„Massiv unterbesetzt“Personalmangel in Frechener Kitas könnte Bildung der Kinder beeinträchtigen

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An der Wand hängen Kinderstiefel mit dreckigen Sohlen

Für drei Monate sollen die Kindergärten der Kolpingstadt früher schließen und später öffnen.

Eltern beschweren sich über zu wenig Personal. Angesichts der Lage fürchtet ein Vater um die Einhaltung der Aufsichtspflicht.

Der landesweite Fachkräftemangel in den Kitas trifft auch Frechen. In den städtischen Einrichtungen sind 7,62 Stellen bei den Erziehern und 13,74 Stellen bei den Kinderpflegern nicht besetzt – die krummen Zahlen ergeben sich durch unterschiedliche Teilzeitmodelle.

Mehrere Stellen sind dauerhaft ausgeschrieben. „Oftmals gelingt es in den Kitas, in denen nicht alle Stellen besetzt sind, nicht, Krankheitsausfälle im Team selbst aufzufangen“, teilt die Stadt auf Anfrage mit: „Springerinnen gibt es nicht mehr, da diese alle langfristig auf vakanten Stellen eingesetzt sind. Viele Mitarbeiterinnen sind in Teilzeit tätig, sodass die Gewährleistung der Nachmittagsbetreuung bei hinzukommenden Krankheitsausfällen oftmals schwierig ist.“ Zudem rechne man mit einem steigenden Bedarf.

Verwaltungsleiter im Seelsorgebereich spricht von erfüllten Vorgaben

Anders sei das bei den Kitas in der Trägerschaft des Katholischen Kirchengemeindeverbandes Frechen, teilt Stefan Jans mit, Verwaltungsleiter im Seelsorgebereich: „Alle Einrichtungen erfüllen die Vorgaben des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) zur Personalausstattung, zwei erfüllen darüber hinaus auch den erhöhten ‚Bistumsstandard‘, das heißt: die dauerhafte Besetzung eines Personalpuffers.“

Was zunächst beruhigend klingt, schränkt Jans jedoch gleich wieder ein: Eine Einrichtung arbeite wegen eines Falles von Mutterschutz nicht in voller Besetzung, in zwei Kitas gebe es Ausfälle wegen Arbeitsunfähigkeit.

Vater sorgt sich um Einhaltung der Aufsichtspflicht

Wie Familien das in der Praxis erleben, schildert ein Vater, dessen Kinder eine der katholischen Kitas besuchen. Um Schwierigkeiten für seine Familie zu verhindern, möchte er anonym bleiben. „Die Kita ist massiv unterbesetzt“, klagt er: „Seit dem Herbst werden Eltern fast wöchentlich gebeten, ihre Kinder früher als sonst abzuholen – so wird vermieden, dass der Notbetrieb erklärt und der LVR hinzugezogen werden muss.“

Unter solchen Umständen ist das keine Bildungseinrichtung, sondern eine Verwahranstalt
Aussage eines anonymen Vaters

Per Mail werde ein System nach dem Motto „First come, first serve“ kommuniziert. Dann gelte: Nur eine bestimmte Anzahl von Eltern, die frühzeitig Bedarf anmelden, dürften ihre Kinder bringen. Die Sorge des Vaters: „Unter solchen Umständen ist das keine Bildungseinrichtung, sondern eine Verwahranstalt.“

Aber selbst die Aufsichtspflicht sei mit solch knapper Personalsituation nicht einwandfrei gewährleistet, insbesondere im Außenbereich sei es dann kaum möglich, alle Kinder im Blick zu haben. Von Bekannten habe er gehört, dass nach Einschätzung von Grundschullehrern Erstklässler aus den entsprechenden Einrichtungen weniger Basiskompetenzen mitbrächten als andere.

Ausfälle temporär überschaubar

Entgegen dieser Schilderungen schreibt der Verwaltungsleiter des Seelsorgebereiches: „Personelle Vakanzen gibt es in keiner der vier Kitas des Kirchengemeindeverbandes Frechen.“ Aktuelle Ausfälle ordnet er als temporär überschaubar ein.

Aufgrund des Fachkraftmangels seien befristete Nachbesetzungen kaum zu realisieren, daher werde mit Personalabordnungen gearbeitet: Mitarbeiter aus Einrichtungen, in denen es noch Puffer gebe, würden zur Unterstützung hinzugezogen.

Die betroffenen Eltern steckten in einem Dilemma, schildert der Vater. Sie sorgen sich, dass die wenigen Fachkräfte am Markt nicht dorthin möchten, wo die Personalsituation angespannt sein könnte. Andere fürchten sogar, dass ihnen der Betreuungsplatz gekündigt werden könnte, wenn sie laut Kritik äußerten. Andererseits wünschen sie sich Aufmerksamkeit für das drängende Problem.


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