Das Unternehmen stellt am Standort Monochloressigsäure her. Für die Beschäftigten sollen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden.
Mitte 2027 ist SchlussCABB legt Anlage im Chemiepark Knapsack still – 80 Jobs fallen weg

Der Chemiepark Knapsack verliert eine weitere Produktionsanlage.
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Das Chemieunternehmen CABB hat angekündigt, seine Produktionsanlage im Chemiepark Knapsack stillzulegen. Ab Mitte 2027 soll dort keine Monochloressigsäure mehr hergestellt werden. Von der Entscheidung sind rund 80 Mitarbeiter betroffen. Monochloressigsäure wird unter anderem für die Produktion von Seifen, Desinfektionsmitteln, Soßenbindern, Arzneimitteln und Kleister verwendet.
CABB stellt den Grundstoff bisher an zwei Standorten her: in Knapsack und in Gersthofen im bayerisch-schwäbischen Landkreis Augsburg. Künftig soll die gesamte Produktion in Gersthofen konzentriert werden. Als Grund nennt das Unternehmen strukturelle Überkapazitäten am Markt. Der Schritt sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der CABB Group langfristig zu sichern. Der Markt für Monochloressigsäure sei seit Jahren von Überkapazitäten, rückläufiger Nachfrage und wachsendem Wettbewerbsdruck geprägt. Damit spiegele er die schwierige Gesamtsituation in der Chemiebranche wider.
Hürth: Verhandlungen mit dem Betriebsrat
„Die Entscheidung zur Schließung des Standorts Knapsack ist uns sehr schwergefallen, und wir sind uns der weitreichenden Auswirkungen für unsere Kolleginnen und Kollegen bewusst“, erklärte Tobias Schalow, Geschäftsführer der CABB Group. „Wir haben in der Vergangenheit bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern – aufgrund der strukturellen Marktverschiebungen leider ohne nachhaltige Veränderung.“
Nach sorgfältiger Prüfung aller Optionen sehe CABB keine wirtschaftlich tragfähige Alternative. Schalow: „Wir werden die kommende Zeit nutzen, um gemeinsam mit dem Betriebsrat faire und verantwortungsvolle Lösungen zu finden und unsere Mitarbeitenden bestmöglich zu unterstützen.“
Chemiepark Knapsack richtet Fokus auf Kreislaufwirtschaft
Die lange Übergangsphase bis Mitte 2027 soll nach Unternehmensangaben sicherstellen, dass die Schließung geordnet, transparent und im engen Austausch mit Mitarbeitenden, Kunden und Partnern umgesetzt werde. Für die Beschäftigten in Knapsack sollen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden. Parallel zur Anlagenstilllegung in Hürth plant die CABB Group Investitionen in den Ausbau der Monochloressigsäure-Produktion in Gersthofen.
Das Unternehmen betreibt weltweit sechs Produktionsstätten für Vorprodukte, Wirkstoffe und Zwischenprodukte mit insgesamt rund 1200 Mitarbeitenden – neben zwei Werken in Deutschland auch in der Schweiz, Finnland, China und den USA. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte CABB einen Umsatz von mehr als 604 Millionen Euro.
Thomas Kuhlow, Sprecher des Chemieparkbetreibers Yncoris, sprach von einem „Schlag“, der den Standort in einer schwierigen Umbruchphase treffe. Umso wichtiger sei, die Neuausrichtung auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft konsequent voranzutreiben. In diesem Bereich gebe es positive Signale, etwa die Ansiedlung des Recyclingunternehmens Matterr, das 2026 mit dem Bau einer Pilotanlage zur chemischen Wiederverwertung von Polyester beginnen will. Der Kunststoff wird in Textilien und Verpackungen eingesetzt und gilt bislang als schwer recycelbar.
Die Nachricht über den Verlust von Arbeitsplätzen bewege ihn auch persönlich, so Kuhlow: „Gerade an einem familiären Standort wie Knapsack, wo man sich kennt.“

