Grüne Oasen und PassivhausTag der Architektur im Kreis

Der Neubau von Boris und Eileen Burghardt in der Bedburger Erftstraße. Im hinteren Bereich entsteht ein weiterer Trakt.
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Rhein-Erft-Kreis – Als Geschäftsführer eines namhaften Bergheimer Holzgroßhandels sitzt der Mann sozusagen an der Quelle – kein Wunder also, dass Boris Burghardt und seine Ehefrau Eileen sich ihr neues Wohnhaus in Bedburg fast komplett aus Holz haben bauen lassen.
Das markante Gebäude, das dank seiner auffälligen Fichtenholzverschalung, den großen Fensterfronten und der modernen Quader-Formen ganz anders aussieht als die anderen schicken, aber konventionellen Einfamilienhäuser in der Erftstraße, gehörte am Wochenende beim Tag der Architektur zu den beliebtesten Anlaufpunkten. Auf Einladung der nordrhein-westfälischen Architektenkammer konnten am Samstag und am Sonntag im Rhein-Erft-Kreis insgesamt neun Objekte in Brühl, Erftstadt, Frechen, Bedburg und Elsdorf besichtigt werden.
Lebendiger Baustoff
„Ich liebe dieses Knacken und Knarren. Holz lebt. Es ist, wenn man’s richtig macht, das beste Baumaterial, das man sich denken kann, und es schafft ein wunderbares Raumklima“, schwärmt Boris Burghardt und klopft begeistert auf die Außenverschalung seines Hauses: „Die naturbelassenen Bretter werden einmal mit einer speziellen Vergrauungslasur behandelt und müssen danach im Gegensatz zu Holzfassaden mit Farbanstrich nicht mehr groß gepflegt werden. Einfacher geht’s nicht.“
Allerdings verbirgt sich hinter der drei Zentimeter dicken Fassadenverschalung eine ausgeklügelte Dämmung aus mehreren Schichten Isolierfolie, Spanplatten und Glaswolle. Auch unter den Holzdielen-Fußboden des nicht unterkellerten Hauses hat der Wassenberger Architekt Dirk Cordes mehrere Hartschaum-Schichten legen lassen. Zusammen mit den dreifach verglasten Fenstern sorgt das für hohe Energieeffizienz. „Wir können das ganze Haus, das im Endausbau für zwei Familien reichen würde und in zwei Wohnungen getrennt werden kann, mit nur drei Holzkaminöfen beheizen“, freut sich Boris Burghardt, „die Elektroheizkörper, die wir zur Sicherheit eingebaut haben, waren selbst im Winter fast nie im Betrieb.“
Wärmetauscher statt Heizung
Noch sparsamer heizt Andreas Heller, der stolze Besitzer des ersten Passivhauses in Elsdorf: „Im Prinzip komme ich völlig ohne konventionelle Heizung aus und habe trotzdem sommers wie winters optimale Temperatur.“ Das zweigeschossige Einfamilienhaus steht im Garten der elterlichen Jugendstilvilla auf dem Fundament eines ehemaligen Kutschenschuppens und ist äußerlich stimmig ans Hauptgebäude angepasst.
In Sachen Energieeffizienz gibt es allerdings himmelweite Unterschiede. Der Clou in Hellers Passivhaus ist ein mit minimalem Stromverbrauch auskommender Wärmetauscher. Er saugt kalte Außenluft an, wärmt sie auf, führt sie über ein aufwendiges Leitungssystem in die Wohnräume und leitet gleichzeitig die verbrauchte Innenraumluft nach draußen ab. In Verbindung mit einer hochmodernen Fassadendämmung und dreifach verglasten Fenstern macht dies eine Gas- oder Ölheizung überflüssig. Für warmes Wasser sorgen Sonnenkollektoren auf dem Dach und eine kleine Gastherme. „Ich war zunächst ein bisschen skeptisch, als mir das Planungsbüro Pier & Scholl diese Bauweise vorgeschlagen hat“, berichtet Heller, „aber es klappt wirklich prima. Die Kosten waren rund 15 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Bau, doch dafür habe ich jetzt fast keine Heizkosten.“
Skeptisch war auch der Lieferant, bei dem der Kölner Architekt Reinulf Padberg den Kautschukfußboden für die neue Mensa der Frechener Hauptschule Herbertskaul bestellt hat. „Er hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich ihm den von mir ausgewählten quietschgrünen Farbton zeigte. Inzwischen sind alle begeistert“, erzählt Padberg.
Sattes Grün
„Dieses satte Grün ist in einem solchen Gebäude vielleicht ungewöhnlich, aber die Farbe wirkt fröhlich, natürlich und kraftvoll, strahlt aber auch Ruhe aus.“ Überzeugungsarbeit musste Padberg auch bei der Suche nach einem Standort für die Mensa leisten. Eigentlich sollte sie an den hinteren Teil des Schulgebäudes angedockt werden; jetzt steht sie als separates Gebäude direkt an der Straße und wertet den gesamten Komplex dank ihrer modernen Holz- und Glasfassade deutlich auf.
Ein schönes Beispiel für gelungene Gartengestaltung konnten die Gäste beim Tag der Architektur am Frechener Kreuzacker entdecken. Hier hat die renommierte Kölner Landschaftsarchitektin Brigitte Röde einen rund 380 Quadratmeter großen Reihenhausgarten, der einst nur aus einer langweiligen Rasenfläche bestand, in eine grüne Oase verwandelt. Ein prägendes Element ist die Vielzahl von hoch wachsenden Schilfgräsern, Sonnenblumen und sorgsam ausgewählten Staudenpflanzen. Sie blühen im Jahresverlauf abwechselnd in unterschiedlichen Farben, sind sehr pflegeleicht und bieten zudem einen optimalen Sichtschutz. Ein rechteckiges Wasserbecken vor der Terrasse aus Bangkirai-Holz und eine gemütliche Sitzecke machen das kleine Gartenparadies der Eheleute Schenke perfekt. „Unser Garten hat es sogar schon in Fachzeitschriften und auf das Titelbild eines Gartenbuches geschafft“, berichtet der Hausherr stolz.