Freibad an der WiesenstraßeEin fast unglaublicher Jahrestag für das Kultbad

Zwei „Kierdorfer Mädchen“ posierten im Sommer 1943 auf dem Sprungbrett.
Copyright: Kathrin Höhne
Erftstadt – „Das Bad ist Kult“, sagt Nadine Müller über das Kierdorfer Freibad an der Wiesenstraße, das jedes Jahr zwischen Juni und August geöffnet ist. Bereits die Großeltern der 33-Jährigen kühlten sich an diesem Ort ab, und ihre beiden Kinder haben immer wieder Spaß daran, hier zu planschen und zu toben. „Wir kommen einfach gern hierher und wollen auch nicht weit fahren“, ergänzt ihre Mutter Margit Müller (61).
Beide Frauen finden es großartig, dass der Betrieb des Freibads ehrenamtlich läuft. Dem kann Axel Erhard nur zustimmen. „Wir sind froh, dass wir dieses Bad haben“, sagt der 40-jährige Kierdorfer. „Das Planschbecken für die Kleinen ist zudem super, die Eintrittspreise sind human und die Pommes schmecken gut“, erzählt er.

Kirstin Wendland (l.) und Sandra Getto engagieren sich seit vielen Jahren in der Freibadinitiative Kierdorf.
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Über so viel Zuspruch freuen sich die Aktiven der Freibadinitiative Kierdorf, die das Bad in privater Trägerschaft betreibt. Eröffnet wurde es vor 80 Jahren. Aus diesem Anlass gibt es zum Ende der Saison am kommenden Wochenende ein besonderes Kulturprogramm. Am heutigen Freitag, 30. August, tritt um 20 Uhr Kabarettist Robbi Pawlik alias „Bademeister Schaluppke“ auf, am Samstag, 31. August, tritt um 19.30 Uhr die kölsche Band Räuber auf. Karten sind noch an der Abendkasse erhältlich.
Sandra Getto und Kirstin Wendland stehen der Freibadinitiative vor. Die beiden Vorsitzenden wissen, dass dank der fleißigen Helfer, die viele ehrenamtliche Arbeitsstunden leisten, das Bad für Lebensfreude, Vertrautheit und Beständigkeit steht. Dafür pflegen 20 bis 30 Aktive des rund 300 Mitglieder zählenden Vereins regelmäßig das 9000 Quadratmeter große Areal mit 50-Meter-Becken (nicht beheizt), Wasserrutsche, Planschbecken, großer Liegewiese und Volleyballplatz.
Jubiläumsheft und der Rotstift
Über die wechselvolle Geschichte informiert ein reich bebildertes und schön illustriertes Jubiläumsheft, das in Zusammenarbeit mit dem Geschichtskreis Kierdorf entstanden ist. Als Einwohner des 3000-Seelen-Dorfes und als stellvertretender Vorsitzender des Geschichtskreises hat Manfred Lindenlaub auf 30 Seiten zahlreiche Fotos aus der Vergangenheit zusammengetragen.

Schon in den ersten Jahren kamen viele Kierdorfer in das Freibad, das 1939 eröffnet worden war.
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Vor Jahren sollte die Anlage dem Rotstift zum Opfer fallen, denn die Stadt musste sparen und wollte das marode Bad 2010 schließen. „Das konnten wir nicht zulassen“, sagt Getto. Es gründete sich die Initiative zur Rettung der Anlage. „Es war ein Wagnis, das glückte. Es braucht aber weiterhin viel Unterstützung.“ Im ersten Jahr des Bestehens des Vereins hatte die Kierdorfer Grundschule für das Bad einen Sponsorenlauf organisiert. „Damit konnten wir das Wasser bezahlen, um die Becken zu füllen“, berichtet Getto. „Für Renovierung, Instandhaltung und laufende Kosten in Höhe von jährlich mehreren Zehntausend Euro müssen wir ohne Zuschüsse auskommen.

Im Jahr 1960 rückten die Bagger an. Das Freibad Kierdorf wurde aufwendig umgebaut.
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Die Stadt zahlt eine Schwimmmeisterin“, ergänzt Wendland. Größere Investitionen wie etwa für neue Umkleidekabinen oder Damenduschen, die es inzwischen gibt, stellen die Initiative immer wieder vor Herausforderungen. Geplant sei, auch die Herrenumkleiden zu überholen. Hier helfen Einnahmen aus Konzerten oder Kabarett-Abenden, die aber nur mit ehrenamtlicher Kraft realisiert werden könnten, merkt Getto an. Auch künftig seien daher Ideen, Spenden, Helfer und Sponsoren gefragt.