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Pflegestation in FrechenEin Heim für Meerschweinchen

Lesezeit 3 Minuten

Eines der Jungen, die zu siebt auf die Welt kamen.

Frechen – Es war zwar kein trojanisches Pferd, dafür aber ein trojanisches Meerschweinchen. Kurz nachdem in der Kleintierpflegestelle Frechen ein Weibchen mit drei kleinen Nachkommen abgegeben wurde, brachte es noch weitere sieben Meerschweinchen zur Welt. „Da war nicht nur ich ein wenig überfordert. Das war auch für das Tier ganz schön viel Stress – so ein Horrorwurf“, sagt Sonja Chiodo, die die Kleintierpflege ins Leben gerufen hat und seitdem betreut. Eine Züchterin habe ihr erzählt, dass sie noch nie einen Siebener-Wurf erlebt habe. Denn normalerweise bekommen Meerschweinchen zwei bis vier Junge.

Weil der Tag dieser Geburt auf einen Sonntag fiel, Chiodo aber Ziegenmilch brauchte, weil diese der Milch der Meerschweinchen am ähnlichsten ist, stand die Pflegerin vor einem Problem. Doch sie hatte Glück und bekam die Milch vom Gut Clarenhof. Einen Tag später versuchte sie, die Tiere dann mit Möhrenbrei für Babys zu füttern. „Die saßen in dem Teller und waren komplett vollgeschmiert, aber sie haben überlebt“, erzählt Sonja Chiodo heute.

Die Station von Sonja Chiodo wurde in den vergangenen Sommerferien nahezu von Meerschweinchen überschwemmt. Los ging es bereits eine Woche vor den Ferien. Jemand, der womöglich in den Urlaub fahren wollte, hatte einen Karton inklusive zweier Meerschweinchen vor die Tür gestellt. „Die Kiste war schon aufgeweicht. Wir hatten Glück dass die beiden Tiere nicht ausgebüxt sind.“ Eine Frau brachte zudem sechs Nager in die Station, die sie zuvor auf einem Sperrmüllhaufen in Köln gefunden hatte. „Zum Glück quieken die und wurden gehört“, sagt Chiodo. „Kaninchen hätten nicht auf sich aufmerksam machen können.“ Und so tummeln sich heute 21 dieser tagaktiven Nagetiere in ihrem Garten und mümmeln an Grashalmen.

Sonja Chiodo sucht nun nach verantwortungsvollen Haltern. Drei Anrufern, die ihren Kindern eins der Meerschweinchen zur Einschulung schenken wollten, sagte sie jedoch ab. „Meerschweinchen sind kein Kinderspielzeug. Sie mögen es nicht, ständig hochgehoben und rumgetragen zu werden“, erklärt sie. „Die springen rum, dann fliegt die Streu raus, sie werden unbequem und wieder weggegeben.“

Nicht einzeln halten

Man sollte sich bewusst sein, dass Meerschweinchen zwar Fluchttiere seien, die aber sehr sozial sind und daher nicht einzeln gehalten werden sollten. Wer sich also eins zulegen möchte, sollte das Tier nicht in einem nur 60x120 Meter großen Käfig halten in einer Nische im Kinderzimmer. Chiodo ist es wichtig, dass es möglichst eine Außenhaltung gibt. „Meerschweinchen kann man im Sommer wie im Winter draußen halten. Die stammen ursprünglich aus den Anden.“ Die Tiere würden rund acht Jahre alt – solange hätte man auch eine Verantwortung.

Wer ein Meerschweinchen oder ein anderes Kleintier haben oder abgeben möchte, kann sich melden unter ☎ 02234/273658. Sonja Chiodo freut sich auch über Spenden, um die Kastration der Böcke und das Futter zahlen zu können.