Der Politiker fordert für seine Heimatstadt „mehr Klarheit, mehr Mut und mehr Initiative“ und „einen frischen Start im Rathaus“.
InterviewBürgermeisterkandidat Gerd Koslowski (CDU): „Wir müssen wieder Vertrauen aufbauen.“

Der 58-jährige Königsdorfer Gerd Koslowski tritt für die CDU bei der Kommunalwahl im September als Kandidat für das Frechener Bürgermeisteramt an.
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Der 58-jährige Königsdorfer Gerd Koslowski kandidiert bei der Kommunalwahl im September für die Frechener CDU als Bürgermeister. Er lebt seit 1972 in Frechen, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
Ihre Wahl zum CDU-Bürgermeisterkandidaten war für Viele überraschend, da Ihre Parteikollegin und Amtsinhaberin Susanne Stupp eindeutig ihren Wunsch nach einer dritten Amtszeit geäußert hatte. Wie ist es zu Ihrer Kandidatur gekommen?
Mein Wahlkampf steht unter dem Motto „Frechen bewegen. Weil es um Dich geht!“. Das ist meine Motivation und das sagen mir die Leute: „Bitte sorge dafür, dass sich in der Stadt wieder mehr bewegt.“ Ich glaube auch, wir müssen Politik gut erklären und die Menschen bei Veränderungen mitnehmen.
Letztlich hat sich die CDU-Frechen Anfang März für einen personellen Neuanfang entschieden und ist mit der Frage nach einer Kandidatur auf mich zugekommen. In einzelnen Fragen stimmten die Auffassungen von CDU und Bürgermeisterin nicht mehr vollständig überein. Ich habe mit meiner Frau kurz und heftig überlegt und dann zugestimmt. Die Mitglieder haben meine überraschende Kandidatur dann mit über 94 Prozent unterstützt. Seitdem kann ich mich auf ein sehr motiviertes Team verlassen.
Aufgrund Ihres beruflichen Rückzugs als Kommunikationschef der Metro sind Sie nun der einzige „hauptberufliche Bürgemeister-Kandidat“ in Frechen. Sehen Sie darin Vorteile zu Ihren beiden Herausforderern Uwe Tietz (SPD) und Wolfgang Höfig (Perspektive für Frechen)?
Das ist eine ganz persönliche Entscheidung, die ich für mich getroffen habe. Ich bin für manche ein „neues Gesicht“. Darin sehe ich im übrigen auch eine Chance für einen frischen Start im Rathaus. Meine Aufgabe ist es, mich in kurzer Zeit den Menschen vorzustellen und ins Gespräch zu kommen. Das Pensum an Terminen und Zeit, das ich im Wahlkampf von mir erwarte, ist sehr hoch.
Meine Mitbewerber sind entweder deutlich früher in ihre Kandidatur eingestiegen oder haben bereits in der Vergangenheit kandidiert. Also muss ich Geschwindigkeit aufnehmen. Sollte es mit der Kandidatur wider Erwarten nicht klappen, trage ich das Risiko. Eine Rückkehroption zum alten Arbeitgeber gibt es für mich nicht.
Sie sind besonders in Königsdorf, unter anderem als Vorsitzender des größten Frechener Sportvereins TuS Königsdorf bekannt – wie wollen Sie die Frechener aus den anderen Stadtteilen von sich überzeugen?
Zu Beginn bekam ich oft zu hören: „Sind Sie der aus Königsdorf?“ Das hat etwas abgenommen, weil viele Leute mich jetzt kennen. Es wird höchste Zeit, dass wir alle begreifen, dass die Stadt Frechen letztlich von der Vielfalt ihrer Stadtteile lebt. Das macht doch die Stärke dieser Stadt aus!
Ob Bachem, Habbelrath, Buschbell oder in anderen Stadtteilen – überall haben wir lebendige Vereine und Menschen, die sich vor Ort engagieren. Ich bin aber auch der Erste, der den Königsdorfern sagt: „Kommt doch bitte mal zum Schlemmer- oder zum Töpfermarkt in die Innenstadt.“ Vielleicht liegt in meiner Kandidatur auch die Chance, dass wir in der Stadt näher zusammenrücken.
Was sind für Sie die drei wichtigsten Themen im Wahlkampf?
Die Menschen erwarten, dass sie ihre Kinder in saubere und moderne Schule schicken können. Die Schulbauten und -sanierungen werden in den kommenden Jahren Fokus und viele städtische Ressourcen benötigen.
Die Leute wollen eine attraktive Fußgängerzone und auch in Zukunft gut bezahlte Arbeitsplätze in dieser Stadt. Also müssen wir den Strukturwandel mit überzeugenden Konzepten aktiv vorantreiben, öffentliche Fördermittel nutzen und neue Unternehmen ansiedeln.
