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Floating im Reset-CenterSelbst schwerelos ist Entspannen schwer

Lesezeit 3 Minuten

Rhein-Erft-Kreis – Ich solle vom ersten Mal nicht zu viel erwarten, hat mich Meditationslehrer Hans Rosegger vorgewarnt. Ich probiere Floating aus: allein im Halbdunkel in einem mit Salzwasser gefüllten Pool liegen, eine Stunde lang nahezu regungslos. Die Gedanken einfach fliegen lassen, den Kopf freibekommen und dadurch zur vollkommenen Entspannung gelangen. Stressabbau durch Schwebezustand – ich bin gespannt.

Rosegger führt mich in einen von drei Floating-Räumen, die im Reset-Center zur Verfügung stehen. Der Raum erinnert an ein großzügiges Badezimmer mit einer riesigen Wanne, einem kreisrunden flachen Becken, 2,60 Meter im Durchmesser. Auf einem Stuhl liegen Handtücher und für alle Fälle Ohrstöpsel, die ich aber nicht brauche. An diesem Vormittag ist außer mir kein Kunde da.

Salzgehalt liegt bei 25 bis 28 Prozent

Die Musik, die meditative Stimmung verbreitet, stelle ich aus. Die farbigen Lichtprojektionen, die in immer wieder unterschiedlichen Formen an die Decke über mir geworfen werden, lasse ich aber weiterlaufen. Ich steige in den Pool und lege mich auf den Rücken. Das Wasser – der Salzgehalt liegt bei 25 bis 28 Prozent – trägt mich wie ein Luftkissen. Ich kann ganz entspannt den Kopf nach hinten fallen lassen, ohne Wasser in die Augen zu bekommen. Es wäre falsch, den Kopf aus dem Wasser zu heben: Das verspannt die Nackenmuskeln. Ein Anfängerfehler, wie Rosegger sagt.

Das Wasser hat 35,4 Grad, kein heißes Bad, wie ich es im Winter mag, aber auch nicht kühl. Über mir hängt ein Wärmestrahler. Ich schließe die Augen und höre in mich hinein. Ich höre nichts außer meinem Atem. Ich schwimme wie ein Fettauge auf dem Wasser. Dass ich im Salzwasser liege, spüre ich an einem Finger, an dem ich mich verletzt haben muss: Es brennt. Mein Körper dreht sich langsam im Kreis. Meine Arme und Beine scheinen irgendwie verkrümmt zu sein, so fühlt es sich jedenfalls an.

Das Gefühl der Schwerelosigkeit ist eigentlich nichts Neues für mich, ich kenne es vom Tauchen. Aber das hier ist anders. Ich muss auf keinen Tauchpartner achten, nicht auf meinen Luftverbrauch schauen noch aufpassen, ob irgendwo ein spektakulärer Fisch an mir vorüberzieht.

Ich solle ruhig liegen und an nichts denken, hat Hans Rosegger gesagt. Leichter gesagt als getan. Meine Gedanken kehren zur Arbeit zurück. Ich befolge Roseggers Rat und versuche, an etwas Schönes zu denken: meine Hochzeit. Doch prompt meldet sich das schlechte Gewissen. Die Danksagungen müssen endlich verschickt werden. Also versuche ich es mit dem bevorstehenden Urlaub. Doch wieder meldet sich das Pflichtgefühl – bis dahin ist noch jede Menge zu erledigen.

An nichts zu denken, will mir einfach nicht gelingen. Immer wieder tauchen Gedankenfetzen auf. Ich versuche zu schätzen, wie lange ich wohl schon auf dem Wasser liege. 20 Minuten, 40 Minuten? Meinen Körper spüre ich nicht mehr. Die Schnittwunde hat aufgehört zu brennen, ich fühle keine Beine und keine Arme mehr. Irgendwie scheine ich mit dem Wasser eins geworden zu sein. Irgendwann habe ich das Gefühl, gleich einschlafen zu können.

Ein Gong ertönt. Mein Floating ist vorüber. Ich klettere aus dem Wasser, Arme und Beine scheinen unendlich schwer geworden zu sein. Nur in Zeitlupe kann ich duschen. Dann gehe ich in den Ruheraum, wo Liegestühle, stilles Wasser, Obst und Kekse bereitstehen. Floating macht hungrig.

Ich strecke mich aus, am liebsten würde ich mich jetzt ins Bett verziehen. Das Floating hat mich entspannt, und ich bin gut gelaunt. Es war bestimmt nicht mein letztes Mal. Dann mache ich es aber zu zweit. Mit meinem Mann.