ProjektDas AI Village in Hürth hilft Unternehmen beim Thema Künstliche Intelligenz auf die Sprünge

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Drei Männer und eine Frau auf der Empore eines Großraumbüros.

Setzen auf KI: Alex Dickmann und Marco Dederichs (hinten), Matthias Neugebauer und Julia Baltin im Studio 6 auf dem Euronova Campus.

Das AI Village in Hürth soll Künstliche Intelligenz erlebbar machen und Unternehmen bei der Einführung neuer digitaler Technik unterstützen.

„Wir haben den richtigen Riecher gehabt“, freut sich der Hürther Beigeordnete und Wirtschaftsförderer Marco Dederichs. Schon 2018 habe die Stadt im Zuge des Strukturwandelprozesses durch den Kohleausstieg auf ein Projekt zur Künstlichen Intelligenz (KI) gesetzt — jetzt sei das ein „ganz heißes Thema“. Im März hat das mit 14,7 Millionen Euro geförderte AI Village (90 Prozent davon aus Fördertöpfen zum Strukturwandel) den Betrieb aufgenommen und will jetzt richtig durchstarten.

Vier Projektpartner haben das AI Village auf die Beine gestellt: neben der Stadt der KI Bundesverband, die Rheinische Fachhochschule und das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme. Das AI Village ist Teil des digitalen Campus im Studio 6 auf dem Euronova Campus in Kalscheuren, zu dem auch das Blockchain Reallabor gehört, in dem es um sichere Datenübertragung geht.

Einst stand Hans Meister im Studio 6 vor der Kamera, jetzt dreht sich dort alles um KI

Wo früher Hans Meiser vor der Kamera stand, soll Künstliche Intelligenz erlebbar werden. Bei der Nacht der Technik konnten Besucher beobachten, wie ein KI-gesteuerter Roboter einen Zauberwürfel löst. Geplant ist ein Container, in dem ein vollautomatischer Supermarkt vorgeführt wird. Die Beispiele sollen die KI-Technik anschaulich machen: Computersysteme, die auf breiter Datenbasis Entscheidungen treffen, erklärt der Beigeordnete Dederichs. „Das System lernt dabei laufend selbst.“

Im AI Village sollen Fachleute aus- und fortgebildet werden, außerdem soll es „Erprobungsraum und Ideenschmiede“ sein, sagt Strukturwandelmanagerin Julia Baltin. Im Mittelpunkt steht aber das Knüpfen von Netzwerken. So sollen Unternehmen mit KI-Experten und Start-ups zusammengebracht werden.

Projektleiter: Künstliche Intelligenz ist in fast allen Branchen ein Thema

Projektleiter Alex Dickmann ist überzeugt, dass KI in fast allen Branchen ein Thema sein wird, auch für Mittelständler. Sie sollen im AI Village Ansprechpartner finden, so wie ein Garten- und Landschaftsbauer, der mit Unterstützung von Experten eine KI-gestützte Plattform entwickelt habe, um Swimmingpools zu konfigurieren und Kunden entsprechende Angebote zu machen.

„Jetzt vermarktet der Handwerker die Internetplattform“, erklärt Matthias Neugebauer, Geschäftsführer der AI Village. Das sei ein Beispiel für gelungene „Transformation eines bestehenden Geschäftsmodells in ein digitales Modell der Zukunft“. Neugebauer: „Da ist viel zu holen, gerade für Mittelständler.“

Das AI Village soll aber auch Vorbehalte abbauen und das Bild der KI als „Jobkiller“ geraderücken. KI werde Berufsbilder verändern, sagt Projektleiter Dickmann, aber auch neue Jobs schaffen. Teils könne KI Aufgaben übernehmen, für die sich kein Personal mehr finden lasse, sagt der Beigeordnete Dederichs. Die Stadt überlege, KI einzusetzen, etwa bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen.

Die Projektpartner sind sicher, mit dem AI Village innovative Unternehmen ins Rheinische Revier locken zu können. Dederichs: „Am Ende geht es darum, Arbeitsplätze zu schaffen und Wohlstand zu sichern.“ Im AI Village selbst werden zunächst 15 Stellen geschaffen. Gefördert wird es erstmal bis 2027, danach könnte ein von Unternehmen getragener Verein übernehmen.

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