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Hier bin ich daheimNaturbursche mit Witz

Lesezeit 6 Minuten

Das Rheinufer am Herseler Sportplatz. Hier kann man gut joggen und spazieren gehen.

Bornheim-Hersel – Bernd Stelter wohnt seit mehr als 20 Jahren mitten im Ort Hersel. Hier hat er ein Haus, dass so sehr nach den besonderen Wünschen seiner Familie gebaut wurde, „dass es so gut wie unverkäuflich wäre.“ Beim Richtfest sei auch sein Freund Rudi Carell dabei gewesen, erzählt Stelter. Der habe sich umgesehen und gefragt: „Warum baust du denn hier, wo dir jeder in die Fenster gucken kann?“ Stelter lacht: „Was soll ich sagen, genau deshalb habe ich ja da gebaut und nicht unten am Rhein.“

Das heißt aber keineswegs, dass Stelter den Rhein nicht zu schätzen wüsste. Er jogge meist am Rhein entlang, entweder über Graurheindorf oder Widdig führen seine gewohnten Strecken von sieben Kilometern Länge. Auf dem Leinpfad am Rhein, einem Teil seiner gewohnten Jogging-Strecke, saugt er die Luft tief in die Lungen. Mit dem Kopf im Nacken bewundert er die hohen Pappeln, die fast ihr ganzes Laub abgeworfen haben. Der Weg ist mit gelben Blättern übersät, es riecht nach Spätherbst. „Sehen Sie, das meine ich! Sowas gibt es nicht in Bonn oder Köln, da riecht es nirgends so“, ruft Stelter begeistert.

Obwohl diese ländlichen Aspekte Bornheims für Stelter sehr wichtig sind, unterstützt er durchaus auch die Versuche, Bornheim ein städtisches Gesicht zu geben. Sein liebstes Projekt und der nächste Ort, der ihm in Bornheim wichtig ist, ist das Theater im Kloster. Im Eingangsbereich studiert er erstmal die Plakate: „Mist, Anne Haigis spielt natürlich an einem Samstag in der Karnevalszeit. Da kann ich bestimmt nicht.“ Auch Stelters Frau engagiert sich für das Theater im Kloster. Sie kümmert sich oft um Kostüme. Stelters angestammter Tontechniker soll die neue Tonanlage im Kloster einrichten. Stelter selbst ist bereits mit Theatergründer Gerhard Fehn zusammen aufgetreten. Gage habe er keine verlangt. Fehn sei, ein ganz hervorragender Schauspieler, der einfach nicht so viel Glück gehabt habe wie er selbst. „Was ich dazu tun kann, dass es dieses Theater noch lange gibt, tue ich gern.“

Bernd Stelter ist 1961 in Unna geboren. Er wohnt seit 1991 in Bornheim-Hersel, zunächst in einem Reihenhaus, später hat er selbst ein Haus gebaut. Stelter ist verheiratet und hat zwei Kinder. Eine von ihm finanzierte Bürgerstiftung „Unsere Kinder, Unsere Zukunft“ unterstützt im die Arbeit der Streetworker. So ist von der Stiftung ein Bus für sie angeschafft worden.

Kurz vor seinem Diplom in Volkswirtschaft hat Stelter das Studium abgebrochen: „Mir war die Gitarre einfach lieber.“ Er hat mehrere Platten veröffentlicht, hat beim Radio moderiert und ist mit Musik- und Kabarettprogrammen aufgetreten. Stelter hat als Moderator und Schauspieler für RTL und WDR gearbeitet. Seit 1988 ist er als „Werbefachmann“ im Kölner Karneval aktiv. (ms)

Nach den Stücken, so erzählt er, könne man im Steakhaus „El Loco“ an der nahe gelegenen Tennisanlage gut essen gehen. „Die sind sehr nett da. Nach unserer Premiere hab ich angerufen und gefragt, ob noch irgendwo ein halbes Steak in der Küche rumfliegt, das man für uns warmmachen könnte.“ Letzten Endes wurde extra noch einmal der Herd angefeuert, „und wir bekamen ein Festmahl.

