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Herbstzeit im Rhein-Erft-KreisIn den Wäldern sprießen die Pilze

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Pilze im Villewald: Forstamtsleiter Uwe Schölmerich ist fasziniert von den kleinen Kunstwerken der Natur.

Rhein-Erft-Kreis – Das milde Wetter lässt jetzt auch im Villewald überall die Pilze tausendfach aus dem Boden sprießen. „Sie sind wie Kunstwerke der Natur“, findet Uwe Schölmerich, Forstamtsleiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft. Zwar sei nicht jedes dieser Kunstwerke essbar, doch jedes Einzelne sei sehr wichtig für den Wald. Schließlich würden die Bäume und die Pilze ja in einer Art Lebensgemeinschaft, einer sogenannten Symbiose, miteinander leben. „Um zu gedeihen, brauchen sie sich gegenseitig“, so Schölmerich.

Der Forstamtsleiter kann sich zurzeit an den Prachtexemplaren gar nicht satt sehen. Einige leuchten wie rote, weiße und hellbraune Farbtupfer im grünen Moos, andere haben sich in der Farbe des Waldbodens getarnt und sind deswegen gar nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

„Die aktuelle Vielfalt ist einfach phänomenal“, sagt Schölmerich. Dabei sei der Villewald als Rekultivierungsgebiet noch relativ jung. „Dass hier überhaupt so viele verschiedene Pilze wachsen, ist an sich schon ein kleines Wunder“, erklärt er.

Und es bereitet ihm schon jetzt Sorgen, wenn er an die „Erntetrupps“ denkt, die in den vergangenen Jahren verstärkt von sich Reden machten. Teils sogar mit Bussen fuhren die Pilzdiebe an den Wäldern vor, um wie Heuschreckenvölker insbesondere die beliebten Pfifferlinge und Steinpilze flächendeckend abzugrasen, um sie dann kiloweise zu Geld zu machen. Zwar wisse er von einem solchen Pilzklau im Villewald noch nicht. Doch mit der Vielfalt der Pilze, steige auch dort die Gefahr, dass Pilzdiebe sich daran im großen Stil zu schaffen machen könnten. An anderen Orten sei durch die illegal kommerzielle Pilzernte die Vielfalt bereits gefährdet. „Jeder Waldbesucher darf nur für den eigenen Gebrauch und nur für eine Mahlzeit Pilze sammeln“, erklärt er. Das bedeute, höchstens 20 Pilze, maximal ein Kilogramm pro Waldbesucher. „Und wir kontrollieren das sehr genau“, warnt Schölmerich. Bei Missachtung der Regeln kündigte der Forstamtsleiter auch Strafen an. Massenhafter Pilzklau sei kein Kavaliersdelikt mehr. Denn dem Wald könne so Schaden zugefügt und den Tieren eine wichtige Grundlage der Ernährung genommen werden.

Um die Vielfalt zu erhalten, sollten auch niemals an einer guten Stelle alle Pilze abgepflückt werden. Denn die Pilze seien nur die eigentlichen Früchte der Kulturen, die tief im Waldboden stecken. Reiße man alle Früchte ab, verhindere man, dass sich die Kultur vermehren kann. „Sowieso empfehle ich, nur junge Pilze zu ernten“, sagt Schölmerich. Die dicken alten Pilze seien oft schon von Insekten oder Tieren angeknabbert – mitunter sogar madig. „Diese Pilze gehören dem Wald“, betont der Forstamtsleiter. Auch warnt er davor, unbekannte Pilze zu ernten. Kein Pilz sollte auf gut Glück aus dem Wald getragen werden, um ihn dann zu Hause in Bildern oder Büchern zuzuordnen. Es wäre eine Schande um jeden Pilz der im Müll landet, so Schölmerich. Generell verboten ist es, Pilze in Naturschutzgebieten und den Naturwaldzellen zu sammeln. Inzwischen seien sehr große Teile des Waldes nach der europäischen FFH-Richtlinie (Flora, Fauna, Habitat) unter Schutz gestellt worden. Dazu zählen Königsforst, Kottenforst, Siebengebirge, Teile der Ville, Königsdorfer Altwald, Knechtstedener Wald, Rheinbacher Wald. Vor Ort weisen Schilder „Naturschutzgebiet“ oder „Naturwaldzelle“ darauf hin.

www.naturschutzinformationennrw.de/nsg/de/start