Kaffeeröster Ignazio Barbagallo setzt in seinem Geschäft in Hürth-Efferen auf Qualität und Handarbeit.
Serie „LadenLokal“Kaffeeröster aus Hürth erklärt: Was es für sizilianischen Espresso braucht

Aromen von Schokolade, Nüssen und Zitrone entlockt Ignazio Barbagallo den Kaffeebohnen durch verschiedene Rösttechniken.
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Eigentlich klingt alles sehr einfach. Für einen guten Caffè, wie er in seiner sizilianischen Heimat genannt werde, einen Espresso hierzulande, brauche es eine Mischung der zwei Kaffeesorten, die die größte Rolle im Kaffeegeschäft spielten: den körperreichen Arabica und den säuerlichen und Robusta, der mehr Koffein beinhalte. Und doch gebe es bei jeder seiner Mischungen wesentliche Geschmacksunterschiede, erläutert der Kaffeeröster Ignazio Barbagallo.
Vielfältige Aromen nach Schokolade, Nüssen, Nougat, aber auch Zitrone und anderen Früchten würden sich in erster Linie über die Nase entfalten. Wer also Spaß am Caffè haben möchte, dem empfiehlt Ignazio Barbagallo vor dem ersten Schluck an der vollen Tasse, aber auch nach der Leerung, einmal intensiv zu schnuppern. Freilich bedürfe es qualitativ hochwertiger Bohnen, und es komme auf die Röstung an.
Hürth: Ignazio Barbagallo betreibt eine Kaffeerösterei in Efferen
Die Petroncini, die Röstmaschine eines italienischen Herstellers, sei das Herzstück seines Lokals an der Esserstraße. Zehn Kilogramm noch grüner Kaffeebohnen schüttet er aus dem Eimer in den silbernen Trichter für den ersten „Crack“, die Vorröstung. Die verändere schon die inneren Strukturen der Bohnen und befreie sie von ihren Häutchen. Im zweiten Röstgang bei knapp unter 200 Grad für 22 Minuten erhalte die Bohne ihre tiefbraune Farbe und entfalte ihr Aroma.

Ausgangsprodukt sind die noch grünen Bohnen.
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Der Kaffeeröster prüft den Duft über einen kleinen Schieber an der Rösttrommel mit der Nase. „Zeit ist Geld“, heiße es hingegen in der industriellen Röstung, dort werde bei 600 Grad und mehr nur 90 Sekunden lang geröstet, der Kern bleibe dabei grün und mache den Kaffee bitter, erläutert Barbagallo.
Die Liebe zum Kaffee habe er 2002 während seines Jurastudiums entdeckt, da sei er als freier Vertreter einer Hamburger Kaffeefirma unterwegs gewesen. Später habe er Produkte sizilianischer Kaffeeröster in Deutschland vertrieben. Als die Zulieferer die Preise in die Höhe getrieben hätten, habe er sich 2014 entschlossen, selbst zu rösten. Seinen Namen Barbagallo habe er sich schon 2007 als Markenzeichen schützen lassen.

Die Tüten im Verkauf.
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Mit zwei Säcken Kaffee und der Petroncini habe er im Hürther Industriegebiet an der Alleestraße begonnen, als Autodidakt. Bald habe er 150 Kilogramm Bohnen täglich für Gastronomiezulieferer und Firmen geröstet, die seine Mischungen unter eigenen Labels verkauft hätten. Die Geschäfte seien gut gelaufen, bis die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gastronomiebranche zum Einbruch seines Kaffeehandels geführt hätten. Jetzt räume er sein Lager an der Alleestraße leer, leere Jutesäcke spendete er der Interessengemeinschaft „Clean up“ Hürth, um darin Müll zu sammeln.
Einen Neuanfang habe er mit dem Geschäft „Kaffeerösterei Barbagallo“ im Februar 2023 gewagt, diesmal mit dem Vertrieb seines Markenkaffees an Privatkunden. Das Geschäft in seinem Laden sei nur schleppend angelaufen, sagt der 54-Jährige.
Seine Idee, das Servieren von Kaffee und kleinen Beilagen auf einer Parkfläche gegenüber dem Schaufenster unter freiem Himmel zu beleben, sei bislang an behördlichen Vorschriften gescheitert. Die Kunden müssten sich durch den fließenden Verkehr auf der Esserstraße bewegen, das sei „ein Sicherheitsrisiko“. Mit diesem Argument habe ihm das Ordnungsamt eine Absage erteilt. Bürgermeister Dirk Breuer habe sich die Situation schon angeschaut, es habe sich seitdem nichts getan. Eines sei gewiss, sagt Ignazio Barbagallo, bringe der Laden auf Dauer nicht einen gewissen Umsatz, dann werde er die Zelte abbrechen und sich einen anderen Standort suchen.
Die Kaffeerösterei
Unter eigenem Label verkauft Ignazio Barbagallo selbst gerösteten Kaffee in seinem Laden namens „Kaffeerösterei“ in Hürth-Efferen an der Esserstraße 5. Verschiedene Sorten Arabica beispielsweise aus Äthiopien, Kolumbien, Peru oder Nicaragua und die Edelbohne „Jamaica Blue Mountain“ eignen sich für Kaffeemaschinen, Plunger oder als Filterkaffee.
Außerdem bietet er eigene Mischungen der Arabica-Bohne mit der Sorte Robusta aus Indien, Vietnam und Brasilien unter Bezeichnungen wie „Espresso Bar Knapsack“ oder „Veedels Espresso Efferen“ für die Zubereitung in der Espressomaschine oder der Moka Express Kanne an. Im Ladenlokal serviert Ignazio Barbagallo seinen Gästen seinen Kaffee selbst, begleitet von italienischem Gebäck. Der Kaffee kann auch hier bestellt werden. (otr)