Stadt hat sich verrechnetFläche für Wasserstofftankstelle in Hürth ist zu klein

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Das Foto zeigt das Grundstück an der Ecke Bonnstraße/Eschweiler Straße.

Auf diesem Grundstück an der Ecke Bonnstraße/Eschweiler Straße soll eine Wasserstofftankstelle gebaut werden.

Der Landesbetrieb Straßenbau NRW benötigt die Fläche für den Bau der Ortsumgehungsstraße Hermülheim (B265n). Das wurde übersehen.

Der Bau der Wasserstofftankstelle an der Ecke Bonnstraße/Eschweiler Straße verzögert sich weiter. Ursprünglich sollten dort bereits Mitte 2022 vor allem die Hürther Stadtbusse auftanken. Doch nachdem zunächst schlecht dokumentierte Altlasten das Projekt ausgebremst und deutlich verteuert hatten, stellte sich inzwischen heraus, dass auch die angegebene Grundstücksgröße nicht stimmt – die Fläche ist schlicht zu klein für die geplante Tankstelle.

Die zweite Wasserstofftankstelle ist erforderlich, weil die Kapazität der 2011 in Betrieb genommene Zapfstelle am Chemiepark für die Wasserstoffflotte des Stadtverkehrs nicht mehr ausreicht. Inzwischen fahren 16 Stadtbusse mit Wasserstoff. Die neueren Fahrzeuge können aufgrund neuartiger Tanks nicht mehr in Knapsack betankt werden. Die Busse müssen aktuell   in Nachbarstädte fahren, um aufzutanken.

Fläche wurde wegen ihrer Nähe zum Betriebshof des Busunternehmens Schilling ausgewählt

Bereits im September 2021 haben die Stadtwerke mit dem Industriegasunternehmen Air Products einen Vertrag über Bau und Betrieb der zweiten Wasserstofftankstelle abgeschlossen. Die 1700 Quadratmeter große Brachfläche in Hermülheim aus dem Bestand der Hürther Stadtentwicklungsgesellschaft (Hüsta) wurde auch aufgrund der Nähe zum Betriebshof des Busunternehmens Schilling an der Bonnstraße ausgewählt. Dort werden die Busse gewartet und nach Betriebsschluss geparkt.

Das Problem: Der Landesbetrieb Straßenbau NRW hat im Zusammenhang mit dem Bau der Ortsumgehungsstraße Hermülheim (B 265n) das Ende der Bonnstraße über das Hüsta-Gelände verschwenkt und neu an die Eschweiler Straße angebunden. Laut Planfeststellungsbeschluss muss die Hüsta die Straßenbaufläche an den Landesbetrieb verkaufen. Dazu gehört aber auch ein 2,50 Meter breiter Böschungstreifen am Straßenrand, den der Landesbetrieb laut Plan für Nebenanlagen wie Beschilderung und Leitplanken, aber auch zur Entwässerung der Fahrbahn kaufen muss.

Eine Umplanung sei wegen der engen Platzverhältnisse nicht möglich

Den Böschungsstreifen aber hatten die Stadtwerke nicht auf der Rechnung. Bei einer Vermessung nach Fertigstellung der Umgehungsstraße kam heraus, dass das verbleibende  Grundstück zu klein für die Wasserstofftankstelle ist. Das führt dazu, dass für Tankfahrzeuge zu wenig Rangierfläche bleibt. Eine Umplanung sei aufgrund der engen Platzverhältnisse nicht möglich, teilte der Vorstand der Stadtwerke dem Verwaltungsrat in nichtöffentlicher Sitzung mit.

Auf Anfrage dieser Redaktion wollten sich die Stadtwerke nicht im Detail äußern. Es gebe Abstimmungsbedarf mit dem Landesbetrieb Straßen NRW, der „sowohl Grundstücksfragen als auch verkehrstechnische Fragen“ betreffe.

Der Landesbetrieb gab sich weniger schweigsam. „Die Hüsta benötigt für die Tankstelle eine Teilfläche des Flächenstücks, das wir ihr eigentlich aufgrund des Planfeststellungsbeschlusses dort abkaufen müssten“, so Behördensprecher Torsten Gaber. „Nachdem die Straße B 265n nun aber fertiggebaut ist, haben wir festgestellt, dass wir nur einen Teil dieser Flächen benötigen.“ Auch zur Entwässerung des Rad- und Gehwegs werde nun doch nicht die gesamte Fläche benötigt.

„Wir haben den Stadtwerken und der Hüsta bereits mitgeteilt, wieviel der ursprünglichen Fläche wir mindestens benötigen“, so Gaber. Nun müsse der Bauherr die Ausführungspläne für die Tankstelle fertigstellen und erklären, welche Fläche zusätzlich benötigt werde. Gaber: „Wir stehen mit den Stadtwerken und der Hüsta in Kontakt, um die Vertragsdetails abzustimmen.“

Die Stadtwerke gehen inzwischen von einem Baubeginn im dritten Quartal aus. Auch die vorhandene Wasserstofftankstelle am Chemiepark soll an das Unternehmen Air Products verkauft werden, das sie auch errichtet hat und im Auftrag der Stadtwerke betreibt. Damit wollen die Stadtwerke Aufwendungen für Wartung und Reparatur einsparen, die sich laut Mitteilung an den Verwaltungsrat in den vergangenen drei Jahren auf fast 900.000 Euro summiert haben.

Fazit: Die Tankstelle sei für die Stadtwerke nicht wirtschaftlich zu betreiben. Gegenüber unserer Redaktion wollten sich die Stadtwerke dazu nicht äußern.

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