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Streit um Fledermaus-VorkommenQuarzwerke Frechen widersprechen dem BUND

Lesezeit 3 Minuten

Das Große Mausohr ist eine der Fledermausarten, die im Buschbeller Wald vorkommen.

  1. Streit um den Buschbeller Wald: Die BUND-Gruppe im Rhein-Erft-Kreis will dort angeblich eine seltene Fledermaus-Art entdeckt haben.
  2. Die Quarzwerke Frechen widersprechen dem vehement. Sie wollen ihren Tagebau auf dem Gelände erweitern.
  3. Abschließende Untersuchungsergebnisse sollen in Frechen Klarheit bringen.

Frechen – Die Quarzwerke Frechen und die BUND-Kreisgruppe Rhein-Erft streiten sich um das Fledermaus-Vorkommen im Buschbeller Wald. Laut BUND sind dort kürzlich verschollen geglaubte und vom Aussterben bedrohte Arten neu entdeckt worden.

Deswegen dürfe der Wald nicht weiter für den Sandabbau geopfert werden. Die Quarzwerke sehen keine Beweise für die Funde. Das Unternehmen spricht von „unnötiger Panikmache ohne Anlass und Fakten“. Unabhängig davon biete der Buschbeller Wald Lebensräume für viele verschiedene Fledermausarten, für deren Schutz man sich schon seit vielen Jahren einsetze.

Naturschützer des BUND hätten im Buschbeller Wald eine eigene Untersuchung der dortigen Fledermäuse durchgeführt, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisgruppe. Das Zwischenergebnis der noch nicht vollständig abgeschlossenen, externen wissenschaftlichen Artenanalyse liege nun vor. Demnach habe es Erstfunde von in Nordrhein-Westfalen bislang nicht nachgewiesenen Arten gegeben. Zudem seien verschollene Arten entdeckt worden, die lange Zeit nicht mehr nachgewiesen werden konnten.

Letzter Rückzugsort für die Nymphenfledermaus ist der Buschbeller Wald im Rhein-Erft-Kreis

Zu den jetzt nachgewiesenen Arten gehöre beispielsweise die Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe), die in sehr alten Laubwäldern lebe. Im Rhein-Erft-Kreis sei sie auf den Buschbeller Wald als letzten Rückzugsort angewiesen.

Die Quarzwerke wollen den Tagebau in den kommenden 90 Jahren schrittweise erweitern. Das Unternehmen versichert, dabei auf geschützte Arten Rücksicht zu nehmen.

Alle gefundenen Arten seien streng geschützt und teils vom Aussterben bedroht. In Anträgen der Quarzwerke für die Genehmigung von Abgrabungen seien sie nicht angegeben und folglich in den Genehmigungsverfahren der Behörden nicht berücksichtigt worden. Die BUND-Kreisgruppe habe die Behörden auf die Neufunde aufmerksam gemacht. Sie fordert, „die Fortführung der Zerstörung des Lebensraumes dieser streng zu schützenden Arten sofort zu untersagen“, wie es in der Pressemitteilung heißt.

„Die angeblich entdeckte Nymphenfledermaus ist eine Art, die bei Erfassungen leicht verwechselt werden kann“, sagt Quarzwerke-Biologin Britta Franzheim. Die Angaben des BUND seien nicht überprüfbar. Alle Fledermausarten, die im Buschbeller Wald vorkommen, stünden unter besonderem Schutz: „Sie werden von den Quarzwerken und unabhängigen Biologen regelmäßig erfasst und beobachtet.“

Da in den kommenden 90 Jahren ein Teil des Buschbeller Waldes schrittweise für die Gewinnung von Quarz in Anspruch genommen werden solle, würden die Arten in diesem Gebiet seit rund 20 Jahren durch Fachgutachter mit erheblichem technischen und zeitlichen Aufwand sehr genau kontrolliert. „Diese Erfassungen sind auch Bestandteil der Genehmigungsverfahren für unsere jeweiligen Tagebauvortriebe“, sagt Franzheim.

Quarzwerke Frechen: Keine Tagebau-Erweiterung in nächster Zeit geplant

Die Untersuchungsmethoden seien umfassend und auf dem neuesten Stand der Technik. Sie würden von allen Fachbehörden akzeptiert. „Zudem werden Jahre bis Jahrzehnte vor dem Eingriff Ausgleichsmaßnahmen geschaffen, die sicherstellen, dass der Lebensraum der Tiere erhalten bleibt“, so das Unternehmen.

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In nächster Zeit sei keine Erweiterung des Tagebaus geplant. Wenn dies der Fall sei, erfolge eine eingehende Untersuchung der Fledermausvorkommen unter Beteiligung der Fachbehörden. Franzheim: „Sollten dabei bislang nicht vorkommende Arten entdeckt werden, werden diese selbstverständlich nach den geltenden artenschutzrechtlichen Anforderungen berücksichtigt und geschützt.“

Ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, die zuständig für die Genehmigung des Tagebaus ist, wies auf Anfrage darauf hin, dass die Quarzwerke seit 2014 von einem externen ökologischen Büro begleitet werden, das besonderes Augenmerk auf den Artenschutz und die Fledermäuse legt. Derzeit gebe es keine Anhaltspunkte für neue Fledermausarten im Buschbeller Wald. Dennoch soll das Büro nun vor Ort die Vorkommen prüfen. Dies könne in Ruhe untersucht werden, da derzeit keine neuen Flächen in Anspruch genommen werden sollen. Deswegen bestehe auch kein akuter Handlungsbedarf.