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WLAN, Endgeräte und LernplattformErftstädter zeigt an Berufskolleg, wie es geht

Lesezeit 3 Minuten
WLAN, Computer und eine Lernplattform sind Voraussetzungen für digitalen Unterricht.

WLAN, Computer und eine Lernplattform sind Voraussetzungen für digitalen Unterricht.

Erftstadt – Am 16. März des vergangenen Jahres sind in Nordrhein-Westfalen alle Schulen wegen der Corona-Pandemie zum ersten Mal geschlossen worden. Jetzt wiederholt sich das Szenario: Das zweite Halbjahr beginnt jetzt, aber die Schüler können noch immer nicht in die Unterrichtsräume zurückkehren. Homeschooling, distance learning oder wie immer man es nennen will: Die Kinder und Jugendlichen bleiben zu Hause, der Unterricht muss auf digitalem Weg stattfinden. Das ist Neuland für die meisten, Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte.

Das Erich-Gutenberg-Berufskolleg hat schon 2015 – wohl als erste Schule in Deutschland – ein Konzept für das digital gestützte synchrone Lernen auf Distanz entwickelt. Will sagen: Allen Schüler und Schülerinnen wird gleichzeitig der gleiche Unterrichtsstoff auf Smartphone, Tablet oder PC angeboten. An eine Pandemie hatte keiner gedacht, es ging vielmehr darum, den Auszubildenden die Möglichkeit zu bieten, im Notfall von zu Hause oder vom Krankenhaus aus am Unterricht teilzunehmen.

Schon 2013 hatte das Kolleg das BYOD-Konzept eingeführt. BYOD steht für „Bring your own device“, ungefähr: Bring dein eigenes Gerät mit. Jeder Schüler dockte mit seinem eigenen Endgerät – egal, ob es sich um ein Android-, Apple oder Windows-Gerät handelt – im Unterricht an der schulweiten Lernplattform Office 365 an. Das ermöglichte „learning with any device, anytime, anywhere“ – also lernen mit jedem Gerät, jederzeit, überall.

Der Fachmann

Der Umstieg auf Distanzunterricht hat die meisten Schüler und Lehrer im Frühjahr kalt erwischt. Detlef Steppuhn nicht. Der Erftstädter unterrichtet seit gut 25 Jahren am Erich-Gutenberg-Berufskolleg in Köln, seit 20 Jahren ist er dort Leiter für neue Medien und Technologien. Steppuhn, Jahrgang 1961, hat eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht und Wirtschaftswissenschaften studiert.

Auf seiner Homepage und in einem Blog befasst Detlef Steppuhn sich mit der Digitalisierung der Schulen, kürzlich ist sein Buch „SmartSchool – Die Schule von morgen“ erschienen. Es ist die Grundlage unserer Serie, in der wir aktuelle Probleme aufzeigen, aber auch der Frage nachgehen, wie denn die Schule der Zukunft aussehen wird. (uj)

Alternativen zum synchronen Distanzunterricht sind der Hybrid-Unterricht, auch Wechselunterricht oder Flex-School genannt, bei dem mal zu Hause, mal in der Schule gelernt wird, und der asynchrone Distanzunterricht. Viele Lehrer haben im Lockdown Aufgaben per E-Mail verschickt. Mit dem Nachteil, dass die Schülerinnen und Schüler sie zu Hause ohne direkte Unterstützung durch den Lehrer oder die Lehrerin bearbeiten mussten. Die Folge: Viele Schüler tauchten ab.

Synchroner Distanzunterricht bedeutet idealerweise Unterricht nach Stundenplan über eine Lernplattform in Form einer Audio- oder Videokonferenz. Am Gutenberg-Kolleg wird der Schulalltag zu Corona-Zeiten durchgängig digital koordiniert und kommuniziert. Dokumente werden in einer digitalen Bibliothek gespeichert, auf die alle oder bestimmte Teams Zugriff haben. Lernergebnisse können im Plenum besprochen werden, Unterrichtssequenzen werden aufgezeichnet und stehen als Lernmaterial zur Verfügung.

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Damit Distanzunterricht eine vollwertige Alternative zu „normalen“ Schule sein kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, technischer wie didaktischer Art. Die technische Infrastruktur in einer Schule sollte heute soweit sein, dass neben einem flächendeckenden WLAN genügend mobile Endgeräte und eine Lernplattform zur Verfügung stehen. Auch zu Hause brauchen die Schülerinnen und Schüler eine schnelle Internetverbindung. Der Digitalpakt von Bund und Ländern soll dafür sorgen, dass alle Schülerinnen und Schüler mit Tablet oder Laptop ausgerüstet werden – auch die, deren Eltern kein Geld für die Anschaffung haben. Leider erfolgt die Umsetzung viel zu langsam. Die Lösung könnte ein Konzept sein, dass Smartphones einbezieht. Denn statistisch gesehen hat heute fast jeder Jugendliche eines.

In den kommenden Folgen wird das Thema der technischen Ausstattung weiter vertieft, ebenso die pädagogischen und didaktischen Aspekte.

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