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Fahrgast verärgertBlindenhund findet provisorische Haltestelle in Hürth nicht

Lesezeit 3 Minuten

Die provisorische Haltestelle Am Wolterskreuz ist für Hermann Arens ein Problem. Führhund Rocko erkennt sie nicht.

Hürth-Kendenich – Eigentlich ist Busfahren für Hermann Arens trotz seiner starken Sehbehinderung kein großes Problem. Führhund Rocko leitet den 76-jährigen Kendenicher sicher zur nächsten Bushaltestelle. Doch an der Haltestelle Am Wolterskreuz unweit seiner Wohnung klappt das nicht mehr. Denn dort hält die Stadtbuslinie 720 nach Fischenich seit knapp einem Jahr an einer „Ersatzhaltestelle“, die provisorisch in einer Parktasche eingerichtet wurde. Doch Rocko schlägt dort einen Bogen.

„Der Hund ist auf den Straßenverkehr trainiert“, erklärt Arens. Der Vierbeiner erkennt, dass er vom Weg abkommen würde, und führt seinen Halter wie anderswo um die Parkbucht herum. Aber nicht nur Arens ärgert sich über das Provisorium. Weil die Haltestelle nicht barrierefrei ist, haben auch Fahrgäste mit Rollator oder Kinderwagen ein Problem, einzusteigen.

Kendenich: Bus kann ausgebaute Haltestelle nicht mehr ansteuern

Dass es die provisorische Haltestelle überhaupt gibt, hängt mit dem „Optimierungskonzept“ für den Stadtbus zusammen, das der Verkehrsausschuss im vergangenen Herbst mehrheitlich beschlossen hat. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021 biegt der Bus, der die Straße Am Heideberg hinauffährt, an der Kreuzung nicht mehr nach rechts in Richtung Alt-Hürth ab, sondern nach links in Richtung Fischenich.

„Der Bus kann damit die alte Haltestelle Am Wolterskreuz nicht mehr ansteuern“, erklärt Jürgen Wiethüchter, Abteilungsleiter Nahverkehr bei den Stadtwerken. Als Ersatz sei zunächst das Provisorium eingerichtet worden. „Es ist aber vorgesehen, die Haltestelle barrierefrei auszubauen.“

Wann das sein wird, kann Wiethüchter allerdings nicht sagen. Er werde anregen, dass der Umbau, der 15.000 Euro kosten soll, in den Wirtschaftsplan der Stadtwerke für 2023 aufgenommen wird.

Kendenicher spricht von einem „Schildbürgerstreich“

Ein grundsätzliches Problem, das Hermann Arens und andere Kendenicher beklagen, ist damit aber nicht gelöst. Denn seit Inkrafttreten des geänderten Fahrplans gibt es keine direkte Busverbindung mehr zwischen Kendenich und dem benachbarten Alt-Hürth. Die Linie 713 wurde vor Kendenich gekappt, und die verlängerte Linie 720 zwischen Hermülheim und Fischenich fährt nicht mehr über Alt-Hürth.

In dem Nachbarort würden aber viele Kendenicher zum Arzt, zum Einkaufen oder ins Café gehen, so Arens: „Hier im Ort gibt’s fast nichts mehr.“ Er selbst muss zweimal in der Woche zur Massage nach Alt-Hürth. „Mit dem Bus über Hürth-Mitte brauche ich 50 Minuten“, sagt der Kendenicher. Bislang sei er bei gutem Wetter zu Fuß gegangen. „Aber jetzt kommt der Winter.“ Die neue Linienführung ist für Arens ein „Schildbürgerstreich“.

Mit seiner Meinung steht er nicht allein da. Ortsvorsteher Frank Baer sagt: „Ich habe noch keinen Kendenicher getroffen, der die neue Linie besser findet.“ Jürgen Wiethüchter von den Stadtwerken bestätigt, dass es anfangs einige Beschwerden gegeben habe. Eine Änderung der Linien sei aktuell nicht geplant.