Karnevalisten in SorgeDem Alten Gasthaus in Friesheim droht der Abriss

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Viele Bürger in Friesheim befürworten den Verbleib des Dorfgemeinschaftshauses in der Ortsmitte.

Viele Bürger in Friesheim befürworten den Verbleib des Dorfgemeinschaftshauses in der Ortsmitte.

Erftstadt-Friesheim – Für das Vereinsleben, insbesondere den Karneval im Ort, ist die Nachricht niederschmetternd. Die Flutkatastrophe vom Juli 2021 hat am Alten Gasthaus, das zugleich Dorfgemeinschaftshaus ist, derart große Schäden hinterlassen, dass eine Sanierung nicht mehr sinnvoll erscheint und von der Stadt ein Abbruch empfohlen wird.

Ein von der Stadt beauftragter Sachverständiger für Statik und Baukonstruktion hatte Mitte November die Bausubstanz in Augenschein genommen und den Abbruch empfohlen. „In den Fachwerkwänden sind die Riegel im Bodenbereich fast vollständig zerstört und müssten ausgetauscht oder durch Mauerwerk ersetzt werden.“

Erftstadt-Friesheim: Antrag von Karnevalsgesellschaft

Letzteres könne nur durch den Rückbau gesamter Wände erfolgen, da in Teilen vorhandenes Mischmauerwerk statisch nicht nutzbar ist, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für den Hauptausschuss, der am Dienstagabend tagte.

Die Karnevalsgesellschaft 1911, die gemäß eines Nutzungsvertrags mit der Stadt vom Oktober 2010 das Alte Gasthaus als Dorfgemeinschaftshaus betreibt, hatte in einem Antrag angeregt, statt eines Abbruchs die Gaststätte, Küche und Toilettenanlage neu zu bauen.

Wie geht es mit dem Alten Gasthaus in Friesheim weiter?

Eine Fördermöglichkeit biete sich durch eine Richtlinie des Landes für Wiederaufbau. Ob und inwieweit eine Neuerrichtung des Gebäudes sinnvoll und wirtschaftlich erscheine, bedürfe auch einer eingehenden Prüfung der bauordnungsrechtlichen Voraussetzungen, argumentiert demgegenüber die Verwaltung. Denn mit dem Abbruch des Gebäudes ende der bauordnungsrechtliche Bestandsschutz.

Ein Neubau müsse der aktuellen Gesetzeslage entsprechen. Dazu gehörten der Nachweis von Stellplätzen und Fragen des Schallschutzes. Es sei zu früh,eine abschließende Beschlussempfehlung zum Bürgerantrag vorzulegen. In den nächsten Sitzungen will die Verwaltung ergänzend berichten. Friesheims Ortsbürgermeister Stephan Bremer weist nicht nur auf die immense Bedeutung des Gasthauses hin. Hinzu kämmen weitere Gebäudeschäden bei anderen Vereinen im Dorf, wie dem Fußballverein SC Friesheim und den Hubertus-Schützen. Beim Tambourcorps Rheintreu sei das komplette Ausmaß der Schäden noch unklar. Vor diesem Hintergrund hatte Bremer mit den Präsidenten der genannten Vereine gesprochen. Denkbar sei ein neuer Standort fürs Dorfgemeinschaftshaus. Wichtig sei ein großer Veranstaltungssaal mit entsprechenden Nebenräumen, damit die Karnevalsgesellschaft weiterhin aktiv bleiben könne. Bremer bat die Verwaltung darum, Alternativen und Standorte zu prüfen sowie Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Erftstädter SPD mahnt: Sache nicht auf die lange Bank schieben

Im Hauptausschuss beauftragten die Fraktionen einmütig die Verwaltung, eine Sanierung des Gasthauses zu prüfen. Die Sache dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden, mahnte SPD-Fraktionschef Axel Busch. Das Dorfgemeinschaftshaus sei ein wichtiger kultureller Veranstaltungsort, ergänzte Grünen-Fraktionschefin Stephanie Bethmann. Das über 160 Jahre alte Haus sei ein Teil Friesheims und dürfe von allen aus dem Ort genutzt werden. Daher seien auch alle betroffen, argumentierte die Friesheimer Stadtverordnete Claudia Siebolds.

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Eine Instandsetzung des Gasthauses werde von vielen Friesheimern sehr begrüßt, so Dorfgemeinschaftsvorsitzende Erika Simons. Ratsfrau Marion Sand (fraktionslos) bat die Verwaltung um eine Übersicht, wie es insgesamt um die Bausubstanz kultureller Einrichtungen in Erftstadt bestellt ist.

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