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Serie „LadenLokal“ in ErftstadtWo die Lechenicher ihre ersten Füller kauften

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Eine Frau und ein Mann in roten Polohemden stehen vor einer Wand mit Stiften.

Seit 49 Jahren leiten Anna und Lothar Marschalleck ihr Geschäft an der Schlossstraße.

Im Schreib-Shop von Lothar und Anna Marschalleck gibt es neben Zeitschriften und Grußkarten alles für den Schul- und Bürobedarf.

Die Mutter Karin Hainke kann in aller Ruhe im Sortiment der Hochzeitsgrußkarten stöbern, während sich ihr dreieinhalbjähriger Filius in der Malecke die Buntstifte auf einem kreisrunden Blatt Papier vornimmt. Im Schreib-Shop von Lothar und Anna Marschalleck finde sie eine stilsichere Auswahl ohne allzu viel Schnörkel, sagt die Kundin. Der Laden sei eine Institution, schildert die Frau aus Lechenich, hier habe sie sich als Sechsjährige ihren ersten Füller kaufen dürfen. Im Schreibwarensortiment gebe es „immer alles“, aus kleinen Schubladen und Ecken zauberten die Inhaber das Gewünschte hervor.

Vor 49 Jahren, als frisch verheiratetes Paar, hätten sie das Schreibwarengeschäft vom Vorgänger im Hause der Schwiegereltern übernommen, schildert Lothar Marschalleck. Damals sei er 23 Jahre alt gewesen und tätig als Beamter bei der Stadt Köln. Da habe er gemerkt, dass das Beamtentum nichts für ihn sei. Die Sache mit dem Schreibwarengeschäft hätten sie „einfach probiert“, mit Erfolg, wie sich zeigte.

Schreibwarengeschäft-Inhaber sieht Supermärkte als Grund für das verschwindende Gewerbe

Erst vor elf Jahren hätten sie den alten Laden umgebaut und durch einen Durchbruch ins Ladenlokal einer ehemaligen Boutique im Nachbarhaus erweitert. Schreibwarengeschäft und ihren Copyshop zwei Ladenlokale weiter hätten sie so zusammengeführt. Mit neuen Böden, neuen Lampen und Inneneinrichtung erinnere heute nichts mehr an den alten Laden, schildert Lothar Marschalleck. Der Umbau sei notwendig gewesen, das Geschäft sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, die Kasse habe einfach nicht mehr gestimmt, erinnert sich Marschalleck.

Zu sehen ist eine Graviermaschine.

Auf der alten Graviermaschine aus den Gründungstagen des Geschäftes gelingen Lothar Marschalleck Namenszüge im Metall von Schreibgeräten.

Die Branche sei klein geworden, in den wenigsten Städten des Kreises gebe es noch ein Schreibwarengeschäft, sagt er. Viele Händler sagten, das Internet sei schuld, er sehe aber in den Supermärkten die Hauptverursacher des verschwindenden Gewerbes. Denn die Supermärkte führten mittlerweile die „Brotartikel“ der Branche, die Schulartikel, Stifte und Hefte. Auch Sammelbestellungen von Schulen seien weggefallen, Lehrer orderten heute ihr Material in speziellen Internetshops.

„Für karierte Maiglöckchen bleiben wir die letzte Bastion“, so nennt der Geschäftsmann Sonderwünsche der Kunden. In drei geräumigen Schubladen finden sich beispielsweise viele Hundert Füller, Tintenroller, Kugelschreiber und Bleistifte zusätzlich zu den Füllern für den Schulbedarf.

In fast fünf Jahrzehnten als Geschäftsmann habe er drei wesentliche Gesetzesänderungen erlebt, die Einzelhändlern das Leben schwer gemacht hätten. Mit der Aufhebung der Preisbindung habe die Ära ein Ende gehabt, die er noch „als Bub“ erlebt habe, als der teurere Artikel damals noch der qualitativ hochwertigere gewesen sei. Die Aufhebung der Branchenbindung habe die Grenzen großer Anbieter zu den Fachgeschäften aufgeweicht, und das Rabattgesetz führe mit der Ermöglichung von Slogans wie „70 Prozent auf alles“ die Kunden an der Nase herum, sagt der einstige, langjährige Vorsitzende der Lechenicher Werbegemeinschaft.

Von der Politik fühle er sich im Stich gelassen, die schmiedeten Plänen, selbst in kleinen Orten wie in Dirmerzheim einen Discounter zu genehmigen – „ein weiterer Sargnagel für den Einzelhandel“. Auch die Zahl der Parkplätze herunterzufahren, schade den Händlern im Ort. Krisen wie Corona, da habe er sein Geschäft schließen müssen, und auch die Flutkatastrophe hätte Defizite in der Kasse hinterlassen. Ob die Tochter einmal den Laden übernehme, sei noch nicht gewiss, erst mal heiße es für sie „weitermachen“, ist sich das Ehepaar einig.


Das Sortiment

Im Schreib-Shop Marschalleck gibt es außer Zeitungen und Zeitschriften, Kalendern, Grußkarten und Geschenkpapier und alles für den Schul- und Bürobedarf. Eine große Auswahl an Schreibgeräten rundet das Sortiment ab. Auf Wunsch graviert der Inhaber mit einer alten Maschine Namen und kurze Grußworte in die Metallhüllen von Schreibgeräten.

Einen Raum hat das Ehepaar für die Kopiermaschine reserviert, die Ausdrucke in Farbe bis DIN A 3 Größe erlaubt. Sie ermögliche auch den Ausdruck von Dokumenten vom Handy. Es sei ein Service, den häufig Bürgergeldempfänger in Anspruch nähmen, denen Behörden Formulare auf das Mobiltelefon schickten, sagt Lothar Marschalleck. Hier findet sich alles, was man für den Drucker zu Hause braucht, Papier in unterschiedlichen Qualitäten, eine große Auswahl an Druckerpatronen und Toner sowie Kleinzubehör für den Computer wie USB-Speicher.

Der Schreib-Shop ist in Erftstadt-Lechenich, Schlossstraße 4, zu finden. Man kann auch hier einkaufen. (otr)