Und die Menschen wollen für bezahlbare Mieten bzw. Preise Wohnungen oder Häuser in Frechen bekommen. Das gelingt nur, wenn wir mit den Bauträgern und Investoren kooperativ zusammenarbeiten, Investitionen ermöglichen und die bekannten Wohnbaugebiete in Grube Carl und Rhenania entwickeln.
Ein viel diskutiertes Thema in Frechen war und ist die Planung einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete in Königsdorf – wie stehen Sie dazu?
Die Stadt hat auf die Zuweisungen von Geflüchteten keinen direkten Einfluss. Sie muss die Menschen unterbringen, und zwar in allen Stadtteilen. Zwei große Sporthallen waren über dreieinhalb Jahren belegt - viel zu lange.
Jetzt setzt die Stadt ein multiples Unterbringungskonzept um, das der Rat mehrheitlich beschlossen hat und die Hallen werden frei. Bei allen Geburtsfehlern, die mit einer mangelnden Information der Bürger zu tun haben, hat eine ZUE unbestreitbare Vorteile für die Stadt Frechen. Doch die Genehmigungen verzögern sich, der Pachtvertrag steht noch nicht.
Und im Rahmen eines Bauantrags müsste gutachterlich sichergestellt werden, dass das benachbarte Natura2000-Schutzgebiet nicht beeinträchtigt wird. Außerdem ist ein ordnungsgemäßer Betrieb über einen Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Betreiber abzusichern.
Es liegen also noch einige Hürden auf dem Weg. Gleichzeitig arbeitet die Bundesregierung daran, dass die Zahlen in der irregulären Migration nach unten gehen. Insofern sollten wir die weiteren Schritte abwarten.
Worin sehen Sie die größten Probleme in Frechen?
Die Stadt hat – ebenso wie andere Kommunen auch – zu kämpfen mit Personalmangel und engen Haushaltsgrenzen. Hinzu kommt ein schleichender Vertrauensverlust in städtisches Handeln, zum Beispiel wegen der geschlossenen Sporthallen oder dem Terrassenfreibad, das auch in diesem Sommer wider Erwarten nicht öffnet. Das ist nicht gut.
Wir müssen wieder Vertrauen aufbauen, indem wir die vereinbarten Themen effektiv bearbeiten: durch klare politische Führung, Priorisierung und mehr Transparenz gegenüber den Bürgern. Klar, Fehler können passieren, daraus müssen wir lernen. Aber eine Angstkultur im Rathaus zu befördern, wäre der falsche Weg. Im Gegenteil, wir brauchen mehr Klarheit, mehr Mut und mehr Initiative!
Wo liegen die besten Chancen für die Stadt?
Frechen bietet herausragende Chancen für einen gelingenden Strukturwandel. Die infrastrukturelle Anbindung, die Nähe zu den wirtschaftsstarken Metropolen, die industriellen Ressourcen für eine moderne Wirtschaftsstruktur sind unser Pfund, mit dem wir wuchern können. Außerdem haben wir eine überaus lebendige Stadtgemeinschaft, die ich persönlich unterstützen möchte.
Ich möchte auf zunächst drei Jahre einen jährlichen Preis für die Vereine stiften zur Förderung von besonderen Aktivitäten. Er wird „Hans-Willi Meier Preis für die Frechener Vereine“ heißen und von einem Beirat vergeben. Darüber freue ich mich sehr!
Was würden Sie bei einem Wahlsieg anders machen als Ihre Vorgängerin?
Jeder bringt seine eigenen Erfahrungen und Ideen mit in ein solches Amt. Ich verantworte seit knapp 30 Jahren die Kommunikation in großen Unternehmen. Das kann uns helfen. Als 1. Bürger dieser Stadt wäre es mein Amtsverständnis, die Anliegen der Bürgerschaft ins Rathaus zu tragen und umgekehrt das Handeln der Verwaltung zu erklären, beispielsweise mit Bürgersprechstunden oder Stadtteilgesprächen.
Was wünschen Sie sich für Frechen im Jahr 2030?
Ich bin entschlossen, Frechen zu einer Stadt zu machen, die zuhause ihre Hausaufgaben erledigt und die Probleme der Menschen löst, die im Rhein-Erft-Kreis vorangeht und die neue Impulse setzt. In 2030 soll der Strukturwandel fortgeschritten sein, neue Unternehmen haben sich angesiedelt und die Stadt verfügt über eine moderne Schullandschaft. Bürger, Politik und Verwaltung sind wieder näher zusammengerückt. Vor allem möchte ich, dass wir bei aller berechtigten Einzelkritik wieder überwiegend positiv über unsere Stadt reden und stolz sind auf das, was wir gemeinsam erreichen können!