Stichprobenartige KontrollenWird auf dem Schlachthof in Erftstadt wieder gearbeitet?

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Das Bild zeigt einen weißen Kühlwagen mit offenen Türen, vor einem stillgelegten Schlachtbetrieb.

Ein Kühltransporter vor dem Schlachthof in Erftstadt-Gymnich. Die Stadt kontrolliert stichprobenartig, ob dort wieder gearbeitet wird.

Auf dem Schlachthof in Erftstadt soll wieder gearbeitet werden. Stadt kontrolliert stichprobenartig. 

Der ehemalige Betreiber eines Schlachthofs in Gymnich soll sich über die Schließung seines Betriebs Anfang Februar 2023 hinwegsetzen. Zeugen berichten, dass nur wenige Wochen nachdem der Geschäftsmann der behördlichen Anweisung nachgekommen war, in dem Betrieb wieder gearbeitet werde. Davon berichten auch Tierschützer, die mit dem Deutschen Tierschutzbüro in Sankt Augustin zusammenarbeiten. Zuerst war in Hürth ein Schlachthof stillgelegt worden, später auch in Gymnich. Eigene Recherchen dieser Redaktion bestätigen die Behauptungen: Zwar werden in Erftstadt keine lebenden Tiere mehr zwecks Schlachtung angeliefert, aber an mehreren Tagen im März haben Personen Tierhälften aus einem weißen Kühlwagen – ein Mercedes Vito – in den stillgelegten Schlachthof getragen.

Berater bestreitet, dass auf dem Schlachthof gearbeitet wird

Und noch am selben Tag wurde das Fahrzeug wieder beladen, offenbar mit zerlegtem Fleisch, das mutmaßlich für den Verkauf bestimmt ist. Nach der Aufgabe des Betriebs vor knapp zwei Monaten hatte Rudi Yumurta, der Berater des Geschäftsmanns, von einem schweren Schlag gesprochen, beliefere man doch große Restaurants im Raum Köln. Er bestreitet, dass in dem ehemaligen Schlachthof wieder gearbeitet werde. Es könne nur sein, dass jemand dort gesehen worden sei, den der Geschäftsmann beauftragt habe, um Restbestände aus den Räumen zu holen. Zur Anlieferung von Tierhälften und dem Umstand, dass mitunter bis zu vier Personen die Räume frühmorgens betreten und am Nachmittag wieder verlassen hatten, könne er nichts sagen. Und auch nichts dazu, dass sich der ehemalige Betreiber ebenfalls mehrfach dort aufgehalten haben soll.

Es sollen keine Eingangsrechnungen für Fleisch vorliegen

Eine Erklärung hat Yumurta auch dafür nicht, dass zuletzt mindestens einmal in der Woche ein Lkw zur Abfuhr von Tierabfällen vor dem ehemaligen Schlachtbetrieb gehalten habe. All diese Behauptungen dienten nur dazu, seinen Mandanten in Misskredit zu bringen, sagte der Berater. Da er auch für dessen Finanzen zuständig sei, lägen ihm keine Einkaufsrechnungen für Fleisch aus den vergangenen Wochen vor. Abgesehen davon dürfe der frühere Schlachthof-Betreiber ohne Genehmigung des Veterinäramtes kein Tier kaufen – dies sei die übliche Praxis in der Branche; der Weg eines getöteten Tieres in den Verkauf müsse lückenlos dokumentiert werden. Ob die Abnehmer des Fleischs, das in den vergangenen Wochen in der Erftstädter Ortsrandlage verkauft worden ist, Wert darauf legen, sei dahingestellt.

Ohne Beweise sind der Verwaltung die Hände gebunden
Rathaussprecher Christian Kirchharz

Beobachtungen unserer Redaktion zeigen, dass an einem Freitag im März mehrere Pkw vor dem Betrieb hielten – und deren Fahrer augenscheinlich Ware gekauft haben. Die Stadtverwaltung in Erftstadt hatte Hinweise darauf erhalten, dass in dem stillgelegten Betrieb wieder gearbeitet werde. Regelmäßige Stichproben durch einen Außendienstmitarbeiter hätten diese Behauptung aber nicht bestätigt, sagt Rathaussprecher Christian Kirchharz. „Ohne Beweise sind der Verwaltung die Hände gebunden.“ Er bestätigt, dass auch das Zerlegen von Tieren in dem ehemaligen Schlachtbetrieb nicht zulässig sei. Auch eine Nutzung als Lager verstoße gegen die behördlichen Anweisungen. Laut Rudi Yumurta habe sein Mandant einen Antrag auf Nutzungsänderung gestellt. Dies bestätigt Kirchharz. Eine abschließende Prüfung der Antragsunterlagen könne jedoch nicht vorgenommen werden, da der Antrag unvollständig sei. Zu den Hintergründen für die Schließung Anfang Februar gibt es verschiedene Sichtweisen. Der Inhaber fühlet sich nach Yumurtas Angaben von der Stadt Erftstadt wegen nicht genehmigter Bauanträge „gemobbt“.

Tierschützer hatten Schließung begrüßt

Die Stadtverwaltung berief sich auf Verstöße gegen die Bauordnung, nannte aber keine Details, weil ein Rechtsstreit mit dem Betreiber des Schlachthofs vor dem Verwaltungsgericht noch nicht abschließend entschieden sei. Nach Recherchen unserer Redaktion hatte die Stadtverwaltung bereits im Mai 2022 den Betrieb untersagt, unter anderem ist von einem Schwarzbau die Rede. Tierschützer hatten die Schließung des Betriebs begrüßt. Sie hätten mehrfach Hinweise auf illegales, betäubungsloses Schlachten erhalten, sagte Jan Peifer vom Tierschutzbüro. Darüber seien das Veterinäramt und das zuständige Landesministerium informiert worden. Yumurta distanzierte sich im Namen seines Mandanten von solchen Praktiken. Der Betrieb sei 15 Jahre anstandslos geführt worden. Er sprach von „Mobbing“ durch die Behörden.

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