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Auszeichnung für Alfons DommaVom Pfleger zum Klinikunternehmer

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Hürth – „Ich hoffe, dass sich die Findungskommission heftig gestritten hat“, erklärte der neue Hürther Wirtschaftspreisträger Alfons Domma beim AWH-Frühjahrsempfang im Knapsacker Feierabendhaus augenzwinkernd. Nach eigenen Angaben hat er selbst mit sich gerungen, bevor er den Preis dann annahm – stellvertretend für die Mitarbeiter seiner Kliniken, die das Geld verdienten, das er für soziale Projekte ausgeben könne.

AWH-Vorsitzender Fidelis Thywissen hielt die Laudatio auf den gebürtigen Saarländer, den die Liebe ins Rheinland gelockt hat und der eine ungewöhnliche Karriere vom Schulabbrecher zum erfolgreichen Unternehmer gemacht hat. Das Jesuiten-Internat in der Eifel verließ Domma vor dem Abitur, um als Zeitsoldat am Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz eine Ausbildung zum Krankenpfleger zu machen. 1971 heiratete er seine Verlobte Margit und wechselte an das Elisabeth-Krankenhaus in Köln-Hohenlind. Er holte das Abitur nach und absolvierte dann eine kaufmännische Ausbildung bei der IHK. Nach Hürth zog er 1975, als sich Nachwuchs ankündigte – Domma hat zwei Töchter.

Zwischen 1975 und 1981 war Domma Pflegedienstleiter in der Seniorenwohnanlage Wetterstein in Brühl und wechselte dann in die kaufmännische Verwaltung der Allgemeinen Hospitalgesellschaft in Düsseldorf, die zahlreiche Sucht- und Psychosomatische Kliniken in Deutschland betreibt – 1988 wurde er Geschäftsführer.

Mit einem Partner gründete Domma schließlich die Salus Kliniken-Gesellschaft und übernahm 1992 eine Klinik in Friedrichsdorf im Taunus. Domma habe den „mutigen Schritt in die Selbstständigkeit“ gewagt, weil er von der zunehmenden Bedeutung der Suchterkrankungen überzeugt gewesen sei, so Thywissen. Die Zahl der Alkoholabhängigen sei in den vergangenen zehn Jahren um mehr als ein Drittel auf 1,6 Millionen gestiegen, 1,5 Millionen Menschen seien medikamentenabhängig, berichtete der AWH-Chef. Auch psychosomatische Erkrankungen wie Depression, Angst- und Essstörungen nähmen dramatisch zu.

Zur Hälfte Rentner

Die Salus-Gruppe, die Domma von Stotzheim aus lenkte, wuchs beständig, es kamen Kliniken in Friedberg, Castrop-Rauxel, Arnsberg sowie Neuruppin in Brandenburg dazu. 2009 eröffnete Domma eine Klinik am Willy-Brandt-Platz in Hermülheim und schloss dafür das Haus in Arnsberg. Inzwischen arbeitet Tochter Julia in der Salus-Geschäftsführung mit.

Thywissen würdigte auch das soziale Engagement des fußballbegeisterten Unternehmers. Domma Präsident des BC Berrenrath, nach der Fusion 2007 mit der SpVgg Hermülheim dann des FC Hürth und sponserte seinem Verein einen Kunstrasenplatz am Schulzentrum in der Sudetenstraße, der auch von Schulen und Klinik-Patienten mitgenutzt wird. In Stotzheim errichtete Domma nach der Schließung des katholischen Kindergartens die Kita Zwergengarten.

Inzwischen ist Domma, der in diesem Jahr 65 Jahre alt wird, nicht mehr Geschäftsführer, sondern „zur Hälfte Rentner und zur Hälfte Unternehmer“ – das gebe ihm mehr Zeit für ehrenamtliches Engagement, das er aus „reinem Egoismus“ betreibe, damit er sich in seiner Wahlheimatstadt Hürth wohlfühlen könne. Er ermunterte die Unternehmerkollegen, es ihm gleichzutun und in den Sport zu investieren. Auch an den Bürgermeister richtete Domma einen Appell: „Wir brauchen preiswerten Wohnraum.“ Es sei „unglaublich schwierig“ für Mitarbeiter, bezahlbare Wohnungen zu finden.