Über sein Engagement für das Theater und die von ihm gegründete Stiftung kommt Stelter ins philosophieren. „Es ist durchaus so, dass ich gern und viel arbeite. Mich übernehmen fällt mir nicht schwer“, sagt Stelter im Auto auf dem Weg zum Golfplatz Römerhof. Er erzählt, er habe vor einiger Zeit einen Artikel über das Burn-out-Syndrom gelesen. Darin habe gestanden, dass Menschen gefährdet seien, die sich nicht entspannen könnten. „Wenn man mich fragt, was ich zur Entspannung tue, dann kann ich sofort antworten. Und ganz oben auf der Liste steht Golf.“ Er sei kein sehr guter Golfer, so Stelter, oft wünsche er sich, er wäre schon 15 Jahre früher zu den Sport gekommen, den er eher zufällig entdeckt hat. Eigentlich war ein Segelurlaub geplant, aber das Wetter hat nicht mitgespielt. „Da gab es noch die Auswahl zwischen Bogenschießen und Golf. Der Familienrat hat dann – zum Glück – auf Golf entschieden.“

Auf dem Platz falle jeder Stress von ihm ab. „Es gibt nur noch diesen kleinen weißen Ball, der in das noch kleinere Loch da hinten muss.“ Darauf schrumpfe in dem Moment die ganze Welt, und er kann die Arbeit vergessen. Er sagt, im Jahr sei er ungefähr zweieinhalb Monate auf Tour. Am Stück allerdings selten länger als eine Woche. „Mittlerweile richte ich meine Tourneen gern nach den Turnieren aus.“ Und wenn er unterwegs ist, geht er eben anderswo golfen. Das versuche er möglichst oft hinzubekommen, aber am liebsten spielt er in Bornheim beim Römerhof.

Auf dem Platz kommt wieder der Naturbursche Stelter raus, der davon schwärmt, wie sich der Golfplatz in den Kottenforst einfügt, der sich über die Spuren der Wildschweine freut, die manchmal „ein Green aufräumen.“

Stelter ist in Unna geboren, direkt hinter seinem Elternhaus war eine Kuhweide. Wann immer er Gelegenheit hat, kauft er genau dort Rindfleisch. Aber in Bornheim ist die erste Adresse für ihn Metzger Achim Reske, wenn es um Fleisch geht. Hier gibt es von Aufschnitt über die üblichen Fleischwaren bis hin zu einer enormen Auswahl an Wild alles was das Feinschmeckerherz begehrt. Vor der Metzgerei steht ein Anhänger mit Wildschweinen und Rehen, die noch verarbeitet werden müssen. „Das sehe ich nicht so gern“, gibt Stelter zu.

Reske begrüßt Stelter mit Handschlag. Gerade war er dabei, Wild zu zerwirken, für Stammkunden Stelter und die Presse kommt der Chef aber extra an die Theke. Stelter kauft Aufschnitt und zeigt sich dabei experimentierfreudig. „Was ist denn das Bunte dort? Ist das neu?“ „Das ist Pizzafleischkäse mit Paprika und Käse“, sagt Reske. „Ja das probieren wir mal.“

Allerdings muss Stelter anschreiben lassen. „Dass ich mich ohne Brieftasche ins Auto setze, ist mal wieder typisch für mich“, sagt er lachend. Überhaupt ist der Karnevalist und Komiker im Alltag gut gelaunt und witzig, ohne dabei zu wirken, als habe er ein auswendig gelerntes Witz-Repertoire.

El Loco Argentinisches Steakhaus, Wallrafstrasse 10

Theater im Kloster Secundastraße 2-4

Golfanlage Römerhof, Römerhof 1

Roisdorfer Frischetreff, Metzgerei Achim Reske, Bonner Straße 70-72

Mondorfer Fähre, Milchgasserweg

Das Auto ist das wichtigste Transportmittel. Zu den Dingen, die er an Hersel schätzt, gehört auch die gute Anbindung. In 20 Minuten könne er überall sein, ob am Flughafen, am ICE-Bahnhof in Siegburg oder in der Kölner oder Bonner Innenstadt. „Das schätze ich sehr an meinem Ort. Und die neue Autobahnabfahrt schenkt mir täglich zehn Minuten Lebenszeit.“ Voraussetzung für den Radius von 20 Minuten sei aber, dass er nirgendwo in einen Stau gerät. Dazu weicht er manchmal auch auf die Mondorfer Autofähre aus.

Die „neue“ Autobahnabfahrt, von der Stelter spricht, ist mittlerweile zehn Jahre alt. Der Edeka in Hersel heißt bei ihm wie bei allen Alteingesessenen noch immer „Sidi-Markt“. Bernd Stelter hört man an, dass er echter Bornheimer ist.