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GersteDreschen bis in die Nacht

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Trotz der Frostschäden hoffen die Bauern auf eine gute Getreideernte. Nach der Gerste sind Roggen, Raps und Weizen an der Reihe.

Rhein-Erft-Kreis – Morgens sind sie nie zu sehen. Frühestens in den Mittagsstunden machen die Bauern sich derzeit mit ihren Mähdreschern in die Gerstenfelder auf. Erst wenn Sonne und Wind die Feuchtigkeit der Nacht aus den Ähren vertrieben haben, können sich die Landwirte ans Werk machen. Aber nur, wenn es trocken bleibt. Und das wünschen sich die Bauern für die nächsten drei Wochen. Falls das Wetter keine Kapriolen mit Sturm und Hagel bereithält, könnte die Getreideernte im Rheinland und im Rhein-Erft-Kreis „stabile Erträge“ liefern, sagt Friedhelm Decker. Er warnt allerdings vor frühzeitiger Euphorie: „Abgerechnet wird erst, wenn die Ernte im Sack ist“, so der Vorsitzende der Kreisbauernschaft. Er bittet die Menschen im Kreis daher um Verständnis dafür, dass die Landwirte jede trockene Phase intensiv nutzen, um die Gerste einzufahren. An trockenen Tagen ohne abendlichen Tau könne es dann vorkommen, dass bis tief in die Nacht gedroschen wird.

Die Startbedingungen für das Getreidewachstum waren in diesem Frühjahr denkbar schlecht. Vielfach entwickelten sich die im Spätherbst gesäten Sorten nicht. Als die ersten grünen Hälmchen durch die Krume des Ackers stießen, bildeten sich an vielen Stellen dunkle Flecken auf den Äckern. Von Wachstum keine Spur, die Saat war in den letzten Winterwochen erfroren. Allein in Nordrhein-Westfalen musten 60 000 bis 70 000 Hektar neu eingesät werden. Bundesweit mussten fast eine halbe Million Hektar umgebrochen werden. Die Bauern im Rheinland und speziell im Kreis seien aber noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.

Angst vor Regen

Der Mai blieb gemäß der alten Bauernregel „kühl und nass“ und wird den Bauern wohl „Scheun’ und Fass“ füllen. Deren größte Befürchtungen sind daher nun heftige Regenfälle. Nicht ohne Grund, denn bislang sind erst 73 Prozent der sonst üblichen Regenmengen niedergegangen. Die Ertragsprognosen entsprechen dem unterschiedlichen Wachstum: Der Bauernverband rechnet bundesweit mit einem Ertrag bei der Wintergerste von 6,5 Millionen Tonnen, 2,5 Millionen weniger als im Durchschnitt. Beim Sommerweizen, der im Frühjahr in die Erde gekommen ist, geht der Verband dagegen von überdurchschnittlichen Erträgen aus. Mit Spannung verfolgen die Landwirte im Rhein-Erft-Kreis die Preisentwicklung und blicken verhalten optimistisch auf den Weltagrarmarkt. „Getreide ist dort augenblicklich ein gesuchter Rohstoff“, weiß Decker. Und die Getreidepreise könnten sogar noch steigen, denn in vielen Teilen der EU, in den USA, den Schwarzmeerländern und Russland liegen die Ertragserwartungen deutlich unter denen der Vorjahre.