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Jagdpächter in SorgeRehe in Erftstadt überfahren – Rehkitze im Wald auf sich gestellt

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Stelle, an der die tote Ricke gefunden worden war. Es handelt sich um einen landwirtschaftlichen Weg.

Am Mittwochmorgen (26. Juli) wurde eine Ricke auf dem landwirtschaftlichen Weg, der am Umweltzentrum in Erftstadt vorbei führt, tot gefahren. 

Vor ein paar Tagen wurde schon ein Reh überfahren. Am Mittwochmorgen nun ein zweites. Die Fahrer kümmerten sich nicht um die Tiere.

Wolfgang Curt ist verzweifelt. Innerhalb weniger Tage wurden in seinem Zuständigkeitsbereich als Jagdpächter zwei Ricken überfahren. In der vergangenen Woche starb ein Tier auf der L33 in Höhe nahe des Umweltzentrums. Am Mittwochmorgen hat es eine Ricke auf dem landwirtschaftlichen Weg, der am Umweltzentrum Friesheimer Busch vorbei bis nach Friesheim führt, erwischt. „Autos dürfen dort eigentlich gar nicht fahren“, erklärt Curt. Doch gerne und oft werde der Weg von ortskundigen Pkw-Fahrern als Abkürzung genutzt.

„Das Tier muss direkt tot gewesen sein“, sagt Dr. Christian Kohlsdorfer. Den Veterinär hatte Curt hinzugezogen, als ihn die Mitarbeiter des Umweltzentrums am Morgen anriefen. Sie hatten das tote Reh am Waldrand auf dem Wirtschaftsweg entdeckt.

Mindestens drei oder sogar vier Kitze sind im Wald auf sich alleine gestellt

„Es war noch warm, als ich hier ankam“, berichtet Kohlsdorfer. Nur wenige Tropfen Blut waren auf der Straße zu sehen. Mögliche Fährten haben er und Curt trotz intensiver Suche nicht gefunden.

In beiden Fällen habe es sich jedoch um führende Ricken gehandelt, sind sich Curt und Kohlsdorfer sicher. Irgendwo im Wald seien deswegen jetzt mindestens drei oder sogar vier Kitze alleine auf sich gestellt. „Wir haben schon nach ihnen Ausschau gehalten und werden auch heute Nachmittag noch einmal losziehen“, berichtet Curt. Suchen könne man die Kitze jedoch in dem dichten Wald nicht. Wo solle man da anfangen?

Das Foto zeigt ein Auto, das in einem Waldstück die Straße überquert. In Sichtweite nähert sich ein Auto.

In Wäldern und an Feldern müssen Verkehrsteilnehmern mit Wildwechsel rechnen.

Hoffnung machen ihm einige ganz ähnliche Ereignisse aus der Vergangenheit. „Ich weiß von Fällen, wo die Kitze alleine durchgekommen sind“, berichtet Curt. Das hänge jetzt jedoch sehr davon ab, wie kräftig und selbstständig die Jungtiere bereits sind. Ganz sicher sei jedoch, dass fremde Ricken sie nicht annehmen werden.

Dass Rehe zurzeit spontan aus Wäldern und dem Dickicht auf die Straße springen, sei nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil. „Die Paarungs- beziehungsweise Blattzeit ist ja jetzt in vollem Gange“, berichtet Kohlsdorfer. Die Böcke treiben die Ricken dabei vor sich her, dadurch werde der Eisprung stimuliert.

Auch die Polizei des Rhein-Erft-Kreises rät, auf Straßen, die an Wälder und Buschwerke grenzen, vorsichtig zu fahren, insbesondere nachts und in der Dämmerung. Auch der ADAC empfiehlt, vorausschauend zu fahren und bei erhöhtem Risiko den Fuß vom Gas nehmen und bremsbereit sein. Wildwechsel lägen häufig an Straßen in Waldabschnitten und an Feldrändern. Tauche ein Wildtier am Straßenrand auf, gelte: Deutlich langsamer werden oder sogar ganz abbremsen, das Fernlicht ausschalten und hupen. Riskante Ausweichmanöver sollten dagegen unbedingt vermieden werden.

Das Foto zeigt Jagdpächter Wolfgang Curt und Dr. Christian Kohlsdorfer im Gespräch: Sie schauen auf dem Handy, wo die Kitze im Wald stecken könnten.

Tierarzt Dr. Christian Kohlsdorfer und Jagdpächter Wolfgang Curt im Gespräch: Sie schauen auf dem Handy, wo die Kitze im Wald stecken könnten.

Komme es dennoch zu einem Wildunfall, heiße es für den Fahrer Ruhe bewahren, Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen und die Unfallstelle absichern. Auch ohne Verletzte sollte immer die Polizei sofort verständigt werden und der Wildschaden gemeldet werden. Wichtig ist die Wildunfallbescheinigung. Diese muss man bei der eigenen Autoversicherung vorlegen. In diesem Formular werden alle wichtige Angaben festgehalten.

Den Autoversicherern wurden nach Angaben des ADAC 2020 nach den Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rund 272.000 Wildunfälle gemeldet – rein rechnerisch gibt es also etwa alle zwei Minuten einen Zusammenstoß mit einem Wildtier. Besonders hoch ist das Risiko in den Monaten April und Mai sowie zwischen Oktober und Dezember.