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Mordprozess um Stefan RaaffPolizistin riet Boxer zur Flucht

Lesezeit 2 Minuten

Profiboxer Stefan Raaff ist mit sechs Schüssen erschossen worden. Das Bild zeigt ihn bei der Vorbereitung auf den WM-Kampf in Köln, der am 15.Dezember 2007 stattfand.

Köln – Machte sich der einstige Frechener Boxweltmeister Stefan Raaff mehr Sorgen um sein Leben, als die meisten seiner Bekannten bisher wussten? Zumindest war eine 45-jährige Polizeibeamtin des Landeskriminalamtes die einzige Zeugin, der Raaff Wochen vor seinem Tod offenbar anvertraut hatte, dass er Bedenken hinsichtlich eines Mannes hatte, der „irgendwann einmal mit einer Waffe vor mir steht“. Die Zeugin, die mit Raaff viele Jahre in einem Sportstudio trainierte, berichtete vor dem Landgericht, Raaff habe ihren Rat gesucht, wie er sich verhalten solle, „wenn er mit einer Knarre vor mir steht“. Sie habe seine Sorgen durchaus ernst genommen und ihm dringend empfohlen, „wegzurennen und keinesfalls stehenzubleiben“. Diese Alternative bot sich Raaff am 10. Dezember 2012 nicht mehr. Der 45-jährige Sportler wurde auf offener Straße vor der Wohnung seiner Freundin in Frechen-Königsdorf mit vier Schüssen getötet.

Der Mann, vor dem sich Raaff damals vermutlich fürchtete, soll Raaff unterstellt haben, ein Liebesverhältnis mit seiner Ex-Frau zu haben. Ebendiesem Mann, dem 47-jährigen Nasser A., wirft die Staatsanwaltschaft nun vor, den Frechener Boxer in jener Dezembernacht ermordet zu haben. Der Angeklagte bestreitet die Tat. Sicher ist, dass sich beide kannten. Verschiedene Zeugen sagten aus, den Angeklagten mehrfach im Frechener Kampfsportzentrum gesehen zu haben, in dem Raaff einst Trainerstunden gab. Auch privat müssen beide miteinander Kontakt gehabt haben. Mehrfach hätten sie private Gespräche geführt, zum Inhalt konnte bisher niemand etwas sagen.

„Mit Opiaten versorgt“

So wird von einigen Bekannten behauptet, Stefan Raaff sei von „einem Iraner“ mit Opiaten versorgt worden. Ob dieser „Iraner“ Nasser A. ist, blieb gestern eine Vermutung. Eine Vermutung auch von jenem Zeugen, der am 10. Dezember noch mit Stefan Raaff telefonierte, derweil die Schüsse fielen. Raaff war gerade in Königsdorf angekommen, stieg telefonierend aus dem Auto, als sein Telefonpartner Schreie und unverständliche Laute hörte. „Ich glaube, er wollte mir noch etwas sagen. Am Ende war nur noch ein Gluckern“, sagte der Zeuge. Dann sei das Gespräch abgebrochen. Raaffs damalige Lebensgefährtin, vor deren Haus sich die Tat ereignete, wartete in ihrer Wohnung auf dessen Rückkehr. Auch sie wusste, dass Raaff mit einem Mann in Unfrieden war und auch, dass Raaff Schmerzmittel, Amphetamine und Opium nahm, „um sich fit zu machen“. Woher er diese bezog, wusste auch sie nicht.