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20. JahrbuchSpannende Geschichten aus der Historie Frechens

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Schwarz-Weiß-Bild ist ein Foto der Frechener Metzgerei Cohnen um 1925 zu sehen.

Ein Artikel handelt auch von der Frechenerin Henny Cohnen (4.v.l.). Das Foto aus der Sammlung Heeg zeigt die Familie vor ihrer Metzgerei um 1925.

Acht Autoren lassen in der Neuerscheinung des Frechener Geschichtsvereins in zehn Beiträgen auf 176 Seiten Ereignisse und Persönlichkeiten aufleben.

Ihre Kindheit sei eine glückliche gewesen, so erinnerte sich die 1919 in Frechen geborene Henny Cohnen: Ihre Eltern Bernhard und Amalie waren Inhaber einer Metzgerei auf der Hauptstraße 83, sie hatte viele Freunde und war eine gute Schülerin. Als kleines Kind trug ihr Vater sie abends die Treppen zu ihrem Schlafzimmer hoch und sang dabei „Hänschen klein“. Doch dann brach der Terror des Nazi-Regimes über die Familie hinein.

Nach der Kristallnacht im November 1938 floh die Familie nach Köln und versteckte sich bei Verwandten in einem kleinen Raum hinter einer falschen Wand. Hennys Vater und ihr Bruder Manfred fuhren in dieser Zeit nachts regelmäßig heimlich nach Frechen, um nachzusehen, ob endlich die beantragten Visen für die USA gekommen.

Die geflohenen Kinder haben ihre Eltern nie wieder gesehen

Als es eines Tages so weit war, gab es nur Visen für Henny und ihren Bruder. Die Geschwister ergatterten auf einer der letzten Überfahrten vor Kriegsausbruch nach Amerika einen Platz. Ihre Eltern haben sie nie wiedergesehen, lange Jahre wussten die Kinder nichts über deren Schicksal. Erst Hennys Sohn Barney Joel Stern konnte in den frühen 90-er Jahren herausfinden, dass die Eltern im Juli 1942 nach Minsk deportiert und erschossen wurden.

Wie ging es mit Hennys Leben weiter?

Wie es mit Hennys Leben in Amerika weiterging, wie sie ihre Familie vergrößerte und was sie damals auf der Flucht aus Frechen mitnahm, das alles hat ihr Sohn in einem mehrseitigen Artikel zusammen getragen, der in dem neuen Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins mit vielen Fotos der Familie erschienen ist.

Bereits zum 20. Mal gibt der Verein eine umfangreiche Sammlung von spannenden und abwechslungsreichen Beiträgen heraus: Die acht Autoren berichten in zehn Beiträgen auf 176 Seiten über die Geschichte Frechens und seiner Stadtteile. Etliche historische Fotos illustrieren die beschriebenen Entwicklungen und Ereignisse.

Auf dem Bild ist eine alte Postkarte zu sehen, die eine Brauerei in Frechen abbildet.

Der Frechener Geschichtsverein hat sein Jahrbuch vorgelegt, ein Artikel handelt auch vom Frechener Brauwesen bis zum 20. Jahrhundert. Das Foto zeigt eine Postkarte zur Brauerei Katterbach.

So hat sich Helmut Wirges mit der Geschichte der Brauereien in Frechen bis ins 20. Jahrhundert beschäftigt, ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Brauerei Katterbach. Mit dem Relief „Jonas und der Wal“, ein Kunstwerk, das die Fassade der ehemaligen Fabrik Cremer & Breuer zierte, setzt sich der Beitrag von Peter-Jakob Jakobi auseinander.

Mit der Lokomotive über die Hauptstraße

Generationen von Frechenerinnen und Frechenern sind nicht nur mit der Eisenbahn Finchen mitten durch die Hauptstraße gefahren, sondern waren auch bei der Köln-Frechener-Benzelrather-Eisenbahn beschäftigt. Ihre Geschichte, besonders in den Anfängen, zeichnet Paul Szablewski nach.

Auf dem Bild ist eine Schwarz-Weiß-Aufnahme der Hauptstraße zu sehen.

Der Frechener Geschichtsverein hat sein Jahrbuch vorgelegt, ein Artikel handelt auch vom Siedlungsbau in Frechen. Das Foto aus dem Archiv des Geschichtsvereins zeigt die Hauptstraße zwischen 1925 und 1928.

Volker H.W. Schüler liefert diesmal sogar drei Beiträge für das Jahrbuch: Im ersten beschäftigt er sich mit der wechselvollen Geschichte des Ehrenmals für die Gefallenen der deutschen Einigungskriege. In seinem zweiten Artikel geht es um die Geschichte des Frechener Tageblatts und schließlich erinnert er an ein schweres Unglück in der Brikettfabrik Schallmauer von genau 70 Jahren.

Auf dem historischen Bild sind Druckerei-Arbeiter zu sehen.

Ein Artikel beschreibt die Entwicklung des Frechener Tageblatts. Das Foto zeigt die Druckerei Dennert nach 1930.

Zu der aktuellen politischen Debatte in Frechen rund um den Wohnungsmangel und den öffentlich geförderten Wohnungsbau passt der Beitrag von Hubert Bühr: Er fasst die Geschichte des Siedlungsbaus in Frechen in den Jahren 1926 bis 1929 zusammen.

Frechen: Die Stadt gehörte in den 20er-Jahren zu den Vorreitern des sozialen Wohnungsbaus

In der Amtszeit von Bürgermeister Dr. Peter Toll gehörte Frechen in den späten 1920er Jahren deutschlandweit zu den Vorreitern des sozialen Wohnungsbaus. Mit den zahlreichen Siedlungsprojekten (Freiheitsring, Keimes-, Heinrich- und Friedenstraße) verwirklichte der Frechener Architekt Julius Gatzen seine Vision vom „Neuen Bauen“.

Das Foto zeigt die Friedensstraße um 1954

Der Frechener Geschichtsverein hat sein Jahrbuch vorgelegt, ein Artikel handelt auch vom Siedlungsbau in Frechen. Das Foto aus dem Archiv des Geschichtsvereins zeigt die Friedensstraße im Jahr 1954.

Der Vorsitzende des Vereins, Martin Bock, blickt anhand von zeitgenössischen Pressemitteilungen auf die Entstehungsgeschichte der Kirche St. Ulrich und St. Ägidius zurück, die kürzlich ihr 60-jähriges Kirchweihjubiläum feierte. Manfred Weber hat in seiner Chronik die erinnerungswürdigen Ereignisse in Frechen in den vergangenen zwölf Monaten zusammengefasst. Jochen Menge und Wolfgang Glaser unterstützten die Publikation als Korrektoren.

Das Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins kostet im Handel 15 Euro und ist in den Frechener Buchhandlungen Mayersche und Brauns sowie bei Tabakwaren Kröpfgans und dem Zeitschriftenhandel Schwieren in Bachem erhältlich.