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Ort der BegegnungAlevitische Gemeinde errichtet neues Kulturzentrum in Hürth

Lesezeit 3 Minuten

Noch ist das Kulturzentrum eine Baustelle. Die alevitische Gemeinde präsentierte den Baufortschritt bei einer Führung.

Hürth-Hermülheim – Noch riecht es im neuen Kulturzentrum der alevitischen Gemeinde im Gewerbegebiet an der Daimlerstraße nach Farbe. Im Treppenhaus zum Obergeschoss eines Anbaus müssen noch Fliesen verlegt werden, auch die Küche ist noch nicht komplett. Doch wann im Saal die ersten Veranstaltungen stattfinden können, hängt nicht zuerst vom Fortschritt der letzten Arbeiten ab, sondern vor allem von der Entwicklung der Corona-Pandemie.

Ein Eröffnungstermin steht deshalb noch nicht fest. In dieser Woche führte der Vorsitzende der als Verein organisierten Gemeinde, Mehmet Ali Ates, aber schon mal einige Besucher durch die neuen Räume, darunter Bürgermeister Dirk Breuer und Aylin Kocabeygirli, stellvertretende Bürgermeisterin und Vorsitzende des Integrationsrats. Auf der anderen Straßenseite hatte die alevitische Gemeinde ab 2007 ihr Quartier, musste dann aber im März 2017 nach knapp zehn Jahren ausziehen, weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Die Halle der ehemaligen Tischlerei Seuren auf einem mehr als 1000 Quadratmeter großen Grundstück hat der Verein Ende 2018 gekauft. Dort wird die Gemeinde über deutlich mehr Platz verfügen. Zuvor hatte der Verein lange nach einem geeigneten Standort für das Kulturzentrum gesucht.

Viel Eigenarbeit

Seit gut einem Jahr bauen die Aleviten nun an ihrer neuen Begegnungsstätte. Weitgehend in Eigenarbeit haben Gemeindemitglieder eine Trennwand zwischen dem 340 Quadratmeter großen Saal und der Küche sowie einem Mehrzweckraum eingebaut, die Decke abhängt, einen neuen Kunststoffboden verlegt und die Wände verputzt sowie tapeziert. Auch die Elektroanlagen und die Heizung wurden erneuert. Im zweigeschossigen, neu errichteten Anbau sind die Sanitäranlagen und ein Waschraum für die rituelle Totenwaschung im Erdgeschoss eingerichtet, im Obergeschoss befinden sich Büros.

Die Investition beziffert Hasan Avsar von der alevitischen Gemeinde, der für die Koordination und Bauüberwachung zuständig ist, auf rund 700 000 Euro. Den kleinen Verein bringe das ehrgeizige Projekt dicht an seine finanziellen Grenzen, sagt Vorsitzender Ates. Schließlich stammt das Geld ausschließlich aus den Beiträgen der 200 Gemeindemitglieder, die in Hürth, Brühl, Erftstadt, Frechen und dem Kölner Westen leben, sowie aus Spenden.

Das Kulturzentrum spielt aber eine große Rolle für das Gemeindeleben der Aleviten. Dort treffen sich die Gemeindemitglieder zu Musik-, Tanz- und Folklore-Veranstaltungen, zu Bildungskursen und zum Gebet. Eine große Rolle spiele die Jugendarbeit, sagt Mehmet Ali Ates. Die alevitische Gemeinde ist anerkannter Träger der Jugendhilfe. Gemäß der alevitischen Glaubenslehre, die die Gleichheit der Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Geschlechts und ihres Glaubens in den Mittelpunkt stelle, solle das Kulturzentrum zu einem Ort der Begegnung und des Dialogs werden. Die alevitische Glaubensrichtung ist hauptsächlich in der Türkei verbreitet und nimmt Bezug auf den Islam.

Bürgermeister Dirk Breuer sagte beim Ortstermin, er freue sich darüber, dass die Aleviten ihr neues Kulturzentrum wieder in Hürth errichteten. Für ihn sei wichtig, so Breuer, dass Hürth Heimat für Menschen vieler Glaubensrichtungen sein könne.