Karnevalsauftakt in Rhein-ErftSo feierten die Jecken in Bergheim, Brühl und Frechen

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Endlich wieder Karneval in Bergheim, hier am Elften im Elften.

Endlich wieder Karneval in Bergheim, hier am Elften im Elften.

Rhein-Erft-Kreis – Es fühlt sich vertraut an, ist aber doch irgendwie anders. Auch im Rhein-Erft-Kreis feierten die Jecken am Elften im Elften um 11.11 Uhr den Start in die fünfte Jahreszeit. Doch ganz so unbeschwert wie vor der Pandemie sei es noch nicht, gab Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler auf der Bühne auf dem Konrad-Adenauer-Platz zu, bevor er den Countdown zählte und um Punkt 11.11 Uhr und elf Sekunden die neue Session ausrief. „Hier gelten jetzt die vier J“ – Jeimpft, jenesen, jetestet und jeck“.

Ausrichter der Sessionseröffnung in der Kreisstadt sind seit mehr als 40 Jahren die Jecken Schupos. Es sei nicht weniger los als üblich, sagte Schupo Josef Spohr, während auf der Bühne sein KG-Kollege Wolfgang Esser, Volker Mießeler und Christian Karaschinski, Präsident des Festkomitees Bergheimer Karneval und der KG ABC, die vielen Gäste anderer Bergheimer Vereine und Gesellschaften begrüßten.

Bergheimer ließen sich Stimmung nicht vermiesen

Auf der Treppe in Richtung Rathaus saßen in putzige Neon-Westen gehüllt die Kinder der Kita St. Hubertus aus Kenten . Eigentlich seien sie in anderer Mission unterwegs gewesen, sagte Kitaleiterin Anna Stieldorf. „Aber wir haben uns spontan entschieden, zuzugucken.“

Markus Schwarz, Prinz aus Bergheim-Thorr, mit Kindern aus Kenten.

Markus Schwarz, Prinz aus Bergheim-Thorr, mit Kindern aus Kenten.

Die Stimmung war gut an diesem sonnigen Vormittag. Auch Karaschinski war zufrieden. „Alle haben sich auf die Session gefreut“, sagt er. Aus Thorr ihrem Dreigestirn hinterher gereist waren Heike Neukirchen und Stephanie Schulz-Cremanns. Meistens müssen sie am Elften im Elften arbeiten, aber Neukirchens Mann sei bei der Bergheimer Torwache aktiv, da seien sie dieses Mal mitgekommen. Von der Pandemie wollten sie sich die Feier nicht kaputtmachen lassen: „Jetzt erst recht“, sagten die Frauen.

„Kölner kommen auch nicht nach Bergheim"

Josef Spohr nahm an, dass viele Menschen wegen der 2G-Regel nicht in die Domstadt gefahren seien. Aber auch sonst gebe keinen Grund, Bergheim zu verlassen, meinten Wally Konert sowie Katharina und Dieter Gentsch. „Die Kölner kommen ja auch nicht zu uns“, sagt Dieter Gentsch augenzwinkernd. Sie seien immer in Bergheim. „Sogar mit Krücken“, sagte Wally Konert und zeigte ihre Gehhilfe. Sie fühlten sich gut beim Feiern. „Wir sind doppelt geimpft, die Veranstaltung findet draußen statt. Irgendwann will man mal wieder raus“, sagte Konert.

Das Thorrer Dreigestirn bei der Sessionseröffnung in Bergheim.

Das Thorrer Dreigestirn bei der Sessionseröffnung in Bergheim.

In Brühl ist beim Sessionsauftakt meistens nicht allzu viel los. Von hier fahren jedoch immer viele Jecken nach Köln, um dort auf dem Heumarkt zu feiern. Doch in diesem Jahr war es besonders ruhig in der Stadt. Nur wenige Jecken trotzten der Kälte und der getrübten Corona-Stimmung. Bis auf eine jecke Hochzeitsgesellschaft waren nur vereinzelt Menschen kostümiert unterwegs.

