Traditionsunternehmen in Frechen-KönigsdorfBäckerei Mohr schließt im Juli

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Frechen – Sie hat ihm viele schlaflose Nächte bereitet und seiner Stimme hört man an, dass es wahrscheinlich die schwerste Entscheidung seines Lebens ist: Heinz Mohr schließt seine Bäckerei zum Juli. Damit geht nicht nur die Ära eines langjährigen Traditionsunternehmens von 1904 zu Ende, das sich erfolgreich in die Gegenwart gerettet hat, es schließt auch eine der letzten Handwerksbäckereien.

Der Grund: Die kleine familienbetriebene Bäckerei an der Aachener Straße in Königsdorf ist einfach an den Rand ihrer Kapazitäten gelangt. Es gibt zu wenig Kühlfläche, zu wenig Backfläche, überhaupt zu wenig Fläche, auch Parkplätze fehlen, monierten oft die Kunden, die für ihre Brötchen dennoch die schwierige Parksituation in Kauf nahmen. „Unsere Kapazitäten sind erschöpft, wir müssen alle Dinge dreimal in die Hand nehmen, weil wir zu wenig Platz haben“ , so Mohr, der die Bäckerei von seinen Eltern übernommen hat.

Auch die Maschinen seien alt geworden und müssten nach und nach erneuert werden. Monatelang habe er nach Alternativen gesucht. Er holte Angebote für einen Kühlkomplex ein, den er auf den Hof stellen wollte. Mohr dachte an Container, um darin zu backen und auch an einen Ausbau. „Wenn sie anfangen zu renovieren, wird das ein Fass ohne Boden“, erklärt ihm ein Baufachmann. Mohr prüfte auch die Option, den Betrieb gesundzuschrumpfen, das aber wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Sogar einen Neubau an gleicher Stelle hatte er erwogen, doch die Kosten hätte er nicht tragen können. Einen alternativen Standort in Frechen oder Brauweiler habe er wegen der Produktion auch zu Nachtzeiten nicht finden können.

Am Anfang dieser Woche trug er seinen Mitarbeitern seine Entscheidung vor, die er selbst erst in der vergangenen Woche gefällt hat. Einige hätten geweint, berichtet Mohr, doch sie hätten seinen Schritt nachvollziehen können. Immerhin arbeiteten sie inzwischen schon im Schichtbetrieb, um der Nachfrage Herr zu werden. Am Samstag fährt er wieder seine Brötchen-Tour und rechnet damit, viele Fragen von seinen Kunden gestellt zu bekommen. Er selbst weiß noch nicht, was er nach der Schließung im Juli tut. Er möchte nun erstmal seine Entscheidung sacken lassen. „Mit der Backstube sind so viele Erinnerungen verbunden.“

Zwei Dinge sind ihm zum Schluss noch wichtig: Er möchte seiner Familie und seinen Kunden für die Treue und Hilfe in all den Jahren danken, sagt er. Und seine Berufung als Bäcker stelle das nicht in Frage. „Ich bin immer noch begeisterter Handwerksbäcker.“

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