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KatastrophenfallExperte gegen Walkie-Talkie-Notruf im Erft-Kreis

Lesezeit 2 Minuten
Oberbrandrat Thomas Weiler trägt eine blaue Uniform.

Thomas Weiler ist Oberbrandrat im Rhein-Erft-Kreis.

Ein Erftstädter bringt gängige Funkgeräte ins Gespräch, um bei einem Stromausfall oder einer Naturkatastrophe die Kommunikation aufrecht zu erhalten. Oberbrandrat äußert sich skeptisch.

Wie kann die Kommunikation im Fall eines Stromausfalls oder einer Naturkatastrophe gesichert werden? Die Frage stellt sich Markus Danne aus Erftstadt und ist auf den „Bürgernotfunk“ gestoßen.

Die Idee: Wenn es bei einem gezielten Abschalten der Stromnetze – Brown-Out – oder einem Ausfall keine Telefonverbindungen mehr gibt, könnte dennoch eine Meldekette aufrechterhalten werden. „Das setzt voraus, dass viele Menschen teilnehmen“, sagt Danne.

Die Reichweite beläuft sich auf bis zu zwei Kilometer

Benötigt wird ein PMR446-Funkgerät – ein kleines Walkie Talkie mit etwa 16  Kanälen. „Oft liegen die Geräte noch im Kinderzimmer rum.“ Dabei handele es sich nicht um einen lizenzpflichtigen Amateurfunk. Ein bis zwei Kilometer sei die Reichweite, bis zum Nachbarn würde man also kommen.

Im Ernstfall werde mit einer SMS oder Sirene alarmiert. Dann würden alle Funker angesprochen, die ihre Geräte auf Kanal Eins ohne die Begrenzung von Unterkanälen einschalten, erläutert Danne. Wer Hilfe benötige, könne einfach „losfunken“.

Der Kreis Soest macht mit dem Bürgernotfunk erste Erfahrungen

Wer die Nachricht hört, gibt sie an den Nächsten weiter. Im besten Fall landet das Hilfegesuch bei Feuerwehr oder Polizei in der Einsatzleitstelle, sagt Danne. „Dabei sollte nicht mehr als der Name, der Ort und der Notfall angegeben werden.“ Im Kreis Soest würde der Bürgernotfunk bereits von der Feuerwehr etabliert, berichtet Danne.

Oberbrandrat Thomas Weiler sieht das Projekt kritisch. „Von der Idee her ist das gut und plausibel“, sagt er, aber die Kinderfunkgeräte ließen sich behördlich nicht organisieren, es würde nie zu einer belastbaren Struktur kommen, dafür gebe es zu wenig Teilnehmende. „Jeder bräuchte ein Funkgerät.“ Und dann müsste eine Schnittstelle zur Leitstelle eingerichtet werden. Doch das sei unmöglich.

Sollte es jedoch einen Verein geben, der das organisiere, werde der Kreis ihn unterstützen, versichert Weiler. So seien die Amateurfunker in Hürth in den Notfallplan eingebunden.

So lange die Telefone noch funktionieren, ist alles gut

Der Kreis setze auf „Leuchttürme“. Treffpunkte, die in jedem Ort eingerichtet werden und als Anlaufpunkt dienen sollen. Zudem würden Einsatzkräfte Patrouille fahren und wären so ebenfalls ansprechbar.

„Ich hoffe auf die Solidarität der Mitmenschen“, sagt Danne. „Dass die Menschen still mitlesen und es im Hinterkopf behalten.“ Doch Danne ist auch bewusst, dass der Bürgernotruf nur im absoluten Notfall zum Einsatz kommen sollte: „So lange die Telefone noch funktionieren, ist alles andere Quatsch.“

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