FotografieFrechener ist ein weltweit gefragter Spezialist für Hasselblad-Kameras

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Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der eine Kamera repariert.

Eine ruhige Hand und manchmal auch eine Lupe sind notwendig bei der Reparatur.

Aus Leidenschaft gründete der Frechener Peter Gierens eine Werkstatt für Hasselblad-Kameras und hat weltweit rund 5000 Kunden.

Wenn früher der Name „Hasselblad“ fiel, bekamen Fotografen glänzende Augen, denn diese Mittelformat-Kamera war so etwas wie der Rolls Royce unter den analogen Fotoapparaten und genoss weltweiten Ruhm. Allerdings wurden die hochwertigen Kameras, die auch die Nasa für ihre Mondexpeditionen einsetzte, überwiegend in Studios benutzt, weniger im Freien bei der Reportage.

Sie haben auch heute noch ihren hohen Wert, immer noch gibt es Fotografen, die auf das schwedische Produkt schwören, denn die Kameras können inzwischen dank einer digitalen Rückwand auch ohne den guten alten Rollfilm benutzt werden.

Was aber, wenn die Kamera zickt, wenn Teile verschlissen oder defekt sind? Das V-System wird in Schweden schon länger nicht mehr vertrieben oder gar repariert. Und auch sonst sind Fachleute, die helfen können, dünn gesät. Wer Glück hat, der kann seine defekte Kamera aber auch in der Region, in Frechen-Buschbell, reparieren lassen, denn hier sitzt mit Peter Gierens einer der wenigen Fachleute, die diese Kamera noch in Schuss halten und auch die notwendigen Ersatzteile besitzen.

Fotos für Gitte, Roy Black und Tony Marshall

Der gebürtige Frechener, der eigentlich Polizist werden wollte, nach der Grundausbildung aber der Uniform doch Adieu sagte und eine Ausbildung zum Fotografen bevorzugte, hat sich nach eigenen Angaben im Laufe der Jahre weltweit einen Namen als Hasselblad-Spezialist gemacht. In einem Kölner Studio erlernte er die Grundlagen der Fotografie und hatte gleichzeitig das große Glück, dass hier auch viele Stars der damaligen Musikbranche vorbeikamen, denn das Studio machte auch Fotos für das Plattenlabel EMI Electrola. Gitte, Roy Black, Tony Marshall und viele andere Stars der damaligen Zeit wurden hier für die Cover ihrer Platten abgelichtet.

„Das war interessant, wie die sich so gaben. Aber mehr haben wir Mitarbeiter uns immer auf das Buffet gefreut, was aufgefahren wurde“, sagt Gierens und lacht. „Denn dann konnten wir uns hinterher auf die Reste stürzen.“ Doch mit der Fotografie allein wollte er sich nicht zufriedengeben, so holte er seinen Abschluss in der Abendschule nach.

Um das zu finanzieren, fuhr er in der Freizeit Taxi. Nebenbei beschäftigte er sich weiterhin mit der Fotografie, sparte auf die berühmte Hasselblad: „Ich habe viel in Frechen und Umgebung fotografiert und dokumentiert. Bin auf Baukräne geklettert, um von oben zu fotografieren, habe damals die Abrisse vieler Fabriken im Bild festgehalten.“ Irgendwann durfte der Frechener die Mittelformat-Kamera sein Eigen nennen. Und wie es so ist, wenn man viel damit arbeitet, sie funktionierte nicht mehr einwandfrei.

Mittlerweile habe ich weltweit rund 5000 Kunden.
Peter Gierens, Hasselblad-Spezialist

„Da ich nicht wusste, wer mir helfen kann, habe ich das Teil aufgemacht und nachgesehen.“ Er konnte den Fehler beheben, hatte Blut geleckt und beschäftigte sich darauf intensiver mit dem Innenleben der Kamera. Daraus wurde im Laufe der Zeit ein richtiges Gewerbe. „Es hat lange gedauert, bis mich Hasselblad akzeptierte. Inzwischen habe ich weltweit rund 5000 Kunden, beispielsweise in Südamerika, Südkorea, USA, China und Japan“, erzählt Peter Gierens, während er einige besondere Stücke aus dem Schrank holt.

Mal war eine Feder gebrochen, dann steckte eine lockere Schraube irgendwo quer im Gehäuse. Auch Saharasand oder Insektenkokons musste er schon aus den Kameras entfernen. Hobbypilot Gierens arbeitet eng mit Ulf Kühn in Ahrensburg zusammen: „Wir beide sind wohl mit die einzigen, die noch eine große Zahl an Ersatzteilen vorrätig haben.“

Eine komplette Werkstatt in den USA im Internet gekauft

Dass das so ist, liegt auch daran, dass der Frechener vor geraumer Zeit eine komplette Werkstatt inklusive der Spezialwerkzeuge und Teile in den USA über Ebay aufgekauft hatte. Dennoch wird es immer schwieriger, manche Teile zu bekommen. Hier hilft zum Teil die Möglichkeit, diese mittels 3D-Drucker nachzubauen. In seinem Arbeitszimmer stapeln sich die Kartons mit defekten Kameras, die darauf warten, instandgesetzt zu werden. Gierens zeigt ein Objektiv, das beim Sturz eine heftige Delle bekommen hat. An einem anderen Teil ist die Schraube gebrochen, und der Verschluss des Akkufachs muss repariert werden. Aber für den Frechener ist auch das kein Problem, was für andere eine Last ist oder verzweifeln lässt, ist für ihn ein pures Vergnügen.

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