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Die Spur der Eier2000 Tiere in einem Stall

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Seit über 500 Jahren ein Familienbetrieb. Martin, Birgit und Werner Füngeling (v.l.)

Hürth – Woran es liegt, dass das eine Huhn weiße Eier, das andere aber braune Eier legt? Die Frage, die wohl auch schon bei Günter Jauchs Millionenshow zur Debatte stand, können Werner Füngeling (74) und sein Sohn Martin (43) sofort beantworten. „An der Farbe der Federn hinter den Ohren der Henne.“ Jetzt zu Ostern seien gerade wieder die weißen Eier sehr gefragt, weil sie leichter zu färben seien als die braunen. Warum aber ansonsten beim Kunden mehr braune Eier in die Einkaufstüte kommen? Da muss Martin Füngeling raten: „Wahrscheinlich verbindet man Braun eher mit Natur.“

Der Juniorchef des Wernerhofes in Hürth öffnet die Tür zu einem seiner Ställe. Mit lauten Gackern setzen die Hennen zur Flucht an, flattern aufgeregt umher. Staub wirbelt auf. Eine langgezogene Halle wird sichtbar. Der Boden ist mit Gras bedeckt, drei Reihen Spezialregale stehen an einer Wand. Bis zu 2500 Tiere teilen sich einen solchen Stall. Die Frage, welche Farbe welches Huhn hinter den Ohren hat, stellt sich dort nicht, denn die Hühner sind alle einfarbig. Weiß in dem einen Stall, braun in dem anderen.

Aktuell haben die Füngelings 12 900 Hennen. Dass die Nachfrage an Ostern, die mehr als 50 Prozent größer ist als sonst, gedeckt werden kann, ist Ergebnis eines genauen Zeitplans. Im Alter von 17 Wochen kommen die Legehennen vom Züchter in den Stall. Mit 20 Wochen haben sie sich soweit eingelebt, dass sie mit dem Eierlegen beginnen, allerdings ist es dann höchstens ein Ei pro Woche. In Höchstform sind die Hennen im Alter von 32 Wochen, dann legt ein Huhn in der Regel neun Eier in zehn Tagen. Spitzenhühner brächten es auf 330 Eier im Jahr, schwärmen die Füngelings. Die Kunst der passgenauen Produktion liege nun eben darin, die Hennen so einzustallen, dass sie genau in der Osterzeit auf dem Höhepunkt ihrer Legeleistung seien.

Steuern kann der Landwirt diese Produktion durch die sogenannte Mauser, während der die Tiere ihr Gefieder wechseln. Dafür begrenzen die Füngelings das künstliche Licht im Stall auf sechs bis acht Stunden am Tag , anstatt es wie üblich 14 Stunden brennen zu lassen, und setzen die Hennen auf minderwertiges Futter. Daraufhin kommt es bei den Tieren automatisch zu einer Legepause.

Nach sechs Wochen wird wieder auf normales Futter und Licht umgestellt, das Huhn hat wieder die volle Kraft „und die Schalen sind wieder glatt und dick“, so Füngeling senior. 125 Gramm Futter verputzt ein Huhn im Laufe des Tages. Das Futter bestimme den Geschmack des Eis, so Martin Füngeling. Ein Mix aus Sojaschrot, Weizen und in der Hauptsache Mais wird verfüttert, 1,5 Tonnen jeden Tag. In den Ställen geht es friedlicher zu, als man denken mag. Das Geheimnis liegt in der Hackordnung. Bei mehr als 50 Artgenossen verliere ein Huhn schlicht den Überblick, berichtet Werner Füngeling. Alles was darüber liege, führe zwangsläufig dazu, dass sich ein streitbarer Vogel zurückziehe.

In drei Etagen hocken die Hühner bei den Füngelings auf der Stange beziehungsweise auf dem Boden. Früher hatten die Hühnerhalter, die schon seit Generationen den Wernerhof betreiben, noch Käfighaltung. Die Verschärfung der Gesetze führte aber dazu, dass sie 2009 beschlossen, ganz auf Bodenhaltung umzusatteln. „Wer weiß, wann die nächste Gesetzesänderung gekommen wäre und was das wieder gekostet hätte“, begründet Sohn Martin die Entscheidung zur Umrüstung, die einiges an Geld verschlungen habe. Nach der alten Regelung für Käfighaltung standen einem Huhn wenigstens zehn mal 55 Zentimeter Platz zu, später waren es 800 Quadratzentimeter je Huhn. Bei der jetzigen Bodenhaltung teilen sich neun Tiere einen Quadratmeter Stallfläche.

Das Nest besteht aus Sandboden, einer Sitzstange, einem abgedunkelten Teil und einer Scharrfläche. Füngeling senior sagt: „Zum Eierlegen versteckt sich das Huhn gern.“ Besucher müssen vor Betreten des Stalls aus hygienischen Gründen Plastikhüllen über die Schuhe ziehen. Die größte Furcht des Hühnerbauern ist die vor Geflügelpest, die auch von Ratten und Mäusen eingeschleppt werden könne. Ebenso gefürchtet sind Salmonellen, weshalb von den Tieren der Füngelings alle drei Wochen Kotproben genommen werden.

Die Füngelings haben Fenster in ihre Ställe bauen lassen, sodass die Kunden vom Verkaufsraum zu den Hühnern schauen können. Die Kunden wollten eben wissen, woher die Eier kämen, sagen die Unternehmer. Im Sortierraum werden auf einer Maschine die Eier der Größe nach sortiert: S-, M-, L- und XL-Eier, von unter 53 bis über 73 Gramm Gewicht. Und wie schmeckt das perfekte Ei? Martin Füngeling nimmt ein buntes aus der Box: „Am besten nach acht bis zehn Tagen.“ Dann ließen sich die Eier nicht nur gut pellen, sondern hätten auch ihr volles Aroma.