschutzbundes angehören. Dabei, so betont die Gebausie, schöpfe sie die Möglichkeiten des Mietspiegels nicht aus. Eigentlich könnte die Miete alle drei Jahre angepasst werden, die Gebausie nehme nur alle vier bis fünf Jahre eine Anpassung vor.

So manch einem Mieter könnte der Wegfall der Wohnungsförderung an in den Objekten der Gebausie noch zum Verhängnis werden. Doch falls es soweit käme, würde die Gebausie den Mietern zur Seite stehen, um eine Alternative zu finden, heißt es. Die Gebausie hat in Brühl etwa 2150 Wohnungen von denen noch 380 sozial gefördert sind.