Die Stele aus Schiefer markiert den Wasserstand und erinnert an die Solidarität 2021. Sie soll nach den Ferien im August eingeweiht werden.
Weinberg in ErftstadtEine Stele erinnert in Blessem an die Flutkatastrophe 2021

Millimeterarbeit: Das Fundament haben Karl Berger, Vorsitzender des Blessemer Bürgerforums, und Spender Gottlieb Richarz bereits im April ausgehoben und in Beton gegossen.
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Wie in Zeitlupe, fest am Haken eines Minikrans, schwebte gestern Morgen die gut 520 Kilogramm schwere Last ihrem Platz entgegen. Etwa eine Stunde zuvor war der Lkw von Bildbildhauerin und Steinmetzin Heike Kaspers aus Schuld in der Eifel hinter Burg Blessem vorgefahren. Geladen hatte sie eine gut 520 Kilogramm schwere Stele, acht gewaltige jeweils rund 250 Kilogramm schwere Natursteine und einen etwa 820 Kilogramm schweren an einer Seite abgeflachten weiteren Naturstein.
„Die acht dicken Steine werden hier als Sitzsteine unter den Silber-Ahorn und um den rund 820 Kilogramm schweren einseitig abgeflachten Stein platziert“, erklärte Günter Ott. Er ist Rotarier der Gruppe Köln/Ville und in Blessem zu Hause. Jeden Stein und auch den Tisch haben Sponsoren aus den Reihen der Rotarier bezahlt. Offiziell soll die Stele nach den Sommerferien im August eingeweiht werden.
„Das ist französischer Schiefer“, sagte Ott und zeigte auf die Stele. Und Karl Berger fragte sich, wie alt der Stein wohl sein mag. Er ist Vorsitzender des Blessemer Bürgerforums. Der Stein besticht durch seine edle tiefdunkle Farbe, die je nach Sonneneinstrahlung sogar ein bisschen bläulich schimmert. Aufgrund seines würdevollen Äußeren und seiner natürlichen und feinen Struktur scheint der Stein auch wie geschaffen für eine Erinnerungs-Stele.
Erftstadt: Erinnerungs-Stele in Blessem ist 2,37 Meter hoch
Ein Blickfang ist auch seine Größe – schmal und 2,37 Meter hoch. Genau in der Höhe der Hochwassermarke von Juli 2021 – auf 1,31 Meter sind an der Stele zwei feine aus Edelstahl geschaffene Wellen befestigt. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Berger.
Schon im April hatten er und sein Vereinskollege Gottlieb Richarz das Fundament nach Angaben des Steinmetz-Unternehmens ausgehoben und in Beton gegossen. „Was fehlt noch eine kleine Schiefertafel auf dem Sockel vor die Stele“, erklärte Ott, und Berger ergänzte: „Darauf soll stehen: ‚Wo Wasser trennte, hat Menschlichkeit verbunden.‘“
Das Wasser kam vor vier Jahren am 14. und 15. Juli. Im Rhein-Erft-Kreis, besonders aber in Erftstadt und in Blessem sind damals viele Gebäude im Hochwasser untergegangen. In Blessem flossen die Wassermassen der Erft in die Kiesgrube hinter der Burg und brachen sogar den Damm, was zu einem Erdrutsch führte. Gebäude, Straßen und Autos wurden von den Wassermassen mitgerissen und stürzten in die Grube.
Das kann heute nicht mehr passieren. Die Kiesgrube gibt es nicht mehr. Nach und nach verändert sich die Landschaft hinter der Burg. Der Radweg entlang der Erft soll neu gebaut werden. Ein zweiter Radweg führt künftig auch am Rebengarten und der Erinnerungsstelle vorbei, bevor er wieder im Erftradweg mündet.
Kreis- und kommunenübergreifend wird weiterhin an einem Hochwasserkonzept gearbeitet, um bei künftigen Hochwasserereignissen ausreichende Retentionsflächen und Rückhaltebecken nutzen zu können.„Auch in Erftstadt sind noch Retentionsflächen geplant, die zunächst aber in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung noch geprüft werden müssen“, sagte Bürgermeisterin Carolin Weitzel. „Auch daran wird zurzeit mit Hochdruck gearbeitet“, ergänzte ihr zuständiger Mitarbeiter Gerd Schiffer.