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Gymnasium LechenichNiemals geht man so ganz

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Sportlehrer Folke Andräs, hier in der Dreifachhalle, freut sich auf das bevorstehende Turnier.

Erftstadt-Lechenich – Weihnachtszeit ist Fußballzeit – zumindest in Lechenich. Und Folke Andräs kann es kaum erwarten. Obwohl es schon seit 27 Jahren stattfindet, freut er sich noch immer riesig auf das Ehemaligenturnier des Städtischen Gymnasiums. Wie ein Schüler auf den Ferienbeginn. „Es ist einfach wahnsinnig toll, dass so viele kommen“, sagt der Sportlehrer und Organisator der Veranstaltung. Am Samstag, 15. Dezember, ist es wieder so weit. Die früheren Schüler kämpfen in den Sporthallen am Rotbach um den Werner-Tiemann-Gedächtnispokal. Am Abend wird in der Aula gefeiert.

Das ist Tradition, seit dem 19. Dezember 1986. Damals spielten sieben Mannschaften und ein Lehrerteam in entspannter Atmosphäre um den Pokal. In diesem Jahr haben sich 25 angemeldet, die ältesten Teilnehmer haben ihren Schulabschluss im Sommer 1981 absolviert.

Fußball ist Nebensache

Für die meisten Abiturienten des Lechenicher Gymnasiums gehören das Ehemaligenturnier und die anschließende Party zur Weihnachtszeit, viele blocken den Termin schon Monate vorher. „Schule muss schließlich mehr als die Summe von Unterrichtsstunden, mehr als die Summe erworbener Vokabeln und Formeln, mehr als eine rein kognitiv orientierte Outputanstalt sein“, sagt Folke Andräs. Er organisiert das Turnier seit der ersten Stunde. In vier Jahren wird der 61-Jährige pensioniert. „Dann muss ein Nachfolger her“, sagt Andräs – und klingt dabei überraschend ernst.

Denn die Organisation des Turniers erfordert mehr als nur das Erstellen eines Spielplans. Die erste Herausforderung ist die Kontaktaufnahme zu den jeweiligen Jahrgängen, außerdem müssen etliche Helfer gefunden werden. Den gesamten Tag und die halbe Nacht über verwöhnen Schüler der aktuellen Oberstufe die Teilnehmer und Besucher des Turniers und der Party mit Essen und Getränken. Der finanzielle Überschuss wird seit jeher für Bedürftige oder für die Schuleinrichtungen gespendet. Dass sich das Engagement lohnt, zeigt auch der riesige Zuspruch der ehemaligen Zöglinge, die aus aller Welt nach Erftstadt zurückkehren.

Ein Schüler aus dem Abiturjahrgang von 2010 hat sein Auslandssemester in Mosambik einige Tage früher als geplant beendet – unter anderem, um das Event am Samstag nicht zu verpassen. Viele andere kommen aus ganz Deutschland. Sie reisen in die Vergangenheit, wenn auch nur für einen Tag. „In der Kölner Sportrede hat sich der ehemalige Umweltminister Klaus Töpfer im November mit dem Thema Nachhaltigkeit im Sport beschäftigt“, sagt Folke Andräs. „Und ich finde, wir haben in Bezug darauf etwas wirklich Tolles erreicht. Vor allem, was die Nachhaltigkeit der zwischenmenschlichen Kommunikation angeht.“ Der Fußball spielt eine untergeordnete Rolle.

Das bestätigt Lars Ostendorf. Er gehört zum Abschlussjahrgang von 2008, in diesem Jahr kann er wegen einer Knie-Operation nicht mitspielen. Dennoch wird er seinen Geburtstag am Samstag in der Dreifachhalle verbringen. „Das muss so sein“, sagt Ostendorf, „die Jungs brauchen ja Unterstützung.“ Und mit der Abendplanung muss er sich gar nicht erst befassen.