Brühl: Enttäuschte Blicke in der Innenstadt

Drei Freunde aus Brühl, Bonn und Bergisch-Gladbach – kostümiert als Rentner-Trio mit Rollatoren und Baby-Nubbel – blickten in der Innenstadt ein wenig enttäuscht drein. „Wir wollen nicht nach Köln, da ist es uns zu voll und zu eng, vor allem bei den aktuellen Inzidenzen“, sagte die Brühlerin Sabrina Hawemann, verkleidet als Rentnerin „Hildegard“. „Wir sind zwar alle geimpft, aber man sollte trotzdem vorsichtig sein.“

Endlich wieder Karneval in Brühl.

Endlich wieder Karneval in Brühl.

Doch jetzt hätten sie gehofft, „dass wenigstens irgendwo in einer Kneipe ein bisschen Feierstimmung herrscht“, sagte Hawemann. Damit wurde es nichts. Also entschlossen sich die Freunde, selbst aktiv zu werden: „Wir gehen jetzt einfach zum Markt 20 und machen da selbst die Stimmung.“

Frechener Cowboys stürzten sich in den Karneval

In Frechen stürzte sich Markus als Cowboy verkleidet in den Karneval, den Stetson der Sonne wegen tief in die Stirn gezogen. Er marschierte mit flüssiger und fester Nahrung im Rucksack zur Bushaltestelle. So wie er warteten viele Jecke geduldig darauf, dass die Bahnen der Linie 7 sie alle in die Kölner Innenstadt beförderten. An der Haltestelle Mühlengasse stand die 46-jährige Sandra. Sie wollte in Köln Freunde treffen. „Ich fahre zum 11.11. regelmäßig in die Domstadt und gehe auch davon aus, dass die Kontrollen vorschriftsmäßig vorgenommen werden“, sagte sie, die voll für die 2G-Kampagne eintritt.

Endlich wieder Karneval in Frechen.

Endlich wieder Karneval in Frechen.

„Hahn im Korb“ war einige Schritte weiter Peter, der von Anita, Heike und Elke nach Köln begleitet wurde. Auch sie sind Stammgäste, wenn es um die Sessionseröffnung in der Domstadt geht.

Um 11.11 Uhr sagten beide Ja

Karnevalshochzeit

Um 11.11 Uhr gaben sich Kerstin Senger und Guido Horst das Ja-Wort.

Laut und fröhlich erklangen die Paveier mit ihrem Hit „Leev Marie“ aus den Boxen, die vor dem Brühler Standesamt aufgestellt waren. Und die Hochzeitsgesellschaft wartete vergnügt auf das Brautpaar. Als Kerstin Senger und Guido Horst aus dem Standesamt kamen – natürlich kostümiert – brandete Applaus auf. „Wir sind sehr traditionsbewusst mit dem 11.11.“, sagte Horst.

So auch heute, jeck und bunt feierten die beiden Hochzeit: Das Paar aus Brühl hat sich gestern trauen lassen. Gleich beim Antrag hatten die beiden beschlossen, zum Sessionsauftakt zu heiraten.

Auch den Heiratsantrag machte der 62-Jährige seiner Freundin Kerstin (53) ganz auf kölsche Art, nämlich an Weihnachten und mit einem Liebesschloss an der Hohenzollernbrücke. Dort hängt seitdem ein rotes Vorhängeschloss in Herzform. Auch das Jawort gaben sich die beiden selbstverständlich pünktlich um 11.11 Uhr. „Den Sektempfang machen wir jetzt hier draußen mit allen zusammen in der Sonne“, sagte die Braut. „Danach geht es dann in die Rheinaue zum Feiern.“ Karneval ihnen beiden immer schon wichtig gewesen, beteuerte das frischvermählte Ehepaar, denn dann könne man so richtig bekloppt sein. (at)

„Wir nehmen die nächste Bahn“, erzählten Jana, Lena und Ann-Kathrin, ein Bergheim-Frechener Trio. Alle arbeiten beim Bundesverwaltungsamt und hatten sich Urlaub genommen. Bis zum Eintreffen der nächsten Linie 7 hatten sie noch etwas Zeit zum „Vorglühen“.

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Feste Nahrung hatten derweil drei junge Männer in der Bäckerei an der Ecke zu sich genommen, bevor sie zur Haltestelle marschierten. Für Santos in einer Lifeguard-Jacke, Mo im Nasa-Overall und Apo im Malerdress ist es ein „Pflichtprogramm“, an diesem Tag nach Köln zu fahren. Und 2G ist für die drei Frechener selbstverständlich.

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